Oberhausen. Einem randvollen Auftakt in Zinkfabrik und Schlosshof folgen zehn Festival-Wochen. Dafür lohnt immer wieder der Blick in den „Freistil“-Kalender.

Mit einem kulturellen Sommer-Budget von über 450.000 Euro lässt sich reichlich Programm machen. „Es wird noch leben, wachsen und sich verändern“, sagt Apostolos Tsalastras zu jenem „Freistil“-Sommer, der am Freitag, 18. Juni, um 18 Uhr im Zentrum Altenberg startet. Damit erklärt der Kämmerer und Kulturdezernent auch gleich das bisher noch dünne Marketing für eine Reihe, die immerhin weit über 30 Termine an einem Dutzend Freilicht-Schauplätzen aufweist.

Eva Kurowski und ihr Trio vertreten den Jazz beim „Freistil“-Auftakt im Zentrum Altenberg.
Eva Kurowski und ihr Trio vertreten den Jazz beim „Freistil“-Auftakt im Zentrum Altenberg. © Unbekannt | Ute Gabriel / FFS

Auch die Nachbarstädte Duisburg, Mülheim und Essen profitieren von Mitteln der Bundeskulturstiftung. Dennoch sieht Uwe Muth von der Eventagentur „Sensitive Colours“ für Oberhausen ein „Alleinstellungsmerkmal“: Die Macher wollen das „Freistil“-Spektrum möglichst breit auffächern – mit Musik von Klassik bis Indie-Rock und mit Kleinkunst von Kindertheater bis Kabarett. Gebündelt gibt’s das alles beim dreistündigen Auftakt-Abend im Hof der Zinkfabrik Altenberg.

Moderiert von Sebastian Faust und mit zauberischen Einlagen von Sven Heubes gibt’s nordische Folk-Musik von „Die Lappländer“, Jazz mit dem Eva Kurowski Trio, Klassik mit dem Duo Piacelli sowie hausgemachten Rock der Band „Dey hard“ um Sänger Sebastian Dey. Zudem feuert Marco Jonas Jahn als Poetry Slammer freche Verse ins Publikum.

Der Stier Ferdinand und „Vier Jahreszeiten“

Abgesehen vom Olgapark ist der Fabrikhof an der Hansastraße, derzeit zugelassen für 200 Personen, schon die größte „Freistil“-Location. Zu den Kleinsten zählt der Lesegarten der Sterkrader Stadtbibliothek mit Kapazität für 30 Gäste. Die Möglichkeit, den Zutritt zu kontrollieren, war für die Programmplaner ein wichtiges Kriterium. Schließlich war für jeden Schauplatz ein Bestuhlungsplan vom Ordnungsamt zu genehmigen. Dennoch meint Apostolos Tsalastras zuversichtlich, dass bei einer sich weiter entspannenden Pandemielage „wir eventuell die Zuschauerzahlen höher setzen können“.

Tom Teuer repräsentiert das Kinderprogramm: Auch wer während dieser Ferien zuhause bleibt, kann viel erleben.
Tom Teuer repräsentiert das Kinderprogramm: Auch wer während dieser Ferien zuhause bleibt, kann viel erleben. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Zum Altenberger Auftakt zählen noch zwei weitere Termine am Sonntag, 20. Juni. Um 11 Uhr spielt das Kindertheater Tom Teuer aus Duisburg die bekannte Geschichte vom starken Stier Ferdinand. Und um 18 Uhr beginnt das Klassikkonzert „Klangwelten“ mit der Aufführung von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Für alle drei Wochenend-Termine gilt zwar „Eintritt frei“. Dennoch sind bei den „Freistil“-Angeboten stets Karten zu reservieren – und zwar über das Besucherbüro des Theaters Oberhausen. So sichern sich die Veranstalter die nötigen Kontaktdaten. Ob es zusätzlich auch Karten an der Abendkasse geben kann, war noch nicht entschieden.

Der zweite Schauplatz des Wochenendes, der lauschige Innenhof von Schloss Oberhausen, hatte sein „Open Air“-Debüt schon am 12. Juni mit Bravour bestanden. Von Freitag, 18., bis Sonntag, 20. Juni, geht’s dank des „Indie Radar Ruhr“ nun Schlag auf Schlag weiter: Den Doppelgig mit „Walking on Rivers“ plus „Neumatic Parlo“ bewirbt Impresario Maximilian Janetzki als „Indie Super Show“.

Feinste Folktronica und träumerischer Dreampop

Allerdings kann eine in der Berliner Hauptstadt-Szene erfahrene Irin wie Wallis Bird auch solo und sehr überzeugend ihre Frau stehen: zu erleben am Samstag mit den Songs ihres Albums „Woman“. Und weil das Indie-Flair zwischen rosafarbenen Schlossmauern so schön ist, glänzt auch am Sonntag eine „Super Show“: Dann bietet das deutsche Quintett „Loki“ feinste Folktronica, gefolgt vom Frauenquartett „Loupe“ aus den Niederlanden mit träumerischer Dreampop.

Das nach wie vor „offene“ Programm möchte der Kulturdezernent auch in Richtung der Bildenden Künste ausbauen. Sehr angetan erzählt Apostolos Tsalastras von einer ersten Offerte für Kunstführungen im Stadtgebiet: „Das hat mich sofort begeistert.“ Der Onlineauftritt freistil-oberhausen.de ist zwar inzwischen freigeschaltet, aber noch längst nicht vollendet. Wer also seinen großen Nachholbedarf an Live-Kultur sättigen möchte, rät Eventmanager Uwe Muth, sollte immer mal wieder ins Freistil-Kalendarium klicken. Bis zur abschließenden Klassik-Matinee am Sonntag, 29. August, kann noch viel passieren.