Oberhausen. Impfzentren im Ruhrgebiet fehlt Impfstoff, in Oberhausen bleiben Kapazitäten zu 40 Prozent ungenutzt - und die Lage wird so schnell nicht besser.

Noch vor wenigen Wochen waren sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sicher, dass Deutschland spätestens im Juni Woche für Woche zehn Millionen Impfdosen in die Arme bringen kann.

Doch die Impfkampagne ist im Mai gehörig ins Stocken geraten – unmpfzentren im Ruhrgebiet fehlt Impfstoff, in Oberhausen bleiben Kapazitäten zu 40 Prozent ungenutzt - und die Lage wird so schnell nicht besser.d das anhaltend. Die Leiter der Impfzentren im Ruhrgebiet sind verärgert. Überall fehlt es an Impfmaterial, deshalb waren die Termine in den Impfzentren vielerorts bereits Anfang Mai für den gesamten Monat weg. Die Impfärzte müssen zahlreiche impfwilligen Bürger enttäuschen. Einer von mehreren Gründen: Ausgerechnet Biontech meldete im Mai Engpässe bei der Lieferung, die erst Ende Juni behoben werden sollen. So kamen in der ersten Mai-Woche insgesamt nur drei Millionen Dosen nach Deutschland, in der Folgewoche (10. bis 16. Mai) nur 2,5 Millionen.

93.000 Oberhausener zum ersten Mal geimpft

Seit Mitte Dezember 2020 steht das Oberhausener Impfzentrum in der Willy-Jürissen-Halle bereit, um Bürger der Stadt vor dem gefährlichen Coronavirus zu schützen. Impfstart war dort dann allerdings erst am 8. Februar 2021 – weil seit Ende 2020 erst mobile Teams in den Altenheimen die besonders gefährdeten Corona-Risikogruppen impften und der Impfstoff nur schleppend nach Deutschland und Oberhausen eintröpfelte.

Seit Mitte April impfen auch die Ärzte in bestimmten Praxen, ab der zweiten Juni-Woche sollen auch die Betriebsärzte in den Unternehmen mit den Impfungen beginnen. Insgesamt ist Oberhausen bei den Impfungen trotz der widrigen Umstände ganz gut vorangekommen: So sind in der 210.000-Einwohner-Stadt nun 93.000 Menschen zum ersten Mal geimpft worden, 30.400 zum zweiten Mal. Insgesamt drückten alle Impfärzte im Stadtgebiet zusammen über 123.000 Impfdosen in die Arme.

So hat das Impfzentrum in Essen eine Kapazität, um täglich 3500 Bürger zu impfen – doch nur 2000 Impfdosen werden in die Arme gespritzt. Das ist gerade mal eine Auslastung von 57 Prozent. Und nur die Hälfte davon sind Erstimpfungen, denn jetzt müssen erst einmal viele bereits terminierte Zweitimpfungen erledigt werden, um den Menschen aus den ersten Corona-Risikogruppen den vollen Impfschutz zu geben.

Auslastung des Oberhausener Impfzentrums beträgt nur 60 bis 70 Prozent

Nicht anders sieht die Lage in Oberhausen aus – und Besserung ist nicht in Sicht. Der städtische Krisenstabsleiter Michael Jehn schreibt auf Anfrage der Redaktion ziemlich enttäuscht: „In den vergangenen Tagen konnte aufgrund des uns zur Verfügung stehenden Impfstoffes nur eine geringe Auslastung des Impfzentrums erreicht werden.“

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Immer noch stehen zu wenige Impfmittel zur Verfügung.
Immer noch stehen zu wenige Impfmittel zur Verfügung. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Seine Zahlen belegen das glasklar: Statt täglich theoretisch möglichen 1250 Impfungen vollzieht das Oberhausener Impfzentrum in dieser Woche gerade einmal 720 bis 850 Impfungen. Positiver Ausreißer war nur der Donnerstag mit 1155 Impfungen. Darunter sind aber täglich nur höchstens 460 Erstimpfungen bis Ende Mai – in all den anderen Fällen werden Impflinge bereits zum zweiten Mal geimpft. Die Auslastung des Impfzentrums in der Willy-Jürissen-Halle an der Lothringer Straße beträgt damit in der Regel insgesamt nur 60 bis 70 Prozent.

„Wir erwarten nur sehr geringe Impfstoff-Lieferungen“

Diese relativ geringe Auslastung wird wohl zunächst einmal bis Mitte Juni im Prinzip so bleiben. „Wir erwarten für die ersten beiden Juniwochen nur sehr geringe Impfstoff-Lieferungen für Erstimpfungen“, gibt Jehn an. Die Kapazitätsauslastung des Impfzentrums könnte sich insgesamt zwar leicht erhöhen, aber nur deshalb, weil die Zahl der dringend notwendigen Zweitimpfungen angehoben wird. Extrem fällt das Ungleichgewicht zwischen Erstimpfungen und Zweitimpfungen bereits Anfang der nächsten Woche auf: Das Oberhausener Impfzentrum plant hier 66 Impfdosen für die Erst-Impflinge und 784 Impfdosen für die zweite Impfung.

Die Verantwortlichen des Essener Impfzentrums befürchten sogar, dass in den ersten drei Wochen dort überhaupt keine Erstimpfungen mehr erfolgen können – weil eben die die wichtigen Zweitimpfungen feststehen und nicht mehr Impfstoff von Biontech und Moderna geliefert wird.

Impfstoff fehlt also wieder einmal – und das in einer Situation, in der sich nicht mehr nur wenige Risikogruppen impfen lassen dürfen: Schon in gut einer Woche werden auch noch alle einschränkenden Priorisierungen auf bestimmte Corona-Risiko-Gruppen komplett aufgehoben. Das heißt also: Wenig Impfstoff und mehr Andrang impfwilliger Bürger – Enttäuschung und Frust programmiert.