Oberhausen. In blinder Wut hat ein Mann die Chor-Orgel in der Herz-Jesu-Kirche zerstört. Nicht nur ihr 88-jähriger Erbauer ist traurig und wütend.

Laurenz Lankes ist fassungslos. Die von ihm entworfene und erbaute Chor-Orgel in der Herz-Jesu-Kirche am Altmarkt ist am vergangenen Dienstag, 18. Mai, mutwillig zerstört worden. Zehn Jahre lang hat der pensionierte Kirchenmusiker und Organist in mühsamer Kleinstarbeit daran gebaut. „Das ist mein Lebenswerk“, sagt er.

Im April 2012 wurde das Instrument mit mehr als 300 Pfeifen festlich eingeweiht. Nun liegt es größtenteils in Trümmern. Dank einer aufmerksamen Zeugin, die zum Gebet in die stets offene Kirche gekommen war, konnte die Polizei den Randalierer noch auf frischer Tag ertappen. Sie ermittelt nun gegen ihn, weitere Details will sie noch nicht verraten. Ein schwacher Trost für den 88-jährigen Orgelbauer Lankes. Er ist traurig – und wütend: „Wie kann man nur etwas von anderen Menschen kaputtmachen?“

Ein enormer Schaden – und finanzielles Problem

„Total verwüstet“ hat Horst Remmetz, Kantor und Chorleiter in Herz-Jesu, die Orgel nach einer Nachricht des Pastors aufgefunden. „Die Pfeifen wurden herausgerupft, alle Teile durch die Kirche geschmissen“, sagt er. „Da ist einer mit großer Wut vorgegangen.“ Vielleicht könnten die Metallpfeifen noch gerettet werden, aber die hölzernen seien unwiederbringlich zerstört. „Der Schaden ist enorm“, sagt Remmetz. „Was an der Mechanik alles kaputt ist, das können wir von außen nicht erkennen.“ Dafür müsse ein Orgelbauer das komplexe Instrument erst auseinandernehmen. Die Reparatur, so befürchtet er, wird für die Gemeinde ein finanzielles Problem. Die Polizei beziffert den Sachschaden auf 12.000 Euro.

Bereicherung fürs Gemeindeleben

In den vergangenen neun Jahren hat die nach ihrem Erbauer genannte „Lankes-Orgel“ das Gemeindeleben musikalisch bereichert. Anders als mit der großen Haupt-Orgel auf der Empore konnten der Chor und auch die Gläubigen mit der kleineren Holz-Orgel nun direkt aus der Nähe begleitet werden. Für große Gottesdienste mit Orchester sei dies ideal gewesen, sagt Kantor Remmetz. Auch für das kommende Pfingstfest sei das Instrument für einen Chor-Auftritt in Minimalbesetzung fest eingeplant gewesen. Jetzt müsse die große Orgel zum Einsatz kommen. Kantor Remmetz: „Zum Glück haben wir ja noch ein weiteres Instrument.“

Offene Kirchentür ist auch eine Gefahr

Dass die Tat überhaupt erst möglich war, liegt an der Tatsache, dass das zentral gelegene Gotteshaus seine Türen stets geöffnet hat. Dafür hat Horst Remmetz zwar Verständnis, doch dadurch gebe es auch keine Möglichkeit, die wertvollen Instrumente, darunter auch einen Flügel, zu schützen. „Es gibt keinen Ort, wo wir sie unterbringen könnten“, sagt der Kirchenmusiker. Bis auf kleinere Vorkommnisse sei bisher auch immer alles gut gegangen. „Es hat schon einmal jemand ins Taufbecken uriniert oder Zigaretten hinterlassen, aber einen so extremen Fall hatten wir noch nie.“