Oberhausen. Muss die Stadt Oberhausen den beliebten Kaisergarten umbenennen? Ein Historiker befeuert die Debatte: Der Name sei „mit Blut besudelt“.

Seit Generationen ist der Oberhausener Kaisergarten eines der beliebtesten Ausflugsziele der Stadt und der gesamten Region. Zentral gelegen an der Konrad-Adenauer-Allee, direkt neben dem Schloss Oberhausen, findet man hier Ruhe und Ausgleich. Doch müssen sich die Oberhausenerinnen und Oberhausener künftig mit einem neuen Namen für den Park anfreunden? Der Name Kaisergarten sei „mit Blut besudelt“, sagt der bekannte Oberhausener Historiker Klaus Oberschewen – und bringt eine mögliche Umbenennung des Parks ins Spiel.

Oberschewen wirft die Debatte mit einem Beitrag im politisch links stehenden Magazin „Paroli“ auf. Der Text ist in der April-Ausgabe des Blattes und aktuell auch im Online-Portal des gleichnamigen Oberhausener Vereins für politische Kultur erschienen. Darin beleuchtet der Historiker den geschichtlichen Hintergrund von Park und Namensgeber.

Der Kaiser: ein radikaler Antisemit und militanter Rassist?

Kaiser Wilhelm II. benannte demnach den Park 1898 aus Anlass des 100. Geburtstags seines Großvaters Wilhelm I. in „Kaisergarten“. Dieser Wilhelm II. sei jedoch Antidemokrat gewesen, „der sich rühmte, nie die Verfassung seines Landes gelesen zu haben“, schreibt Oberschewen. „Er scherte sich als von Gottes Gnaden eingesetzter Monarch keinen Deut um das Parlament und dessen Rechte.“

Der Monarch sei zudem „radikaler Antisemit und militanter Rassist“ gewesen. Er strebte einen „Platz an der Sonne“ in Afrika und Asien an. Im Zuge der Kolonialisierung habe er Aufstände der Bevölkerung blutig niederschlagen lassen. Unter den Befehlen der kaiserlichen Generäle von Trotha und von Schlieffen kam es von 1904 bis 1908 zum Völkermord an den Herero und Nama in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.

Beitrag bewusst im polemischen Ton

„Wilhelm II. war sein Leben lang Kriegshetzer und extremer Militarist“, schreibt Klaus Oberschewen weiter. „Wilhelm träumte in seiner Regentschaft von der deutschen Weltherrschaft.“ Nach über 70 Jahren bürgerlich-parlamentarischer Demokratie in Deutschland stelle sich heute „die Frage der heutigen, demokratischen Legitimation dieses nach republikanischen Maßstäben stark belasteten Namens“. Es sei „bestürzend und empörend“, dass der idyllische Kaisergarten „noch immer diesen mit Blut besudelten Namen“ trägt. „Wir leben in einer Zeit der bürgerlich-demokratischen Bundesrepublik mit einem Grundgesetz ohne König und Kaiser.“

Schlosspark statt Kaisergarten?

Wie soll der Kaisergarten heißen – wenn denn nicht Kaisergarten? Auf diese Frage geht Historiker Klaus Oberschewen in seinem Beitrag zwar nicht explizit ein. Macht mit seiner Überschrift aber indirekt einen Vorschlag: „Schlosspark Oberhausen – ein Kaisergarten?“

Umbenennungen von Straßen- oder anderen Namen werden seit einigen Jahren diskutiert. Ausgangspunkt war die Debatte um die Mohrenstraße in Städten wie Berlin und Köln. Den Namen empfinden viele Menschen als rassistisch.

Im vergangenen Sommer rückte auch die Von-Trotha-Straße in Oberhausen ins Blickfeld der bundesweiten Diskussion. Allerdings wurde die Straße nicht nach dem General und Kriegsverbrecher Lothar von Trotha benannt, sondern nach dem ehemaligen Sterkrader Bürgermeister Botho Franz Wolfgang von Trotha.

Der polemische Ton seines Beitrages sei ihm durchaus bewusst, sagt Oberschewen auf Nachfrage. „Dadurch möchte ich eine offene Diskussion in der Stadtgesellschaft in Gang bringen“. Es sei schon sehr auffällig: In den Stadtteilen Osterfeld und Sterkrade gibt es einen Volksgarten beziehungsweise einen Volkspark. Müsse es in Alt-Oberhausen ausgerechnet ein „Kaisergarten“ sein?

Linke dafür, CDU dagegen

Unterstützung bekommt Oberschewen von den Oberhausener Linken. „Wir finden es gut, dass diese Debatte angestoßen wird“, sagt Fraktionsmitarbeiter Henning von Stoltzenberg. Den Kaisergarten umzubenennen sei „eine gute Idee“. Ob daraus nun ein konkreter Antrag für die politischen Gremien wird, ließ er zunächst noch offen.

Wo Unterstützung, da auch Gegenwind, etwa von Oberhausens CDU-Chef Wilhelm Hausmann. Von einer möglichen Umbenennung „halte ich gar nichts“, sagt er auf Nachfrage. „Denn wo fängt man an und wo hört man auf?“ Martin Luther sei Antisemit gewesen, „benennen wir jetzt die Lutheraner um?“ Umbenennungen sei nur der Versuch, Geschichte reinzuwaschen statt sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die Geschichte sei gegenwärtig und finde sich eben auch in Namen wieder.