Oberhausen. Ein Beitrag zur Ehrenrettung des ersten Sterkrader Bürgermeisters: Der preußische Protestant stiftete das Grundstück für die Evangelische Kirche.

Für einen publizistischen Wimpernschlag stand die Sterkrader Von-Trotha-Straße im Zentrum der Kritik – und das auch noch bundesweit. Laut eines Berichtes des Wochenmagazins „Der Spiegel“ in seiner Ausgabe vom 20. Juni 2020 trägt diese ihren Namen nach einem Kolonialverbrecher. Die Straße ist jedoch nicht nach dem deutschen General Lothar von Trotha benannt, der 1904 die Kriegsverbrechen gegen die Herero im damaligen Südwestafrika befohlen hatte – sondern nach dem ersten Sterkrader Bürgermeister Botho Franz Wolfgang von Trotha.

Botho Franz Wolfgang von Trotha (1853 bis 1929).
Botho Franz Wolfgang von Trotha (1853 bis 1929). © Stadtarchiv Oberhausen

Beide sind nicht nur unterschiedliche Personen, sondern auch nicht in direkter Linie miteinander verwandt. Aber wer war dieser Botho Franz Wolfgang von Trotha? Der westpreußische Adlige wurde am 22. April 1853 auf Gut Rybienitz in Kulm (damals Westpreußen, heute Chełmno in Polen) geboren und war vom 1. April 1886 bis 1905 erster Sterkrader Bürgermeister nach der Eigenständigkeit.

Ein Förderer der beiden Tageszeitungen

In seine Amtszeit fiel die Errichtung des Sterkrader Bürgermeisteramtes, das bald als „Rathaus der Musik“ die städtische Musikschule aufnehmen soll. Auch das Erscheinen der beiden Sterkrader Tageszeitungen „Sterkrader Volksblatt“ (seit 1892) und „Sterkrader Zeitung“ (seit 1897) wurde von ihm gefördert, damit die Menschen in der Umgebung Neues aus der jungen Landbürgermeisterei erfahren konnten.

Von Trotha setzte sich für die Eingemeindung umgebender Ortsteile ein, um die Erhebung Sterkrades zu einem eigenständigen Stadtkreis zu erreichen: Dieses ehrgeizige Ziel verwirklichte jedoch erst – für kurze Zeit – sein Nach-Nachfolger als Bürgermeister, Dr. Otto Most von der liberalen Deutschen Volkspartei (DVP) im Weltkriegsjahr 1917.

Botho von Trotha förderte in den Friedensjahren davor den evangelischen Kirchbau: Das Grundstück, auf dem sich heute die Evangelische Kirche Kempkenstraße befindet, stellte der Bürgermeister der Gemeinde aus seinem privaten Besitz zur Verfügung. Bereits während seiner fast 20 Jahre im Amt litt von Trotha unter sich verschlimmernden Krankheiten, die zu Unterbrechungen seiner Amtstätigkeiten zwecks Genesung und schließlich zur Amtsaufgabe im Jahre 1905 führten. 1929 starb Botho Franz Wolfgang von Trotha in Düsseldorf.

Die biografischen Informationen stellte uns Tobias Szczepanski, 2. Vorsitzender des Vereins für Verkehr und Heimatkunde Schmachtendorf, zur Verfügung.