Oberhausen. Der tierische Nachwuchs erblickt momentan das Licht der Welt im Tiergehege im Kaisergarten. Einrichtung bleibt vorerst weiterhin geschlossen.
Auch wenn das Wetter noch kalt und schmuddelig ist – wenn man dieser Tage durch den Kaisergartenin Oberhausen läuft, kann man die Vögel schon zwitschern hören. Auch im Tiergehege ist in diesen Wochen eine Menge los: Der Nachwuchs kommt. Ob die Mangalitza-Wollschweine, die Ziegen oder die Walliser Schwarznasenschafe, überall im Gehege werden derzeit neue Tiere geboren.
Die zwölf Tierpfleger kümmern sich auch ohne Besucher gewohnt liebevoll um die Tiere und stehen den Müttern bei der Geburt bei. „Natürlich wollen wir so wenig wie möglich eingreifen“, betont die Leiterin des Geheges, Anette Perrey. Doch manche der zehn Bentheimer Lämmer finden noch nicht sofort die Zitze der Mutter und die sieben jungen Wollschwein-Kinder von Mama Lotta liegen beim Schmuddelwetter unter einer Infrarotlampe, um sich aufzuwärmen.
Tierpfleger können Geburtstermine errechnen und helfend zur Seite stehen
Auch die bisher namenlose junge Dame der Walliser Schwarznasenschafe tippelt noch etwas unbeholfen hinter ihrer Mutter her. Alles in allem läuft die Zeit der Geburten nach Aussage der Leiterin aber reibungslos – auch, weil die Tierpfleger ein genaues Auge auf alle 42 Arten und Rassen haben, die das Tiergehege beherbergt. „Wir können ziemlich genau planen, wann und wo der Nachwuchs ansteht“, so Perrey. Eine aufregende Zeit ist es, jeden Tag werden neue Jungtiere geboren.
Die Balzrufe von Uhu, Schwein und Co. sind übrigens vorwiegend nachts zu hören. Erst wenn sich das Weibchen im Eisprung befindet, gibt es den männlichen Rufen nach. „Der Fokus liegt klar auf dem Aspekt der Fortpflanzung.“ Die Dame zum Akt zu zwingen, sei zwecklos. „Wenn das Weibchen nicht bereit ist, gibt es auch keinen Nachwuchs. Das ist den Tieren durchaus bewusst.“
„Zoos leben vom Austausch untereinander“
Tiergehege bleibt vorerst geschlossen
Leider kann der tierische Nachwuchs dieses Jahr nicht von Besuchern begrüßt und bestaunt werden. Obwohl das Gehege laut aktualisierter Corona-Verordnung seit dem 8. März öffnen könnte, bleiben die Tore zu. Das liege vor allem an den Bedingungen, die an eine Öffnung geknüpft sind, erklärt Leiterin Anette Perrey: „Wir müssten jeden Besucher individuell erfassen, das könnten wir logistisch nicht leisten. Andere Zoos arbeiten zudem mit Online-Ticketing-Systemen, aber da wir keinen Eintritt verlangen, ist das für uns nicht sinnvoll.“Eine Öffnung sei erst geplant, wenn die Inzidenz in Oberhausen unter 50 fällt und die zusätzlichen Bedingungen wegfallen. „Ich verstehe, dass Zoos in anderen Städten unter größerem finanziellen Druck stehen und deshalb schnellstmöglich öffnen wollen.“ Das Tiergehege im Kaisergarten wird zu 90 Prozent durch die Stadt bezuschusst, die restlichen zehn Prozent stemmt die Institution durch den Verkauf des Spezialfutters für die Tiere, Tierpatenschaften und den Förderverein.
Während die einen im Gehege willkommen geheißen werden, müssen andere Tiere die Einrichtung verlassen. Der Vater der kleinen Wollschweine ist nicht mehr da. Er kommt in einem anderen Tierpark zum Einsatz. Das Mangalitza-Wollschwein sei eine Hausschwein-Art, die es nur sehr selten gibt, erklärt Biologin Anette Perrey. Deshalb sei es für den Erhalt wichtig, den Eber weiterzugeben. „Zoos und Tiergehege leben vom Austausch untereinander“, stellt die Leiterin klar. „Wir wollen immer eine saubere Zucht gewährleisten und Inzest vermeiden. Daher werden vor allem die männlichen Tiere öfter an andere Institutionen gegeben, damit sie sich dort erneut fortpflanzen können.“
Auch beim Nachwuchs wird unterschieden. Einige der Schweine verbleiben im Tiergehege, andere werden nach einiger Zeit abgegeben. Allerdings nicht (nur) in andere Tierparks: Das Tiergehege im Kaisergarten arbeitet auch mit einem Essener Metzger zusammen, der den Schweinen noch ein Jahr Freilandhaltung bietet. Gerade die Mangalitza-Schweine stehen in der Gastronomie hoch im Kurs.
„Es ist so, dass wir nicht alle Tiere behalten können und einige davon werden uns deshalb verlassen. Nur so ist uns aber möglich, Arten zu züchten und zu erhalten“, erklärt Anette Perrey. „Uns ist dabei sehr wichtig, mit Menschen zu arbeiten, denen wir vertrauen. Wir wollen wissen, wo die Tiere landen.“
Anette Perrey freut sich schon, wenn die „alten Hasen“, aber auch die Jungtiere wieder besucht werden können: „Wir wollen die Tore wieder öffnen und unserem pädagogischen Auftrag nachgehen.“