Oberhausen. Wieder nur online, aber mit innovativen Impulsen. Die 67. Kurzfilmtage starten in Oberhausen mit 400 Filmen aus 60 Ländern - und einem Wunsch.

Vermutlich haben die Gründerväter der Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen sich nicht träumen lassen, dass ein breites Publikum rund um den Erdball einmal auf Oberhausen blicken wird - ohne dem Ruhrgebiet auch nur annähernd nah zu kommen.

Die 67. Kurzfilmtage in Oberhausen verlagern die Energie der kurzen Filme zum zweiten Mal in Folge ins Internet. Die Corona-Pandemie betoniert die Grenzen. Und die Macher sprengen Hindernisse. Sie schicken das Festival erneut auf die Datenautobahn. 400 Filme aus 60 Ländern hat eine Jury ausgewählt, sie sind nun online für alle zu sehen, die einen Festivalpass von 15 Euro kaufen. Allerdings befinden sich nicht alle dieser Filme im offiziellen Wettbewerb um eine Auszeichnung.

3000 Online-Festivalpässe verkauften die Macher im vergangenen Jahr, auch diesmal sollen bis zum 10. Mai möglichst viele Zuschauer zum kurzen Film abbiegen. Nächste Ausfahrt: Computermonitore und Wohnzimmerfernseher. Nicht nur schauen, sondern auch diskutieren und sich über die weltweite Vernetzung nah kommen. Darauf hofft Festivalleiter Lars Henrik Gass.

Kurzfilmtage 2021: Online kann nicht ersetzen - aber ergänzen

Am Samstag erscheint Gass mit der Filmemacherin Annika Bethan zur Videoeröffnung in einer leeren Lichtburg. Die grellen Kinositze, der geschlossene Vorhang vor der Leinwand - beides wirkt wie ein roter Teppich. Doch wer die wuselige Nähe der Kurzfilmtage schon einmal erlebt hat, auf den wirkt die stille Szenerie auch im zweiten Online-Jahr so intim wie unheimlich.

Für die Online-Eröffnung wechseln sich Grußworte, Miniatur-Talk und Laptop-Interviews mit Filmemachern aus Chicago und Belgien ab. Tenor: Die Chancen eines digitalen Festivals nutzen - das niemals ersetzen, aber ergänzen kann.

Die Festivalmacher hätten viel aus dem ersten Online-Jahr gelernt, meint Gass. Man wolle durch das Internet eine größere Reichweite erreichen - und die virtuelle Infrastruktur mit anderen internationalen Festivals teilen.

Kurfilmtage 2021: 190 Kurzfilme konkurrieren um 27 Preise

Auch Oberbürgermeister Daniel Schranz verbindet seine lobenden Worte mit dem Wunsch, renommierte Festivals nicht gänzlich ins Netz zu verlagern. Nicht nur Gass schätzt die Stärke eines dunklen Kinosaals für viele Filmproduktionen: „Kino erzeugt diese sehr intensive Wahrnehmung. Dies ist das Geschenk des Kinos an die Gesellschaft.“ 

Im Wettbewerb konkurrieren nun 190 Filme um 27 Preise. Und immerhin um 52.000 Euro Preisgeld. Innovative Kinder- und Jugendfilme. Musikvideos abseits der Mainstream-Schleife - erstmals neben der nationalen Schau, auch mit internationalen Produktionen. Der internationale Wettbewerb für den besten Kurzfilm bleibt dabei die Königsdisziplin.

Mehr als die Hälfte der gezeigten Filme sind von Frauen gemacht. Gass: „Das schaffen wir sogar ohne Quote, weil es einfach unglaublich viele gute Filme von Frauen gibt.“ Man müsse sie nur finden wollen.