Vor dem technischen Rathaus in Oberhausen wurden Kinderschuhe platziert. Jüdische Gemeinden und Aktivisten sehen darin Holocaust-Verharmlosung.
Zahlreiche Kinderschuhe und Stofftiere wurden am Wochenende vor dem technischen Rathaus in Oberhausen-Sterkrade platziert, um auf die Lage der Kinder in der Corona-Krise aufmerksam zu machen. Neben den Schuhen wurden Schilder mit Sätzen wie „Es ist unsere Zukunft“, „Lasst uns atmen!“ oder „Mir fehlen meine Freunde“ gestellt.
Bei der Polizei liegen über die Aktion keine Informationen vor, wie man bei der Leitstelle auf Nachfrage mitteilte. In mehreren Oberhausener Telegram-Gruppen, die besonders kritisch mit der Pandemie-Politik umgehen, wird sie als „tolle Aktion von besorgten Eltern aus Oberhausen“ gelobt.
Dort ärgert man sich zudem darüber, dass die Gegenstände nach kurzer Zeit wieder entfernt worden sind. Unter anderem waren später zahlreiche Schuhe in Altkleidercontainern zu sehen. Nach Angaben der Initiative „Es reicht - Oberhausen solidarisch gegen Rechts“ seien verschiedene antifaschistische Gruppen an der Entfernung beteiligt gewesen.
Jüdische Gemeinden halten Kinderschuh-Aktionen für geschmacklos
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Derzeit wird in sozialen Medien bundesweit dazu aufgerufen, Kinderschuhe vor örtlichen Einrichtungen zu stellen. Vergleichbare Aktionen gab es bereits in zahlreichen anderen Städten. „Es reicht“ kritisiert die Symbolik jedoch stark. Sie verharmlose und relativiere den Holocaust und setzte das Leiden der Kinder in Konzentrationslagern mit der Corona-Situation der Kinder gleich.
Aus jüdischen Gemeinden ist immer wieder eine ähnliche Kritik an vergleichbaren Protestaktionen zu hören. Der Hintergrund: Während der NS-Diktatur machten die Nazis ein Geschäft mit gut erhaltenen Kinderschuhen von jüdischen Kindern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Nach der Befreiung der KZs wurden dann Berge von Schuhen gefunden, die nicht mehr verschickt werden konnten. Unklar ist, inwiefern den Beteiligten des Schuh-Protests in Oberhausen dies bewusst gewesen ist. (gowe)