Oberhausen. Das Möbelhaus XXXL in Oberhausen warb mit kostenfreien Corona-Tests – doch die gab es zum Ärger der Kunden nicht. So rechtfertigt sich die Firma.

Seitdem sich Maria Philipsen im November 2020 mit Corona infizierte, hat sie Angst, sich wieder anzustecken. Die Krankheit hat die 65-jährige Oberhausenerin stark mitgenommen: Bis heute fühlt sie sich erschöpft, leidet an Atemnot und Haarausfall. Auch ihr Beruf, sie ist Pflegerin, verdeutlicht ihr immer wieder, wie gefährlich Corona ist. Deswegen testet sie sich, so oft es geht.

Als sie vergangene Woche die Werbung des Möbelhauses XXXLutz Rück entdeckte, bat sie ihren Mann, sofort einen Termin für die Einkaufsmethode „Click & Meet“ im Internet zu vereinbaren. Die Anzeige versprach einen kostenfreien Corona-Test auf dem Gelände des Möbelhauses. „Wir lassen uns immer freitags testen. Ich dachte, ein zusätzlicher Test bringt uns noch mehr Sicherheit“, erzählt Philipsen am Telefon. Geimpft ist sie noch nicht, da sie ja bereits einmal die Corona-Erkrankung durchlitten hat – und deshalb durch Antikörper geschützt ist. Also fuhr das Ehepaar noch am selben Tag zum 15 Kilometer entfernten Möbelhaus, um wenigstens die Gewissheit zu erlangen, keine versteckte Corona-Infektion zu haben. Doch einen kostenlosen Test bekamen die beiden nicht.

Kunden von XXXLutz in Oberhausen verärgert

Vor dem Eingang von XXXLutz Rück diskutierte ein älterer Herr mit einer Verkäuferin über den Test. Sie erklärte ihm, er könne sich hier testen lassen – für 25 Euro. Im Gegenzug erhalte er einen Gutschein in Höhe von 25 Euro, den er innerhalb von drei Jahren im Möbelhaus einlösen könne.

„Da habe ich mich eingeklinkt“, sagt Philipsen. Und auch nach Tagen spürt man noch den Ärger in ihrer Stimme. Die Verkäuferin wusste nichts von der Test-Werbung. Sie könnten ja zum Impfzentrum am Centro gehen, da gebe es kostenlose Tests. Fassungslos und enttäuscht fuhren die Philipsens nach Hause.

Rechtsanwalt Carsten Tritt: Das ist wohl irreführende Werbung

Das Paar beschwerte sich online bei XXXL, erhielt ein Ticket, aber keine Antwort, keine Entschuldigung für dieses Schlamassel. „Das ist Kundenverdummung“, sagt Philipsen. „Die dachten sich wohl: ,Wenn wir die Kunden einmal angelockt haben, kaufen sie sicher was.‘“ Aber nicht mit Maria Philipsen.

Carsten Tritt arbeitet in einer Oberhausener Anwaltskanzlei, er ist Experte unter anderem für Wettbewerbsrecht. „Die Werbung von XXXLutz Rück ist wohl irreführend. Kunden werden mit einem vermeintlichen Gratisservice angelockt, dann wird ihnen ein Gutschein verkauft – darin ist der Verstoß zu sehen.“ Kunden können seiner Meinung nach dagegen eher wenig Sinnvolles tun. In solchen Fällen mahnen schon einmal Verbraucherschutz-Organisationen oder Konkurrenten auf Unterlassung ab. „Ich finde die Aktion nicht genug durchdacht. So funktioniert Kundenbindung nicht. Die Leute gehen dann zur Konkurrenz.“ Tritt sieht darin aber eher unsaubere Arbeit als Bösartigkeit.

XXXLutz Rück: „Wir entschuldigen uns bei unseren Kunden“

Tatsächlich spricht XXXLutz Rück auf Nachfrage unserer Redaktion von einem Versehen. „Es war ein Fehler, der uns unterlaufen ist. Dafür entschuldigen wir uns ausdrücklich“, erklärt ihr Pressesprecher. „Dabei handelt es sich selbstredend natürlich nicht um ein Vorgehen mit bewusstem Vorsatz.“ Es habe eine organisatorische Panne gegeben. Sie sei ihnen erst aufgefallen, als die Werbeanzeige bereits gedruckt war. In Zukunft wolle man aber tatsächlich vor dem Oberhausener Geschäft kostenfreie Tests anbieten.

Ob das Maria Philipsens Wut lindert? „Wir wollen nach diesem Erlebnis dort nicht mehr einkaufen“, sagt sie. „Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen.“