Oberhausen. In Corona-Zeiten reagieren nicht wenige Bürger nervös, wenn sie größere Menschengruppen sehen. Bei XXXL Rück rückte sogar das Ordnungsamt aus.

Was die einen begeistert, empört die anderen: Seit die zuletzt viel gescholtene Bund-/Länder-Konferenz dem Einzelhandel den Verkauf im Geschäft per Terminvereinbarung („Click & Meet“) erlaubt hat, seit 8. März 2021, drängen Kunden vor allem in die Läden, mit deren Waren man Wohnungen und Gärten verschönern kann.

So erlebt das Möbelhaus XXXL Rück im Wohnquartier Oberhausen-Schladviertel, befeuert durch besonders intensiv beworbene Rabatt-Angebote, eine hohe Nachfrage nach Terminen. In dem üppig dimensionierten Haus an der Straßburger Straße dürfen sich nach Angaben der Stadt aufgrund der Corona-Flächen-Regeln pro Kunde immerhin über 500 Personen gleichzeitig aufhalten. An den beiden vergangenen Samstagen, 13. und 20. März, beobachteten die Anwohner ein turbulentes Geschehen rund um das Möbelhaus – mit vielen Autos auf Parkplatz-Suche und einer erheblichen Zahl an Menschen vor den Eingängen. Der Möbel-Kaufdrang scheint groß zu sein.

Das Oberhausener Möbelhaus XXXLutz Rück liegt direkt im Wohnquartier Schladviertel. Es gibt Pläne, dass die Filiale in einen Neubau auf dem Stahlwerksgelände in der Neuen Mitte am Centro zieht.
Das Oberhausener Möbelhaus XXXLutz Rück liegt direkt im Wohnquartier Schladviertel. Es gibt Pläne, dass die Filiale in einen Neubau auf dem Stahlwerksgelände in der Neuen Mitte am Centro zieht. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Direkte Nachbarn von XXXL Rück beurteilen die Lage mit drastischen Worten. „Die Szenen sind grotesk: Menschen stehen in Schlangen vor dem Eingang, der Mindestabstand sowie die Maskenpflicht werden nicht eingehalten, eine Organisation durch XXXL scheint nicht vorhanden. Können wir als Anwohner eigentlich noch die Straße ohne Risiko betreten?“, schreibt Stefan Lübbert-Heil.

Stadt Oberhausen schickte Ordnungskräfte in Schladviertel zu XXXL Rück

Die Beschwerden der Anwohner waren am ersten Meet-Samstag so vielfältig, dass sich die Stadt Oberhausen dazu entschloss, Kräfte ihres Ordnungsamtes vorbeizusenden. Und tatsächlich: Sie erlebten Autofahrer, die eifrig rund ums Gelände einen freien Parkplatz suchten, sie sahen vor beiden Eingängen Warteschlangen von bis zu 50 Personen. Die XXXL-Filialgeschäftsführung musste von den Stadtbediensteten extra gebeten werden, mehr Personal einzusetzen, die die Warteschlangen auflösen und die Abstandsregeln überwachen sollten.

Eine besondere Corona-Gefahr stellten die Ordnungskräfte allerdings nicht fest: „Bei den wartenden Gruppen handelte es sich zu einem Großteil um Personen eines Hausstandes. “ Alle anderen Gruppen wurden aufgefordert, mindestens 1,50 Meter Abstand zum nächsten Kunden zu halten. Zum Glück trugen alle wartenden Kunden durchgehend Masken. Vor den neuen strengeren Regeln für den Einzelhandel ab nächstem Montag in ganz NRW (nur noch „Click & Collect“ erlaubt) forderte die Stadt Oberhausen den XXXL-Verkaufsleiter auf, grundsätzlich dafür zu sorgen, dass „es keine Menschenansammlungen mehr vor den Eingängen gibt“.

So will XXXL lange Warteschlangen vermeiden

An diesem jetzt anstehenden Samstag ist vorerst zum letzten Mal „Click & Meet“ erlaubt. Um dann Warteschlangen zu vermeiden, will die in Österreich sitzende Möbel-Gruppe XXXL Kunden bei einer Vielzahl von Terminbuchungen an diesem Tag nochmals gesondert bitten, erst zu ihrem gebuchten Termin auf dem Gelände im Schladviertel zu erscheinen.

Zudem hat XXXL nach eigenen Angaben auf dem Areal in Oberhausen Schilder mit diesem Termin-Hinweis angebracht. Zudem verspricht man, dass die Einlass-Terminkontrollen an den Verkaufstagen zügiger ablaufen werden als bisher.

Dass es überhaupt zu Warteschlangen gekommen ist, ist ohnehin erstaunlich: Denn die vom Staat frei gegebene Einkaufsmethode „Click & Meet“, mit der man sich online beim Geschäft einen Besuchstermin freischaltet, sollte eigentlich durch gestaffelte Terminvergabe verhindern, dass es zu größeren Gruppenversammlungen kommt. XXXL-Deutschland-Sprecher Volker Michels beobachtet, dass die „Click & Meet“-Variante mit Terminvergabe grundsätzlich gut funktioniert hat. „Die automatisierte Terminvergabe sorgt dafür, dass wir die Vorgaben hinsichtlich der Fläche je Kunde konsequent einhalten, hinzu kommt eine technische Überwachung der Frequenz.“ Die Kapazitätsgrenzen in Oberhausen seien niemals erreicht worden.

XXXL-Kunden verhielten sich anders als berechnet

Allerdings hätten sich die Kunden nicht ganz so verhalten wie kalkuliert. „Die Warteschlangen vor dem Haus haben sich dadurch ergeben, dass Kunden teils weit vor ihrem gebuchten Termin bei uns erschienen sind und dass wir die Terminbuchungen beim Einlass auch gewissenhaft kontrolliert haben. Wir hatten dabei mehrfach unsere Kunden gebeten, sich dringend an die Abstandsregelungen zu halten.“

Der in 13 europäischen Ländern mit 320 Einrichtungshäusern vertretene Möbelhändler XXXL hält Warteschlangen vor seinen Eingängen durchaus für problematisch. „Alles, was wir mit unseren Kunden unternehmen können, um Risiken – auch wenn diese im Freien eher gering sind – zu reduzieren, wollen wir auch tun“, beteuert Michels. „Wir haben etablierte Hygienekonzepte, aber in letzter Konsequenz braucht es da auch die Einsicht der Kunden zum Schutz aller.“ Die meisten Kunden verhielten sich aber „vorbildlich und pflichtbewusst“.