Oberhausen. SPD-Landtagsabgeordneter Zimkeit hatte Kontakt zu einem Corona-Infizierten. Vom Gesundheitsamt Oberhausen habe er aber tagelang nichts gehört.

Die Inzidenz in Oberhausen – und damit die Zahl der Neuinfizierten je 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen – klettert auf 131,9 (Stand 12. April). Damit ist die nächste Negativ-Marke übersprungen. Doch Stefan Zimkeit, NRW-Landtagsabgeordneter der SPD für Oberhausen, fürchtet, dass die Corona-Lage sogar noch schlimmer sein könnte. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: „Ob die Zahlen aktuell sind, ist zweifelhaft.“ Allerdings bezieht er sich mit dieser Äußerung ausdrücklich auf die zunächst niedrigeren Zahlen nach den Osterfeiertagen.

Seiner Ansicht nach dauert es aber generell zu lange, bis Meldungen registriert werden. „Ich befinde mich jetzt eineinhalb Wochen in Selbstquarantäne, da ich Kontakt zu einer infizierten Person hatte“, schrieb er am 6. April. Vom Gesundheitsamt habe er zunächst gar nichts gehört. Auch bei der erkrankten Person habe das Gesundheitsamt erst acht Tage nach der Meldung des positiven Selbsttests und sechs Tage nach einem positiven PCR-Test angerufen.

Da die Kontaktverfolgung dadurch erst nach fast einer Woche einsetzte, bestehe die Gefahr, dass sich in der Zwischenzeit weitere Oberhausener ebenfalls infiziert hätten und sich die Pandemie unerkannt ausgebreitet habe. Verärgert stellt Zimkeit fest: „Wie ich höre, ist das keine Ausnahme.“ Er halte solche Zeitabläufe nach einem Jahr Pandemie für bedenklich.

Keinen Code für die Warn-App erhalten

Birgit Tullius bestätigt die Vorwürfe Zimkeits auf der Facebook-Seite des Oberhausener Politikers zumindest teilweise: „Ich kann nur sagen, dass es im November mit uns und dem Gesundheitsamt geklappt hat. Bei denjenigen, bei denen wir uns angesteckt hatten, aber nicht. Digitalisierung wäre hier ein Stichwort.“

Stefan Zimkeit, Mitglied des Landtags NRW, glaubt, dass die Corona-Lage in Oberhausen sogar noch schlimmer ist, als der Inzidenz-Wert glauben macht.
Stefan Zimkeit, Mitglied des Landtags NRW, glaubt, dass die Corona-Lage in Oberhausen sogar noch schlimmer ist, als der Inzidenz-Wert glauben macht. © Unbekannt | Susie Knoll

Stefan Zimkeit antwortet ihr: „Alle Beteiligten haben die Corona-Warnapp.“ Allerdings habe der Erkrankte keinen Code erhalten, um seine Infektion melden zu können. „Dann nützt die beste Technik nichts“, schlussfolgert der Politiker.

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Auf Nachfrage dieser Redaktion teilt Stadtsprecher Martin Berger schriftlich mit: „Wenn in einzelnen Fällen die Menschen zu lange warten müssen bis sich das Gesundheitsamt bei ihnen meldet, so bedauern wir das natürlich sehr.“ Zu bedenken sei aber, „dass wir es bei der Pandemie mit einem sehr dynamischen und komplexen System zu tun haben, das sich fast täglich ändert“. Insofern seien auch – als Reaktion auf die ständigen Schwankungen in Bezug auf die Viruszirkulation in der Stadt – fast täglich Personalanpassungen erforderlich. „Was in der Realität aus personalwirtschaftlichen Gründen in Echtzeit schwer zu leisten ist.“

Personal im Gesundheitsamt aufgestockt

Die Stadt habe das Personal im Gesundheitsamt aufgrund der ständig steigenden Corona-Zahlen bereits erneut aufgestockt: „Durch Bereitstellung eines zusätzlichen Kontingents an Soldaten der Bundeswehr sowie zusätzliche Abordnungen innerhalb der Stadtverwaltung“, erläutert Berger. Irritationen bei der Bearbeitung von Einzelfällen könnten nicht immer vermieden werden. „Es ergeben sich Verzögerungen in der Bearbeitung, wie möglicherweise auch in dem geschilderten Fall.“

Die Stadt weise auch deshalb noch einmal darauf hin, dass alle, die Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten, sich automatisch – auch ohne Aufforderung durch das Gesundheitsamt – selbst in Quarantäne begeben müssen. Berger versichert abschließend aber auch: „Die Zahlen, die von der Stadt Oberhausen veröffentlicht werden, bilden aber – wie in allen anderen Städten auch – die jeweils aktuellen Zahlen ab.“

Für Stefan Zimkeit ist die Quarantäne nach einem negativen Corona-Test inzwischen beendet. Er sagt: „Nachdem der erste Kontakt zum Gesundheitsamt zustande gekommen war, ist die weitere Bearbeitung dann aber auch gut und wirklich zügig verlaufen.“