Oberhausen. Bürger standen am Impfzentrum in Oberhausen zuletzt in Warteschlangen. Die Macher haben reagiert. Aber funktionieren die Maßnahmen in der Praxis?
„Kommen Sie ruhig näher!“, klingt es einem älteren Ehepaar entgegen. Am späten Samstagmittag winkt der Sicherheitsmann am Eingang der Willy-Jürrisen-Halle die Impfwilligen an die Pforte. Gerade einmal fünf Personen stehen an der Tür. Fiebermessen. Hände desinfizieren. Unterlagen dabei? Schon geht es weiter in Oberhausens zentrales Impfzentrum. 940 Mal alleine an diesem Tag.
Nein, lange warten wollen sie nicht, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen: Wer sich einen Termin sichern konnte, ist glücklich. Und lange Warteschlangen bilden sich gerade vor der umgewidmeten Sporthalle nicht. Was im fiesen Nieselregen vor den Türen des Impfzentrums auch unangenehm gewesen wäre.
Impfzentrum: Schutzzelt für schlechtes Wetter - noch steht es leer
Obwohl. Etwas ist anders. „Damit wir für schlechtes Wetter gerüstet sind, haben wir am Eingang ein Zelt aufgebaut“, sagt Impfzentrumsleiter Dominik Steger von der Feuerwehr Oberhausen. Im offenen Zelt lässt es sich nun überdacht warten - das ist gerade aber nicht nötig. Selbst die auf Abstand aufgebauten Stühle im Foyer sind verwaist.
So flott es gerade läuft. Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Wartenden trotz eines festen Termins am Osterwochenende beinahe bis zum Hallenbad Oberhausen stauten. Einzelne Impflinge und deren Begleiter hatten sich in sozialen Netzwerken über die Wartezeiten und umständliche Bürokratie im Impfzentrum beklagt. Die Stadt Oberhausen versprach Verbesserungen.
Von Warte-Chaos wie in der Nachbarstadt Essen kann zwar in Oberhausen keine Rede sein. Doch vor allem kaum ausgefüllte oder gar fehlende Anmeldebögen zur Impfung hatten das Impftempo zuletzt gebremst. Sie mussten mühsam und zeitaufwändig vor Ort erstellt werden. Für die zusätzlichen Dosen des Impfstoffes Astrazeneca, die an über 60-Jährige vergeben wurden, standen die nötigen Aufklärungs- und Einwilligungsbögen sogar noch nicht einmal vorher, sondern erst im Impfzentrum zur Verfügung. Dieser Mangel ist mittlerweile behoben: Die Formulare kann man nun von der städtischen Internetseite oberhausen.de herunterladen. Wer sich diese vorher ausdruckt oder ausdrucken lässt und ausfüllt, spart Zeit.
Impfzentrum: Vierte Impfstraße, fünfte noch in Wartestellung
Der Blick in die Jürissen-Halle zeigt: Das Vakzin-Zentrum impft jetzt auf vier Impfstraßen, Anfang des Jahres waren es noch drei. Auch die Schalter, an denen die Formalien abgeglichen werden, sind von fünf auf sieben erhöht worden. Denn die Betreiber haben einen entscheidenden Grund für die plötzlich längeren Wartezeiten der Impflinge entschlüsselt.
„An den Schaltern benötigen wir deutlich mehr Zeit als zunächst kalkuliert“, erläutert Impfzentrumsleiter Dominik Steger. Mit zwei Minuten wurde geplant, letztlich war es im Schnitt meist mehr als doppelt so lange. Das klingt in Minuten gerechnet zwar nach keinen großen Ausreißern, aber zwei zusätzliche Schalter können am Nadelöhr vor dem Wartebereich für die acht Impfkabinen das Tempo spürbar erhöhen. "Dadurch werden auch die Warteschlangen kürzer."
An den Schaltern selbst werden noch einmal die Kugelschreiber für Unterschriften gezückt. „Ordnung muss sein“, murmelt eine ältere Dame. Obwohl ihr weniger Papierkram erkennbar lieber gewesen wäre. Die Mitarbeiter sind freundlich. Geleiten sie hinter die nächste Stellwand. Dort: kaum Wartezeit. Es geht fix.
Impfzentrum: Oberhausener nutzen häufig ärztliche Beratung
Vier Impfärzte piksen in abgetrennten Kabinen. Die vielen Zettel sorgen übrigens unter anderem auch dafür, dass der vorgesehene Impfstoff, also Biontech oder Astrazeneca, ohne Verwechslung den Weg in die Oberarme findet. Ein Arzt steht zusätzlich bereit, wenn Impfempfänger vorher Fragen haben. „Dieses Angebot wird auch häufig genutzt“, bestätigt Steger.
Zwei Frauen schauen auf ihre Armbanduhren. „Viertelstunde? Haben wir gleich!“ So lange lautet die Empfehlung, nach der Impfung auf weit auseinander stehenden Stühlen auszuharren. Liegeplätze stehen für den Fall der Fälle hinter Trennwänden parat. Bislang hätte man diese, etwa bei Kreislaufproblemen, aber selten gebraucht, erzählen die Sanitäter.
Die Impfzeiten sind erweitert worden. „Wir impfen jeden Tag zwölf Stunden lang - von 8 bis 20 Uhr.“ Eine weitere Verlängerung dieses Zeitraums ist in Oberhausen möglich. 45 Minuten soll der Impfaufenthalt im Schnitt dauern. „Häufig weniger, manchmal etwas mehr.“
>>> Bislang kaum Moderna-Vakzin in Oberhausen verimpft
Für 1000 Impfungen täglich muss das Impfzentrum Oberhausen nach der offiziellen Anordnung des Landes NRW gerüstet sein. Diesen Wert hat die Stadt bereits übertroffen: 1250 Impfungen pro Tag sind in Oberhausen schon heute möglich. Eine fünfte Impfstraße lässt sich in der Willy-Jürissen-Halle einrichten, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht.
Bislang wird mit Biontech und Astrazeneca geimpft. Moderna kam in Oberhausen nur in einer geringen Menge in sozialen Einrichtungen zum Einsatz. Wann das Vakzin von Johnson & Johnson in Oberhausen verimpft wird, steht noch nicht fest.