Oberhausen. Wie läuft die Impfung gegen das Coronavirus in Oberhausen ab? Zum Test im Impfzentrum der Willy-Jürissen-Halle erklären die Macher das Prozedere.
Sie lassen sich am Eingang auf Fieber messen. Zücken den Personalausweis. Füllen Fragebögen auf Klemmbrettern aus. Und schreiten nach und nach in abgetrennte Kabinen. Oberhausen impft los – zumindest in der Theorie! Im fertig aufgebauten Impfzentrum in der Willy-Jürissen-Halle absolvierten die Organisatoren am Donnerstag den ersten Stresstest. Funktionieren die Abläufe mit Testpersonen unter realen Bedingungen?
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40 städtische Auszubildende stehen dafür vor der Sporthalle. Sie helfen, jetzt zu überprüfen, was bereits Ende der kommenden Woche zum Ernstfall werden könnte. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte zuvor den Fahrplan für die Corona-Impfungen vorgestellt. Darin heißt es: Ab Sonntag, 27. Dezember, soll es losgehen, wenn der Impfstoff zur Verfügung steht.
Eine logistische Großaufgabe für Jörg Brandenburg und Dominik Steger von der Feuerwehr Oberhausen. Sie schauen mit ihrem Team beim Probelauf genau hin. Wo muss das Prozedere verändert werden? Wo fehlt etwas? Schwachstellen sollen noch vor dem Start auffallen und behoben werden.
Impfzentrum Oberhausen: Fiebermessen vor drei Impfstraßen
Los geht’s: An der Eingangstür positioniert sich Sicherheitspersonal. Die Herren in blauen Pullovern überprüfen das Impfanschreiben und fragen nach typischen Corona-Symptomen. Wer sich gesund fühlt und auch beim anschließenden Fiebermessen keine auffälligen Werte hat, darf eintreten. „Bitte die Hände desinfizieren!“ Schon beginnt die Reise ins Einbahnstraßensystem.
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Vier Check-in-Stände mit Plastikschutzfolie stehen im Foyer. „Einmal den Personalausweis, bitte!“, fordert das Personal. Die Azubis kramen in Jacken und Taschen. Nach dem Abgleich mit der Impfliste geht es zur geöffneten Tür der Sporthalle. Vorher werden abermals die Hände desinfiziert. Und hier erkennen die Organisatoren auch ersten Handlungsbedarf. „An den Spendern kommen Personen dichter zusammen. Also ergänzen wir zusätzliche Desinfektionsstellen.“ Auch die Wegeführung soll weitere Markierungen erhalten.
Für den medizinischen Teil des Innenraums der Halle endet die Zuständigkeit der Kommune, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) übernimmt. Auf dem Boden kleben Markierungen, die auf Mindestabstände hinweisen. Logisch: Die Maskenpflicht gilt auch hier. Es funktioniert wie bei der Kofferaufgabe am Flughafen. Aus der Warteschlange gehen die Impfbereiten später nach und nach zu einem freien Schalter der drei Impfstraßen.
Impfzentrum Oberhausen: 750 Personen am Tag, Notschalter vorbereitet
Impfstraße, was versteht man darunter? „In den drei voneinander getrennten Impfstraßen durchlaufen die Personen nah der Anmeldung einen Wartebereich. Von dort aus gehen sie in die Impfkabine. Und anschließend führt die Impfstraße in den Bereich zur Nachbeobachtung“, sagt Jörg Brandenburg. 750 Personen sollen nach diesem Muster pro Tag geimpft werden. Zwei weitere Notschalter sind bereits vorbereitet.
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Info-Bögen zum Ausfüllen, auch zu Gesundheitsfragen, werden den Impf-Empfängern vorab zugestellt. Sie werden ausgefüllt mitgebracht. Falls in den Bögen ein Eintrag vergessen wurde, kann dies im Warteraum ergänzt werden. Jörg Brandenburg deutet auf zwei abgetrennte Kabinen in der Nähe: Für Zweifelsfragen bei medizinischen Besonderheiten sind zwei Ärzte anwesend.
Die Stühle stehen weit auseinander. Die Hallendecke ist hoch. Die Lüftungsanlage läuft. Auf dem noch schwarzen Großbildfernseher soll später ein Impf-Aufklärungsvideo laufen. „Bin ich schon dran?“ Geordnet werden die Azubis in die Testkabine gerufen. Dort läuft die Impfung, jetzt natürlich nur theoretisch. Nur drei Minuten soll das Aus- und Anziehen samt Impfung später dauern. Am Schalter davor wird mit zwei Minuten Aufenthalt gerechnet.
Impfzentrum Oberhausen: 30 Minuten zur Nachbeobachtung empfohlen
„Nach 40 bis 45 Minuten sollen die Impfpersonen die Willy-Jürissen-Halle wieder verlassen haben“, sagt Jörg Brandenburg. Die Gesamtzeit ist deswegen relativ hoch, weil eine halbe Stunde zur Nachbeobachtung eingeplant ist – eine Empfehlung. Medizinisch geschultes Personal schaut zu, wie die Geimpften auf den Wirkstoff reagieren. Sicher ist sicher: Notfallausrüstung sei vorhanden – beispielsweise wenn Allergiker Probleme bekommen sollten.
40 Personen betreuen den Impf-Regelbetrieb
Das Impfzentrum ist innerhalb der Willy-Jürissen-Halle, Lothringer Str. 75 in Alt-Oberhausen, eingerichtet worden. Der Eingang befindet sich auf der Goebenstraße. Auch im Falle eines Stromausfalls kann weitergeimpft werden. Die Anlage verfügt über ein Notstromaggregat. Der verbindliche Starttermin folgt noch.
Die FeuerwehrOberhausen hatte für den kurzfristigen Aufbau einen achtköpfigen Stab gebildet, der das Projekt federführend betreut. Auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Arbeiter-Samariterbund (ASB), die Malteser und das Technische Hilfswerk (THW) halfen mit. Im Vollbetrieb sind später 40 Personen vor Ort nötig.
Danach verlassen die Personen die Sporthalle durch das Einbahnstraßensystem. Der stark gekühlt angelieferte Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer wird in den umgebauten Katakomben der Sporthalle aufbereitet und zügig für die Impfung vor Ort weitergegeben.
„Über Nacht wird kein Impfstoff in der Halle gelagert“, sagen die Organisatoren zur Sicherheit. Das Gebäude stehe unter genauer Beobachtung und werde selbst nachts durch Security bewacht. Auch die Polizei schaue regelmäßig vorbei.
Der Test neigt sich dem Ende entgegen. Einige Notizen stehen in den Blöcken. Aber die Gesichter sehen zufrieden aus. Den Probelauf absolvierten die Organisatoren zeitgleich mit 40 Azubis an zwei Impfstraßen – und damit unter Extrembedingungen. Später sollen es 60 Personen auf drei Impfstraßen sein – allerdings zeitversetzt innerhalb einer ganzen Stunde. Im Vollbetrieb kann täglich von 8 bis 20 Uhr geimpft werden, sonn- und feiertags wird keine Pause eingelegt.
Für wen es losgeht und wie die genaue Terminvergabe abläuft, soll sich zeitnah klären. Momentan laufen die Vorarbeiten für die erste Impfwelle in Alten- und Pflegeheimen, die vor Ort abläuft. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Willy-Jürissen-Halle nicht vom ersten möglichen Impftag an genutzt wird.