Oberhausen. Rolf Limbeck leitet das Berufsförderungswerk und das Berufstrainingszentrum in Oberhausen – und spricht über die Folgen der Corona-Pandemie.

Bereits zum 1. Januar 2021 hat Rolf Limbeck die Leitung des Berufsförderungswerks (Bfw) an der Bebelstraße übernommen. Seit 1978 ist das Werk in Oberhausen tätig und hat sich auf die berufliche Rehabilitation und Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen spezialisiert. Nach 21 Jahren ist der frühere Direktor Herbert Schmidt in den Ruhestand gegangen. Wie Rolf Limbeck sich einarbeitet und wie die Corona-Krise das Lernen im Berufsförderungswerk nachhaltig verändert hat, erzählt er im Interview mit unserer Redaktion.


Herr Limbeck, haben Sie sich auf der neuen Position schon eingelebt? Ganz unbekannt war Ihnen das Berufsförderungswerk ja nicht.

Ja, das ist richtig. Seit 25 Jahren arbeite ich bereits im Berufstrainingszentrum Rhein-Ruhr, das praktischerweise im gleichen Gebäude wie das Bfw beheimatet ist. Künftig werde ich beide Unternehmen in einer Doppelfunktion leiten. Das Bfw und das Berufstrainingszentrum haben schon immer zusammengearbeitet, dies wird sich jetzt natürlich noch intensivieren. Ich bin sehr zufrieden, die Kollegen haben mich freundlich begrüßt.

Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Einrichtungen?

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Das Berufsförderungswerk hilft Menschen, die ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können. Als Beispiel nenne ich immer gern den Bäcker, der eine Mehlallergie entwickelt hat und sich nun umorientieren und einen neuen Beruf erlernen muss. Im Trainingszentrum liegt der Fokus währenddessen besonders auf psychisch erkrankten Menschen, die zurück ins Berufsleben möchten. Da helfen wir mit speziellen Angeboten, damit der Wiedereinstieg gelingt. Außerdem bieten wir spezielle Förderungen für Jugendliche an.

Die Schwerpunkte unserer Angebote liegen vor allem auf dem Handwerk sowie technischen und kaufmännischen Berufe. So haben wir beispielsweise eine Kooperation mit dem Ministerium in Düsseldorf, der Absolventen unserer Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte mit Jobgarantie übernimmt.

Wie haben Bfw und Trainingszentrum denn bisher zusammengearbeitet?

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Rund 42 Prozent der Menschen, die das Bfw betreut, haben ebenfalls eine psychische Erkrankung. Oft kommen Menschen von der medizinischen in die berufliche Rehabilitation zu uns. Auch unser Rentenversicherungsträger ist ein Schnittpunkt zum Trainingszentrum. Das Zentrum arbeitet eng mit Leistungsträgern wie der Arbeitsagentur zusammen, um eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Ansprechpartner überschneiden sich an vielen Stellen, was die Arbeit extrem erleichtert. Wir wollen die Angebote beider Einrichtungen aber noch weiter verzahnen und entwickeln, um das beste Angebot für die Leute zu finden, die zu uns kommen.

Wie hat sich die Pandemie auf das Berufsförderungswerk ausgewirkt?

Extrem. Wir haben noch ein Internat im Förderungswerk, wo über 300 Menschen Platz finden, die bei uns wohnen und unsere Maßnahmen in Anspruch nehmen. Das wurde natürlich ausgedünnt. Zudem stand schon länger der Wunsch im Raum, die Ausbildung zu modernisieren und mit digitalen Inhalten zu ergänzen. Dieser Prozess wurde rapide beschleunigt.

Berufliche Rehabilitation

Das Berufsförderungswerk Oberhausen ist seit über 30 Jahren in Oberhausen ansässig. Das Angebot dreht sich rund um die berufliche Rehabilitation, Arbeitsmarktintegration und Personaldienstleistungen.

Im Internat gibt es 336 Zimmer für Menschen, die nicht aus dem Ruhrgebiet kommen und die Ausbildung vor Ort leisten. Es gibt rollstuhl- bzw. allergiegerechte Zimmer, Zimmer mit 220 cm langen Betten sowie Wohnmöglichkeiten für Alleinerziehende mit Kind.

Wir sind noch immer dabei, Teilinhalte der verschiedenen Ausbildungen zu digitalisieren. In den technischen Berufen und im Handwerk gestaltet es sich natürlich schwieriger. Da muss mit den Händen gewerkelt werden. Aber in den kaufmännischen Berufen funktioniert das mittlerweile sehr gut. Wir haben Endgeräte angeschafft und können so einen weiteren Lernort schaffen, den „Digitalen Campus“.

Was sind Ihre nächsten Ziele für die beiden Institutionen?

Unser Ziel ist es, die Qualifizierung zu verändern und Dinge enger miteinander zu verbinden. So können wir beispielsweise Alleinerziehenden mehr Möglichkeiten bieten, die es sonst schwer haben, Ausbildung und Beruf zu vereinbaren. Wir wollen allerdings nicht zur Briefkastenfirma werden – soziales Lernen ist und bleibt ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

Eine große Herausforderung in den letzten Monaten sind die Prozesse. Menschen, die zu uns kommen, durchlaufen oft viele andere Stationen. Die ärztliche und psychologische Diagnostik ist durch die Pandemie verlangsamt worden, die Leistungsträger sind im Homeoffice. Es stockt. Diese Problematik müssen wir lösen.