Oberhausen. Endlich ist es so weit: Der Gasometer in Oberhausen kehrt langsam, aber sicher zu seinem ursprünglichen Erscheinungsbild zurück.

Der frisch sanierte Gasometer lässt seine Hüllen fallen. Eher behutsam hat das mit Spannung erwartete Auspacken des 117 Meter hohen Industriedenkmals am Rhein-Herne-Kanal jetzt begonnen.

Der neue Korrosionsschutz an der Außenhülle ist nach vielen Monaten intensiver Arbeit komplett aufgetragen. Das berichtet die Gasometer GmbH in einer aktuellen Mitteilung. Damit könne der Rückbau gigantischen Fassadengerüstes starten, heißt es weiter. Die lange Zeit weithin sichtbare helle Einhausung werde abgebaut: 30.000 Quadratmeter Planen fallen zu Boden. Zahlreiche Farbschichten hatten die Fachleute entfernt, um etwaigen Roststellen auf die Spur zu kommen und sie fachgerecht auszubessern.

Auf dem Dach des Gasometers begann der Abbau der Schutzhüllen; Schritt für Schritt lässt das 117 Meter hohe Industriedenkmal nun die Hüllen fallen.
Auf dem Dach des Gasometers begann der Abbau der Schutzhüllen; Schritt für Schritt lässt das 117 Meter hohe Industriedenkmal nun die Hüllen fallen. © Dirk Böttger | Copyright Gasometer Oberhausen

Die Oberhausener können in diesem Frühjahr nun zum ersten Mal einen Blick auf die neue und zugleich alte Farbe ihres Wahrzeichens werfen. Dieser Anblick wird zu einer optischen Zeitreise in die Nachkriegszeit, denn die finale Deckfarbe nimmt den Originalfarbton des Gasometers von 1949 auf: Die neue Farbmischung – ein grauer Grundton mit einer oxydrötlichen Einfärbung – orientiert sich an dieser historischen Vorgabe. Der neue Deckschicht wurde allerdings zusätzlich Eisenglimmer beigemischt, der den Korrosionsschutz verstärkt und zudem einen Spezialeffekt bietet: Er lässt den Gasometer bei tief stehender Sonne förmlich glänzen!

Rund 1000 Tonnen wiegt das Fassadengerüst. Sechs Wochen wird das Abbauen alles in allem dauern. Doch dann ist das Projekt noch keineswegs abgeschlossen: Danach erhält der Gasometer sein ursprüngliches Aussehen zurück. Umläufe, Treppen und die charakteristischen Ausbläser werden wieder montiert. Ein Spezialkran und Industriekletterer, die ihren Job in schwindelerregender Höhe erledigen, kommen zum Einsatz. Vier Wochen sind nochmals dafür veranschlagt. Abschließend werden noch die Außenanlagen wiederhergestellt.

Positive Bilanz

„Ein Jahr intensiver Sanierungsarbeiten liegt hinter uns, mit vielen Überraschungen sowohl technischer als auch finanzieller Art“, bilanziert Geschäftsführerin Jeanette Schmitz in der aktuellen Mitteilung der Gasometer GmbH. Insgesamt sei die Sanierung bislang aber gut gelaufen, und nun beginne bereits der Aufbau der neuen Ausstellung mit dem Titel „Das zerbrechliche Paradies“. Sie handelt von der Schönheit der Erde, besonders aber von ihrer Natur und dem menschlichen Einfluss darauf. „Ich freue mich total, wenn wir endlich wieder öffnen dürfen, und sofern es die Pandemie-Entwicklung zulässt, wird dies auch noch vor den Sommerferien geschehen.“

Schicht für Schicht zur Sanierung

Der Gasometer hat im Laufe seiner jüngeren Geschichte laut einer Analyse des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland vierzehn Farbschichten erhalten.

Sie wurden im Zuge der Sanierung komplett entfernt. Vier neue Farbschichten wurden dann für einen umfassenden Korrosionsschutz aufgetragen.

Die Ausstellungsbesucher stehen dann quasi auf einem mit Stahlmatten und Beton frisch verstärktem Fundamentsockel des Gasometers. denn auch das zählte zum Sanierungsprogramm. Eine Frage wird in jüngster Zeit übrigens immer häufiger in Oberhausen gestellt? Kann man ein Stück der abgelegten Gasometer-Außenhülle erwerben? Nein, lautet dazu die Auskunft, denn: Die PVC-Spezialplane kann wiederverwendet werden und kommt nun auf anderen Baustellen zum Einsatz.

Was hat die Sanierung gekostet? Zu den kalkulierten Kosten von 14,5 Millionen Euro seien wegen teurerer Ausschreibungen und umfangreicher Stahlbauarbeiten rund 1,2 Millionen Euro an Mehrkosten hinzugekommen, heißt es. Rund 550.000 Euro trägt die Gasometer GmbH. Den großen Rest der Summe übernehmen als Zuschussgeber Bund, Land NRW und der Regionalverband Ruhr (RVR).