Oberhausen. Immer mehr Anwohner in Oberhausen sind aufgebracht: Sie beobachten vermehrt Baumfällungen – trotz Schonzeit für viele Tiere. Das sagt die Stadt.

Trotz der bereits im März begonnenen Schonzeit für Tiere werden weiterhin Bäume im Oberhausener Stadtgebiet gefällt. Immer mehr Anwohner melden sich, beschweren sich über das Vorgehen der Stadt, fragen nach den Hintergründen. Tenor: Hätte man die Bäume nicht im Januar und Februar fällen können? Warum ausgerechnet jetzt? Die Stadt nennt für die fortlaufenden Arbeiten vor allem einen Grund: Corona.

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Wie berichtet müssen beispielsweise am Golfplatz Jacobi in Osterfeld rund 200 Bäume gefällt werden. 160 sind bereits verschwunden, weitere 40 sollen im Herbst fallen. Grund dafür sind laut Stadt Schäden an den Bäumen. Auch im Pantoffelpark an der Brinkstraße beobachten Anwohner Baumarbeiten. Die Stadt sagt auf Anfrage: „Bei den Baumfällungen am Pantoffelpark handelt es sich um Maßnahmen des Regionalverbandes Ruhr entlang der Fahrradtrasse Grüner Pfad, wo Bäume aufgrund der Verkehrssicherheit entnommen werden mussten.“

Durch die Pandemiesituation habe das beauftragte Unternehmen den eigentlich vorgesehenen Zeitraum für die Arbeiten nicht einhalten können, heißt es dazu aus dem Rathaus. Vor diesem Hintergrund habe bereits Ende Januar 2021 die Untere Naturschutzbehörde zugestimmt, die Bäume auch nach dem Beginn der Schonzeit am 1. März zu fällen. Vorher mussten die Bäume allerdings auf Nistplätze und Baumhöhlen untersucht werden.

Bäume machen Platz für eine Lärmschutzwand

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Auch an der Erlenstraße mussten Bäume gefällt werden. Diese Arbeiten sind laut Aussage der Stadt Teil der Errichtung einer Lärmschutzwand, die für den Anschluss der neuen Erschließungsstraße für das Edeka-Logistikcenter nötig ist und dem Schutz der Anwohner dient. „Diese Wand wird auf einem bereits bestehenden Wall parallel zur Erlenstraße errichtet. Dazu waren Pflegeschnitte in einer Gehölzreihe und die Fällung von drei Robinien erforderlich“, teilt das Rathaus mit.

Weitere Baumfällungen

Im Rahmen der regelmäßigen Baumkontrolle sind SBO-Mitarbeitern fünf Pappeln aufgefallen, die durch Sturm und Nässe stark geneigt sind. Die Bäume stehen im Randbereich des Altenbergparks und müssen nach Aussage der Stadt zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit kurzfristig gefällt werden.

Betroffen ist auch eine Eiche im Uhlandpark, die im Stammfuß von dem Riesenporling, einem Schwächeparasit, befallen ist. Der Baum befindet sich in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Sitzbänken. Da der Baum besonders groß ist, hat die Fachverwaltung zur Einschätzung der Standsicherheit einen Gutachter eingeschaltet.

Gleiches gilt auch für einen Silberahorn mit 310 Zentimetern Umfang im Grillopark. In beiden Fällen wurde durch einen externen Gutachter festgestellt, dass der jeweilige Pilzbefall schon so weit fortgeschritten ist, dass die Bäume im Zuge der Gefahrenabwehr kurzfristig gefällt werden müssen.

Das beauftragte Landschaftsbauunternehmen habe den vorgesehenen Zeitrahmen ebenfalls nicht einhalten können, so dass die Arbeiten erst Ende März fertiggestellt wurden. Die Bäume seien, ähnlich wie im Pantoffelpark, auf Vogelnester geprüft worden, bevor die Untere Naturschutzbehörde die Erlaubnis zum Fällen nach dem 1. März gegeben hatte. Es sind nur einige Beispiele für mehrere Standorte in der Stadt, in der dieser Tage Bäume weichen müssen.

Insgesamt 1000 Bäume will die Stadt neu pflanzen

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Parallel pflanzt die Stadt aber auch neue Bäume. Bis Mitte April 2021 wird der neue städtische Eigenbetrieb SBO (Servicebetriebe Oberhausen) über 240 junge Bäume pflanzen. In der zweiten Jahreshälfte sollen es noch einmal so viele sein. Der Baumbestand hatte durch die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre stark gelitten – nach den Sommern 2018 und 2019 mussten bereits über 1100 Bäume gefällt werden, die Schäden davongetragen hatten. Bei den neuen Bäumen handelt es sich vorwiegend um sogenannte Klimabäume, die hitzeverträglicher und trockenheitstoleranter sind.