Oberhausen. Kein Publikum, aber klangvolle Ideen: Zwei Labels übertragen in Oberhausen vier Tage lang DJ-Sets aus dem Revier im Internet. So funktioniert’s.

Normalerweise stehen sie vor tobenden Menschen. Doch seit der Corona-Pandemie verharren Discjockeys notgedrungen eher im stillen Kämmerlein. Zwei Indie-Labels der elektronischen Musik wollen nun bei den Fans zumindest über das Internet für etwas Wohlklang sorgen.

Ohne Publikum, dafür aber mit Ausdauer: Vier Tage lang, mit 40 Discjockeys - und für den guten Zweck. Schon am Donnerstag, 25. März, setzt sich der erste Plattenteller in Bewegung. In einem unscheinbaren Hinterhof im Oberhausener Stadtteil Biefang betreibt das Label „Sick & Sound“ ein eigenes Studio. „Hier produzieren wird selbst“, erklärt David Schweitzer. „Auch Musiker aus anderen Stilrichtungen können die Räume anmieten.“

Große Nachfrage

Einen Schwerpunkt legt die Truppe, die häufig selbst auflegt, auf digitale Angebote - meist für die Video-Plattformen Youtube und Streaming-Portale wie Twitch. Seit dem ersten Corona-Lockdown ist die Nachfrage groß. Schweitzer, im bürgerlichen Leben Kriminalkommissar bei der Polizei Oberhausen, ist in seiner Freizeit bei „Sick & Sound“ gemeinsam mit Bruder Daniel an Bord, der als DJ Danyl schon in den USA auflegte und virtuell eine fünfstellige Zahl an Facebook-Fans um sich schart. Die Oberhausener Klangschmiede hat sich für den Charity-Stream mit dem Label Indeep und Kreativen aus Bochum, Bottrop und Herne zusammengeschlossen.

Grob bedeutet das: Indeep sorgt für das künstlerische Programm, Sick & Sound organisieren Technik und Logistik. „Zwei Bühnen bespielen wir hintereinander“, sagen die Schweitzer-Brüder im Einklang. Hinter dem DJ-Pult soll es sogar eine LED-Leinwand geben. Wenn schon keine Fans vor Ort sein können, dann flimmern die Lichtspiele zumindest über den Live-Stream in die Wohnzimmer.

Ambitionierter Nachwuchs

Dennis Head (kein Künstlername) kümmert sich bei Indeep um das Programm. „Wir haben überwiegend ambitionierte Nachwuchs-DJs aus der Region dabei.“ Aber auch bekanntere Name, wie Nick Hommer, der schon mehrfach beim Großfestival Nature One auflegte, wollen mitmachen. Elektronische Musik ist natürlich nicht gleich Techno. Darum werden beim Charity-Stream mehrere Stilrichtungen dabei sein. Tech-House, Future-House, Base-House, aber auch Verfechter der Black Music sollen auf ihre Kosten kommen.

Ein DJ-Set dauert etwa eine Stunde. Danach folgen kurze Interview-Runde. Die 40 DJs musizieren natürlich nicht zeitgleich, sondern nacheinander über die vier Tage verteilt. Der Live-Stream soll die Elektro-Szene über das Internet coronagerecht mit Musik versorgen und dadurch gewissermaßen auch versuchen, gegen illegale Untergrund-Partys zu steuern, die in europäischen Großstädten schon für Negativschlagzeilen sorgten.

Spenden möglich

Hauptgrund für den Charity-Stream bleibt aber natürlich der gute Zweck: Zuschauer können während der Übertragungen über einen eingeblendeten QR-Code ihre Spende abgeben. Nach den vier Tagen mit Stream-Musik gehen die Erlöse komplett an die „Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft“. Die Macher hoffen, dass sich an den vier Tagen mehrere Tausend Fans die Live-Sets im Netz anschauen. Jeder für sich, aber gut aufgelegt.