Oberhausen. Generationen haben im Bastelgeschäft Brackmann in Oberhausen eingekauft. Das leerstehende Ladenlokal wird umgebaut – auch für Kindergeburtstage.
Buntes Papier für Sankt-Martins-Laternen. Wachsmalstifte für den Schulunterricht. Oder Stoffe für Karnevalskostüme. Im Bastelladen Brackmann in Oberhausen-Sterkrade haben Generationen eingekauft. Die Besitzer wechselten, der Name blieb im Gedächtnis der Kunden stets gleich. Mittlerweile ist das Geschäft seit August 2020 geschlossen - doch leere Räumen gibt es an der Steinbrinkstraße trotzdem nicht.
Das liegt an Urte Fürderer - an viele engagierte Mitstreitern. Die Kulturschaffenden hatten nämlich eine füllende Idee. „Für Kreative gibt es immer weniger Möglichkeiten, ihre Werke auszustellen oder mit anderen Künstlern in Kontakt zu treten“, sagt Urte Fürderer. Aus dem ehemaligen Bastelladen Brackmann ist dadurch auf 140 Quadratmeter ein Kreativquartier entstanden. Titel: „EinzigArtig - kunterbunt“.
Plattform für Bildhauer, Maler, Musiker und Fotografen
Ganz schön viel Platz, für ganz viele Ideen. Wo früher die Kunden an den Regalen vorbei stöberten, sollen nun Ausstellungen heimisch werden. Und nicht nur das. Vom Bildhauer, Maler, Musiker bis Fotografen verschmelzen in dem Gebäude in Sterkrade unterschiedliche Stile.
Dafür haben sie ihr Vorhaben zunächst auf einen soliden Untergrund gestellt. Im November des vergangenen Jahres haben gründeten die Macher einen gemeinnützigen Verein, der den Namen des kreativen Quartiers trägt. „Das ist gar nicht so einfach“, gibt Urte Fürderer zu. „Aber mit vereinten Kräften haben wir es geschafft.“
Vor allem die Satzung bereitete zunächst Kopfzerbrechen. „Wir mussten uns selbst fragen: Wo wollen wir hin? Was wollen wir erreichen?“Die Anstrengungen im Papier- und Antragskosmos haben sich gelohnt. An der Steinbrinkstraße sprudeln die Pläne nur so hervor. Künstler können sich Ausstellungsfläche mieten, wenn sie mögen. Auch kleine Konzerte in heimeliger Atmosphäre, gerahmt von einer gemütlichen Wohnzimmerkulisse, sollen etabliert werden.
Indoor-Weihnachtsmarkt mit künstlerischen Artikeln
Verein „EinzigArtig - kunterbunt“ möchte weiter wachsen
Der gemeinnützige Verein „EinzigArtig - kunterbunt“ wird nach und nach aufgebaut. Viele Ideen werden wegen der Corona-Beschränkungen erst später umgesetzt werden können.Momentan haben die Künstler unter anderem Schmuck, Acryl-Arbeiten und Drechsler-Handwerk aufgebaut. Wer möchte, kann sich beim Verein über Besichtigungsmöglichkeiten unter Corona-Bedingungen informieren. Kontakt unter der Rufnummer: 0157/30188023.
Geduld brauchen sie noch. Durch die Corona-Pandemie wird Einiges erst in der Zeit nach dem harten Lockdown möglich sein. Dazu zählen die fröhlichen Kindergeburtstage, die der Verein zukünftig möglich machen möchte. „Familien fehlt oft der Platz, um für Kinder eine kleine Feier veranstalten zu können,“ sagt Urte Fürderer. „Hier wollen wir helfen.“ Das kreative Quartier verbindet Räume und ihre Inhalte miteinander - und lässt sich trotzdem zeitgleich mit unterschiedlichen Ideen füllen. Dazu zählt eine gemütliche Bücherecke. Auch über kleine Jazz-Sessions, die mit einem Weinabend verbunden werden, wurde im Kreis der Macher schon gesprochen.
Ein Indoor-Weihnachtsmarkt mit künstlerischen Artikeln könnte im ehemaligen Bastelladen künftig die Freunde der saisonalen Dekoration anlocken. Man merkt: Die Künstler sind an der Steinbrinkstraße keine Neulinge, sondern bespielten bislang ein angrenzendes Atelier direkt nebenan. Dass das Projekt mitten in der Corona-Pandemie eine Herausforderung ist, war den Organisatoren bewusst. „Einige haben gesagt: Ihr seid doch verrückt. Andere: Das ist mutig!“, berichtet Urte Fürderer. „Aber gerade in diesen Zeiten muss man den Menschen mit solchen Geschichten Mut machen.“