Oberhausen. Pilotprojekt in Oberhausen: Eine „Anti-Rassismus-Datenbank“ sammelt Programme für mehr Toleranz. Besonders Lehrern soll das helfen.
Wie vielfältig Oberhausen ist, zeigt sich insbesondere in den Schulklassen und Jugendzentren - die perfekten Orte also, um eine antirassistische Haltung anzutrainieren. Nur: Wie sensibilisiert man einen Siebtklässler am ehesten vor schädlichen Vorurteilen? Und wie warnt man einen Teenager am effektivsten vor Extremismus?
„Wenn dann ein Pädagoge im Internet auf Suche nach Lehrangeboten geht, ist es meisten sehr schwer, verlässliche Ergebnisse zu finden“, sagt Stadtmitarbeiter André Wilger. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, den Knoll an Informationen zu kanalisieren.“ Herausgekommen ist Oberhausens erste Anti-Rassismus-Datenban, welche die Stadt anlässlich der internationale Wochen gegen Rassismus vorgestellt hat.
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Wilger, der bei der Oberhausener Koordinierungsstelle des Toleranz-Programms „NRWeltoffen“ tätig ist, nennt die Datenbank ein „landesweites Pilotprojekt.“ Über die Website demokratiebuero.de sind ab jetzt rund 50 Bildungsangebote auffindbar, die sich etwa mit Antifaschismus, Antisemitismus, Hate Speech, Gewalt gegen Frauen, Migration, Zivilcourage oder Verschwörungsmythen auseinandersetzen. Nutzer können dann das gewünschte Themenfeld anklicken, folgend die Zielgruppe (z.B. Auszubildende, Klassenstufen sechs bis zehn usw.) und die gewünscht Methode auswählen. Das kann dann eine Ausstellung, ein Theaterprojekt, ein Rollenspiel, Workshop oder auch eine Exkursion sein.
Rassismus-Projekte umsetzen: „Am Geld soll es nicht scheitern“
Unter den Anbietern der Programme sind neben der Oberhausener Gedenkhalle für Opfer des Nationalsozialismus etwa auch das Netzwerk für Demokratie und Courage aus Düsseldorf, das BVB-Lernzentrum in Dortmund oder auch der Kölner Verein „Inside Out“. „Ein wichtiges Kriterium, um in die Liste aufgenommen zu werden, war es, dass der Anbieter aber auch bereit wäre, nach Oberhausen zu kommen“, sagt Wilger.
Vorgeschichte des Projekts
Oberhausen hat sich 2017 erfolgreich um die Teilhabe an dem Landesprogramm „NRWeltoffen“ beworben. Ziel ist es dabei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Kommune zu fördern.
Im Zuge des Programms hat die Stadt ein „Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ entwickelt, das der Oberhausener Stadtrat 2019 einstimmig verabschiedete. Das Konzept beinhaltete auch mehrere Handlungsempfehlungen, wie am besten gegen Rassismus in der Stadt vorgegangen werden kann.
Teil dieser Empfehlungen war es, auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen bei ihrem Engagement für eine demokratische Stadtgesellschaft zu unterstützen - dies leistet nun die „Rassismus-Datenbank“ des Demokratiebüros.
Weitere Anti-Rassismus-Projekte in Oberhausen, orientiert an den Handlungsempfehlungen, sollen folgen. „Denn gegen Diskriminierung vorzugehen, ist eine gesellschaftspolitische Daueraufgabe“, sagt Stadtmitarbeiter André Wilger.
Natürlich kostet es auch etwas, bestimmte Kreativprojekte, Seminare und Workshops an die eigene Schule zu bringen. „Aber am Geld soll so etwas nicht scheitern“, betont Dirk Paasch von der Fachstelle für das Bundesförderprogramm „Demokratie leben!“. Ist ein Lehrer, Sozialarbeiter, Schulleiter also interessiert an einem Projekt, soll er sich direkt über die Homepage bei Paasch melden, um Förderoptionen zu besprechen.
Betroffene von Rassismus sollen sich selbst ermächtigen
Die Präventionsdatenbank soll ständig erweitert und konsequent gepflegt werden. „Sie soll atmen und leben“, formuliert es Kultur- und Finanzdezernent Apostolos Tsalastras, der das Projekt in hohen Tönen lobt und plant, es auch anderen Kommunen vorzustellen. Die Projektinvolvierten verstehen es als einen ersten großen Schritt. „In der Homepage steckt noch viel Potenzial, ich kann mir vorstellen, dass wir Betroffenen von Rassismus und Diskriminierung auch Hilfe für Beratungsangebote liefern“, sagt André Wilger.
Eine häufige Kritik an Programmen gegen Rassismus ist es, dass die tatsächlich Betroffenen zu wenig zu Wort kommen und ihre Bedarfe zu wenig abgefragt und berücksichtigt werden. Diesen Fehler will man in Oberhausen also offenbar nicht machen. „Erst vor wenigen Monaten hat sich in Oberhausen eine Selbstorganisation von Roma gegründet, die die Zivilgesellschaft über ihre Geschichte aufklären möchte“, erzählt Wilger, der den Verein nun bei Veranstaltungen mit seinem Netzwerk unterstützen möchte. „Das ist der Weg, den wir gehen sollten: Uns anbieten und unterstützen, damit sich Menschen, die betroffen sind, auch selbst darstellen können.“