Oberhausen. Kriminelle Händler bringen Hundewelpen aus Osteuropa nach Deutschland. Sie nehmen junge Familien ins Visier und setzen sie emotional unter Druck.
Illegale Welpenhändler nehmen Oberhausen ins Visier. Immer öfter werden dem Veterinäramt Fälle gemeldet: Junge Hunde werden aus dem Kofferraum verkauft, betrogene Besitzer melden sich, weil der jüngst erworbene Welpe krank – und der Verkäufer verschwunden ist. Und die kriminellen Händler werden offenbar immer dreister: Im Kaisergarten lauern sie gezielt Familien mit jungen Kindern auf, um sie emotional unter Druck zu setzen. „Wenn Mama und Papa den Hund nicht kaufen, muss er ins Tierheim oder stirbt vielleicht.“
„Das Geschäft mit Hundewelpen floriert“, sagt Tierärztin Eckert vom Oberhausener Veterinäramt. Ihren vollständigen Namen möchte sie ungern öffentlich lesen. Die illegalen Händler sind nicht gut auf sie zu sprechen, denn das Veterinäramt beschlagnahmt illegal nach Deutschland gebrachte Tiere – und dabei geht es um viel Geld. Die Händler verkaufen die Tiere mal für einige Hundert Euro, mal aber auch für 1000 Euro und mehr, je nach Hunderasse. „Eingekauft“ haben sie die Welpen in der Regel für ein paar Euro in Osteuropa. Auf Farmen werden die Tiere dort unter qualvollen Bedingungen massenweise „produziert“. Zum Vergleich: Bei seriösen Züchtern, die ihre Tiere artgerecht aufziehen, impfen und medizinisch versorgen, kosten Welpen etwa das Doppelte.
Händler werden aggressiv
„Wenn die Händler ihre Hunde zurück haben wollen, werden sie schon mal aggressiv“, sagt auch Thorsten Wiese, Leiter des Tierheims in Gelsenkirchen, aus eigener Erfahrung. In seinem Tierheim werden die in Oberhausen beschlagnahmten Tiere in der Regel aufgenommen und nach Möglichkeit aufgepäppelt und vermittelt. So wie die drei Welpen, die die Oberhausener Polizei im Juni aus einem völlig verdreckten Transporter gerettet hat. Seit Ende November haben die jetzt gesunden Tiere ein neues Zuhause.
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„So viel Glück haben aber leider nur wenige Tiere“, sagt Eckert. Die Tiere werden in Osteuropa als reine Ware produziert und viel zu früh von der Mutter getrennt. Sie werden weder geimpft noch medizinisch versorgt. Sterben Tiere beim Transport, gelten sie als Ausschuss. Fraglich ist laut Eckert auch, was mit Tieren passiert, die nicht verkauft werden. Ihr Blick lässt nichts Gutes ahnen. Und auch den verkauften Tieren droht ein hartes Schicksal: Sind die neuen Familien mit den in den meisten Fällen kranken Tieren überfordert, setzen sie die Hunde oft aus oder lassen sie unversorgt bis sie sterben.
Verkäufer müssen sich ausweisen
Appell: Keine Welpen aus illegalem Handel!
Wer sich einen Hund zulegen möchte, sollte sich im Vorfeld genau informieren: Was kommt finanziell auf mich zu? Welche Bedürfnisse hat ein Hund? Welche Rasse ist die passende?
Infos erhalten Interessierte etwa beim Verband für das Deutsche Hundewesen (vdh.de) oder dem Internationalen Hundeverband (hundeverband.info). Mit Fragen zu Oberhausener Züchtern können sich Ratsuchende aber auch direkt an das Veterinäramt wenden: amtstierarzt@oberhausen.de
Die Händler könne man indes am besten bekämpfen, indem man keine Hunde bei ihnen kauft, sagt Tierärztin Eckert vom Veterinäramt. „Denn auch beim Welpenhandel gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.“
Die illegalen Händler arbeiten mit immer neuen Tricks. Sie verkaufen die Tiere längst nicht mehr nur aus dem Kofferraum heraus. Sie bieten die Tiere im Internet, etwa bei Ebay, und sozialen Medien wie Facebook oder Instagram an. Sie mieten Wohnungen an, um den Anschein eines Privatverkäufers zu erwecken. Doch was können Käufer tun, um auf keine illegalen Händler hereinzufallen? „Sich den Ausweis des Verkäufers zeigen lassen und auf einen Kaufvertrag bestehen“, rät Eckert. Sie sollten sich das Umfeld der Wohnung anschauen und sich auch das Muttertier zeigen lassen. Zeigt dieser Hund kein Interesse an den Welpen und hat auch kein ausgeprägtes Gesäuge, ist Vorsicht geboten.
Sollten die Verkäufer weder Muttertier noch den Rüden zeigen, sollten sich interessierte Käufer Namen und Anschrift der Besitzer dieser Tiere geben lassen. Verdacht schöpfen sollte ein Käufer auch, wenn der Verkäufer darauf besteht, den Welpen zu „liefern“ statt abholen zu lassen. Generell rät Eckert: „Geduld ist besser als Eile.“ Ein seriöser Verkäufer würde nicht drängeln, sondern sich im Gegenteil sogar zunächst ihrerseits ein Bild von den Käufern machen.
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Wer sich einen Hund zulegen möchte, sollte immer stutzig werden, wenn die Tiere weit unter dem marktüblichen Preis angeboten werden. Gewisse Rassen kommen immer wieder in Mode, derzeit sind es etwa Huskys und Zwergspitze. Illegale Händler reagieren auf diese Trends und bieten vermehrt Modehunde zum günstigen Preis an.
Werden Bürger Zeugen eines Welpenhandels oder beobachten Verdächtiges, sollten sie unbedingt den Notruf der Polizei wählen.