Oberhausen. Drei verängstigte und kranke Welpen hat die Polizei im Juni in Oberhausen gerettet. Es folgte eine lange Quarantänezeit. So geht es ihnen heute.
Das Bild ging ans Herz: Drei Hundewelpen kauern verängstigt in der hintersten Ecke eines Transporters in Oberhausen. Angekettet im eigenen Dreck, ohne Futter und Wasser. Im Juni hatte die Polizei die erst wenige Wochen alten Hunde gerettet. Es stand nicht gut um sie: Von gefährlichen Bakterien und Parasiten befallen, mussten die Tiere in strenge Quarantäne.
Auch dieses Bild geht ans Herz: Murphy, eine aufgeweckte und verspielte italienische Dogge, gesunde 34 Kilogramm schwer, legt seinen Kopf auf den Schoß seines Besitzers Oliver Gluszak und bittet mit seinen großen Augen um ein paar Streicheleinheiten. Nichts erinnert mehr an das Bild von vor fünf Monaten, als Murphy in dem Transporter hockte – ein Welpe, der offenbar illegal verkauft werden sollte und dem Tod damals näher stand als dem Leben.
Im Krankenhaus vom Schicksal erfahren
„In Zeiten, in denen es uns beiden dreckig ging, haben wir uns gefunden“, erzählt Oliver Gluszak. Der 52-jährige Oberhausener lag nach einem Schlaganfall im Krankenhaus, als er vom Schicksal der drei Hunde erfuhr. Als Polizeibeamter hielt er stets Kontakt zu seinen Kollegen, so gelangte die Geschichte an seine Ohren. Als es ihm wieder gut genug ging, nahm er Kontakt zu den Rettern auf, wollte wissen, was mit den Tieren geschehen ist.
Die Welpen waren mittlerweile im Tierheim Gelsenkirchen untergebracht. In der dortigen Tollwut-Quarantäne. Denn, so stellte es ein Tierarzt fest: Die Hunde waren nicht nur schwer krank, sondern auch viel jünger als in den „Papieren“ des Vorbesitzers angegeben und nicht geimpft. Eine lange und strenge Quarantäne war die Folge. „Das ist Pflicht bei Tieren, die allem Anschein nach aus einem Nicht-EU-Land nach Deutschland kommen“, erklärt Thorsten Wiese, Leiter des Gelsenkirchener Tierheims. Diese Tiere müssen nicht nur nachweislich gesund und geimpft sein, sondern dürfen erst ab einem Alter von sieben Monaten vermittelt werden.
Tollwut-Quarantäne in Gelsenkirchen
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Viereinhalb Monate waren die drei Hunde in der Gelsenkirchener Quarantäne-Station. Seit wenigen Wochen lebt Murphy nun bei Oliver Gluszak. Auch die anderen beiden Hunde haben mittlerweile ein neues Zuhause gefunden. „Es war ein Glücksfall, dass die Tiere gemeinsam gefunden wurden“, erklärt Thorsten Wiese. Denn eine solch lange Quarantänezeit kann gerade im Welpenalter problematisch werden. Doch so hatten die jungen Tiere immerhin sich selbst. Zudem kümmerten sich speziell geschulte und geimpfte Mitarbeiter des Tierheims um die damals rund acht Wochen alten Welpen.
„Die Tiere haben sich gut entwickelt, es sind liebe und freundliche Hunde“, sagt Wiese. Da pflichtet auch Oliver Gluszak bei und krault seinem „Kampfkuschler“ die Ohren. Es scheint, als habe nicht nur der Hund großes Glück gehabt: „Murphy trägt zur weiteren Genesung bei“, ist sich Gluszak sicher. Körperlich hat der Schlaganfall vergleichsweise wenig Schaden angerichtet, doch leichte Einschränkungen sind auch heute noch spürbar. „Mit dem Tier komme ich jeden Tag an die frische Luft.“
Und mehr noch: Er sei den Mitarbeitern des Tierheims in Gelsenkirchen „so auf die Nerven gegangen“, weil er immer wieder vor der Tür stand, um „seinen“ Hund zu besuchen, „da wollte ich etwas zurückgeben“. Als Ehrenamtler macht der Oberhausener Zwinger sauber und führt auch andere Hunde spazieren. Er hat sogar den dafür nötigen Sachkundenachweis erworben – eine theoretische Prüfung, um sich im Tierheim auch um vermeintlich gefährliche Hunderassen wie Staffordshire oder Pitbull Terrier zu kümmern.
„Mantrail“ neues Hobby von Hund und Halter
Auch Murphy kann gefährlich werden – allerdings nur für herumliegendes Schuhwerk. Ein Paar Schuhe und vier Paar Hausschlappen mussten schon dran glauben. Doch nach den wenigen Wochen bei Oliver Gluszak hat Murphy auch schon viel gelernt: „Sitz“ klappt auf Anhieb, den Kauknochen können selbst fremde Menschen dem Hund ohne Probleme wegnehmen.
Murphy ist eine italienische Dogge
Murphy und seine Geschwister gehören zur Hunderasse Cane Corso Italiano. Ausgewachsen können sie eine Schulterhöhe von bis zu 70 Zentimetern und ein Gewicht von knapp 60 Kilogramm erreichen. Mit sieben Monaten ist Murphy 42 Zentimeter hoch und 34 Kilogramm schwer.
Im Deutschen wird die Hunderasse unter anderem auch „Italienische Dogge“ genannt. Die Tiere werden in ihrer Heimat oft als Familien- und Hütehunde gehalten. Sie gelten als freundlich, ruhig, kinderlieb, sportlich und verspielt.
Und bald geht es in die Hundeschule. „Mantrail“ hat Oliver Gluszak für sich und Murphy entdeckt: Der Hund bekommt eine Riechprobe und geht auf die Suche nach vermissten Menschen oder Tieren. Noch ist das Training reiner Spaß. Doch wenn Hund und Halter diesen Spaß nicht verlieren, könnte eine „echte“ Rettungshunde-Ausbildung folgen. Dann würde Murphy vom geretteten hilflosen Welpen selbst zum Retter.