Oberhausen. Das Werk von Heiner Meyer erreicht sein Ziel bereits vor den Kamerateams: Aber die Kranführer warten bis zum perfekten Morgenlicht.

Marie Herden von der Kranfirma Jaromin hatte ihr schweres Gerät bestens im Griff: Der Tieflader kam – noch in tiefer Dunkelheit – so überpünktlich um 6 Uhr früh vor dem Schloss Oberhausen an, dass Christine Vogt von der Ludwiggalerie um einen kleinen Aufschub bitten musste: Schließlich wollten Kamerateams im halben Dutzend zur vereinbarten Zeit um 6.30 Uhr festhalten, wie die sechs Meter hohe, sechs Tonnen schwere Skulptur „Red Heels“ von Heiner Meyer in den Gurten der beiden Kräne schwebte.

Kurzer Schwebezustand: Die Skulptur „Red Heels“ verlässt, gehalten von zwei Kränen, den Tieflader.
Kurzer Schwebezustand: Die Skulptur „Red Heels“ verlässt, gehalten von zwei Kränen, den Tieflader. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Bei wolkenlos fotogenstem Morgenlicht und nach halbstündiger Wartezeit ging’s an die Arbeit – routiniert, trotz der außergewöhnlichen Silhouette dieser Stahlkonstruktion aus der Sterkrader Spezialfirma Franken Apparatebau. Deren Geschäftsführer Wilhelm Franken, dank der Arbeit von acht seiner 108 Mitarbeiter ein Hauptsponsor des Projekts neue Außenskulptur, überwachte den sicheren Fortgang der Platzierung – für ihn ein „tägliches Geschäft“.

Schwebezustand währt kaum eine Viertelstunde

Gespannter und besonders beglückt waren der Künstler – und der Statiker Christoph Diekmann: Schließlich mussten sich alle anderen Beteiligten auf seine Berechnungen dieser höchst außergewöhnlichen „Bauform“ verlassen können. Dabei war der „Schwebezustand“ der sechs Tonnen „Red Heels“ bereits nach einer knappen Viertelstunde beendet: Die Skulptur stand bereits „ab Werk“ auf einer Grundplatte: Deren vier Löcher für die stabile Verankerung auf dem eigentlichen Fundament – es stammt noch von der Keith-Haring-Skulptur „Head through Belly“ – galt es exakt auszurichten.

Bereits um 8 Uhr am Freitagmorgen hatten die Profis im Dienst der Kunst ihr Werk vollendet, konnten sich die Mäzene aus der Industrie mit dem Künstler vor den „Red Heels“ zum Erinnerungsbild versammeln.

Wer nicht vom Straßenrand aus zugesehen hat, kann sich filmische Fassungen in der WDR-„Lokalzeit“ und am Montag im ZDF-Morgenmagazin „Volle Kanne“ ansehen. Und Heiner Meyer, der seine Idee und Entwürfe der Ludwiggalerie geschenkt hatte, sorgte mit einer eigenen Kamera-Crew dafür, die Aufstellung seines bisher größten Werkes für die Nachwelt festzuhalten.

Die Skulptur lockt zum Ausstellungs-Doppel

Ein festliches Enthüllungszeremoniell, selbst in kleinem Kreis und unter freiem Himmel, war der Ludwiggalerie und ihren Förderern aus der Bürgerschaft leider verwehrt. Doch mit einer Mischung aus Bangen und Zuversicht setzt das Team im Schloss Oberhausen darauf, dass die beiden Ausstellungen „Art about Shoes“ und „Kuro – Künstler, Karikaturist, Kulturlegende“ weiter geöffnet bleiben können.

Zu sehen sind sie nach Terminvergabe unter 0208 - 4124 928. Die Besucherzahl in der Hauptausstellung ist auf maximal 40 Personen gleichzeitig beschränkt, in der Panoramagalerie auf neun Personen, im Museumsshop auf vier. Karten fürs Große Schloss kosten 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Familien 12 Euro. Der Eintritt im Kleinen Schloss ist frei.

Dabei weiß der der 67-jährige Pop-Art-Künstler aus Bielefeld mit Galerie-Repräsentanzen von Miami bis Beijing: Am nachdrücklichsten wirkt sein dreidimensionales Werk aus zweidimensionalen Stahl-„Scherenschnitten“, wenn man es mit Muße umrundet. Und anders als auf Fotos lässt sich dann auch der „verborgene“ siebente Schuh seines Stöckel-Turms entdecken.