Oberhausen. In der Oberhausener Innenstadt läuft das Termin-Shopping: Kunden warten vor dem neuen P&C-Outlet. Fachhändler setzen auf das saisonale Geschäft.
Wie sich die Zeiten doch ändern. „Früher hätte man eine maskierte Person nicht in den Laden gelassen“, sagt Roland Wiese von Uhren Schmiemann in der Oberhausener Innenstadt. „Heute ist es umgekehrt!“
Die Sicherheitsschleuse, des weit über die Stadtgrenzen bekannten Fachgeschäftes, hat plötzlich eine doppelte Funktion. Das Entrée, durch das die Kunden per Knopfdruck des Händlers ins Geschäft gelangen, schützt während der Corona-Pandemie nicht nur vor Gaunern, sondern hilft auch das Hygiene-Regelwerk einzuhalten. Momentan eben beim Einkaufen mit einem reservierten Termin - „Click & Meet“.
Wie sieht’s aus an der Elsässer Straße? „Ja, die Kunden fragen an“, sagt Wiese. Auch das Geschäft mit hochwertigen Uhren und Schmuck hat in Pandemie-Zeiten mit einem deutlichen Umsatzrückgang zu kämpfen. Doch der Branche helfe das Termin-Shopping. „Bei solchen Anschaffungen legen Kunden wert auf eine ausführliche Beratung. Die Waren schauen sich Kenner gerne persönlich an.“
Click & Meet: Telefonnummer im Schaufenster - QR-Code fürs Handy
Im Gegensatz zu anderen Geschäftszweigen konnte Schmiemann durch die eigene Uhrenwerkstatt den Kontakt zu den Kunden halten. Die Reparaturen durften auch während des Lockdowns durchgeführt werden. Das ebenfalls wichtige Drumherum fehle aber komplett. „Vorträge und Führungen - das alles ist nicht möglich.“ Die Telefonnummer hängt am Schaufenster. Auch wenn die Kundenzahl im Geschäft begrenzt bleibt, seien die Zeitfenster bislang noch nicht knapp geworden.
Der Wind pfeift an diesem Samstag durch die Oberhausener Innenstadt und die Wolken in der Ferne verheißen wenig Gutes. Kein Bummelwetter, aber zu Menschenansammlungen soll es beim Termin-Shopping auch nicht kommen. Das zielgerichtete Einkaufen löst jeder Händler anders. Vor der Tedi-Filiale im ehemaligen Kaufhof-Gebäude weisen gleich drei Hinweis-Schilder auf die Terminschienen hin. „Per Telefon“, ist dort zu lesen. Oder auch: „Gleich hier vor Ort!“ Im Handy-Zeitalter sind kurzfristige Terminvergaben einfach. Einige Händler schauen auch spontan in ihre Listen, ob ein Slot frei ist. Manchmal steht ein Sicherheitsdienst vor der Tür. Ein Kunde pro 40 Quadratmeter ist erlaubt. Da haben größere Läden mehr Möglichkeiten.
Click & Meet: Praktisch bis Unsinn - Meinungen gehen auseinander
Schlangen sieht man beim fiesen Schmuddelwetter wenige. Reichlich Menschen mit Einkaufstüten aber schon. „Normalerweise bestelle ich auch über den Online-Handel“, sagt Birte Krämer. „Aber manche Artikel möchte man einfach vorher in der Hand halten.“ Paket-Retouren würden schließlich auch Zeit fressen. Eine neue Tasche möchte sie sich anschaffen. „Bislang klappt die Terminvergabe problemlos.“
Eine Frau mit Einkaufstüte in der Hand kommt offenbar gerade aus dem Supermarkt. „Woanders einen Termin buchen? Soweit kommt es noch!“ Die Meinungen gehen auseinander. Und dann gibt es sie doch. Einzelne Menschen, die vor Geschäften warten. Die Bekleidungskette Peek & Cloppenburg öffnet den neuen Outlet-Laden im alten Gebäude. „Pop-up Sale“ steht in großer Schrift am Eingang an der Marktstraße, Höhe Goebenstraße. Der Händler verspricht Rabatte von 50 Prozent. Im Outlet-Store von P&C durchforsten bereits Schnäppchenjäger lange Stangen mit T-Shirts. Vor dem Laden stehen sie an den Fensterscheiben.
Doch nicht um zu kiebitzen. Am Glas kleben große QR-Codes, die mit dem Handy eingelesen werden. „So reserviere ich meinen Termin“, erklärt eine Kundin, die ihr Smartphone an die Scheibe hält. Alternativ gibt es eine Internetadresse mit einem Buchungskalender. Klappt das auch? „Bislang ja!“
Click & Meet: Stammkunden wollen Produkte lieber persönlich sehen
Ganz klassisch hat Fachhändler Wolfgang Wonsyld seine Kundengespräche in einem Klappkalender eingetragen. „Viele Stammkunden rufen mich an“, sagt der Chef des Outdoor-Fachgeschäfts am Altmarkt. Und ja, versandet sei die Nachfrage bislang nicht. „Man merkt, dass die Saison ansteht und sich die Kunden für Artikel interessieren, die sie draußen tragen können.“
Robuste Wanderschuhe sind dabei. Aber auch hochwertige Leibchen aus neuseeländischer Merinowolle, die teilweise 70 Euro kosten. Die Produkte sollen weniger stark unangenehme Gerüche annehmen. „Das ist Kunden bei längeren Wandertouren wichtig.“ 100 Quadratmeter misst sein Geschäft. Zwei Kunden kann er somit zeitgleich bedienen. „Im Schnitt dauert ein Beratungsgespräch 30 Minuten.“ Ja, „Click & Meet“ helfe dem Handel schon, gerade in Segmenten, in denen viel Stammkundschaft vorhanden sei. Dass dies ein zartes Pflänzchen Hoffnung bleibt, ist vielen Händlern aber klar. Sorgen gibt es, solange die Corona-Zahlen wieder steigen.
>>> Click & Meet - Anbieter vom Centro bis in die Stadtteile
Das Termin-Shopping ist laut Corona-Schutzverordnung möglich, solange die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 bleibt.
Neben der Innenstadt von Oberhausen bieten 80 Shops im Centro Oberhausen „Click & Meet“ an. Auch der Fachhandel in Sterkrade und Osterfeld beteiligt sich.