Oberhausen. Sportler müssen während der Corona-Krise ihre Gewohnheiten umstellen. Das spüren die Fachhändler aus Oberhausen bereits vor dem zweiten Lockdown.

Die Turnhallen sind geschlossen. Das Training in Gruppen ausgebremst. Fitnessstudios stehen leer. Die Corona-Krise hat Sportler bei ihrem Hobby deutlich getroffen. Viele Aktive müssen improvisieren und trainieren für sich selbst. Laufen, Wandern und Walking werden beliebter. Verändert die besondere Lage das Kaufverhalten? Und spüren dies vor dem neuen harten Lockdown die Sport-Fachhändler in Oberhausen?

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Einen zusätzlichen Boom, weil Kunden sich mit Ausrüstung für den Individualsport eindecken, kann Reinhard Behnert vom Fachgeschäft Sport Behnertauf der Marktstraße nicht beobachten. „Die Lage ist schwierig“, sagt der erfahrene Geschäftsmann. „Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass deutlich weniger Kunden in den Laden kommen.“

Fehlender Mannschaftssport macht sich bemerkbar

Das Geschäft ist normalerweise eine starke Anlaufstelle der Fußball-Szene, doch auf den Amateurplätzen wird derzeit gar nicht gekickt. Die Zeit der Hallenturniere im Winter gibt es diesmal nicht. „Das merken wir deutlich.“

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Während des ersten Lockdowns im Frühjahr – als die Ladentüren bereits geschlossen blieben – musste der Händler improvisieren und richtete einen Lieferservice für Jogging-Schuhe ein. Die schwierige Lage wird sich ab Mittwoch, 16. Dezember, wiederholen, wenn es für den Handel abermals heißt: Türen dicht!

Jogging im Grünen funktioniert auch in Corona-Zeiten. Dafür liegt der Mannschaftssport brach. Das spüren die Sport-Fachhändler in Oberhausen.
Jogging im Grünen funktioniert auch in Corona-Zeiten. Dafür liegt der Mannschaftssport brach. Das spüren die Sport-Fachhändler in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Von einem spürbaren Anziehen zum Weihnachtsgeschäft konnte vorher ohnehin keine Rede sein. Populäre Kleidungsstücke werden derzeit hauptsächlich für den heimischen Freizeitgebrauch gekauft, hat Behnert beobachtet. „Bequeme Jogginghosen fragen Kunden häufiger an. Allerdings weniger für sportliche Betätigungen, sondern für das heimische Sofa.“

Nicht nur Shopping-Skepsis in Corona-Zeiten und der davon profitierende Online-Handel, sondern ganz einfach fehlende Sportgelegenheiten sieht Behnert als Grund für die Flaute: „Die Kunden planen Neuanschaffungen häufig, wenn sie diese auch direkt benötigen.“ Das wurde zuletzt bei den lokalen Fahrrad-Händlern deutlich.

Spazieren vor der Haustür statt im Wanderurlaub

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Wolfgang Wonsyld von Sport Wonsyldam Altmarkt ist auf Outdoor-Ausrüstung spezialisiert. Und er sagt: „Man merkt, dass die Kunden bestimmte Artikel in der Corona-Zeit stärker nachfragen als andere.“ Das liege daran, dass der größere Winterurlaub und die damit verbundene Wandertour derzeit nicht stattfinden könnten. Das Kaufverhalten ändert sich.

Größere Anschaffungen würden daher eher aufgeschoben. Dies betreffe Wanderschuhe für anspruchsvolle Landschaften und dicke Wanderjacken für Wintersportgebiete. „Die Ausrüstung ist beim Kunden oftmals noch vorhanden.“ Und er sagt ebenfalls: „Neue Artikel werden gekauft, wenn der Urlaub in absehbarer Zeit bevorsteht.“

Kunden wollen Handschuhe und dickere Socken

Reduzierte Mehrwertsteuer kaum spürbar

Die reduzierte Mehrwertsteuer sollte von Juli 2020 bis zum Jahresende für mehr Kauflust bei den Kunden sorgen und somit den von der Corona-Krise betroffenen Handel in den Geschäften unterstützen.

Viele Sporthändler aus Oberhausen konnten durch den von 19 auf 16 Prozent verringerten Mehrwertsteuersatz allerdings nur wenig Effekte beobachten. Dass die verringerte Mehrwertsteuer für zusätzliche Einkäufe gesorgt habe, dafür gebe es keine Belege.

Jubelsprünge macht zu Corona-Zeiten keiner. Grundsätzlich blickt Wonsyld aber zumindest auf „keinen schlechten Sommer“ in seinem Laden zurück. Das liege an der hohen Dichte an Stammkunden, die auf eine ausführliche Beratung im Geschäft Wert legen, sagt der Fachhändler.

Und wie war es bislang, kurz vor Weihnachten? Wonsyld spürt, dass die Menschen vor allem funktionale Geschenke suchen. Praktisches wie Handschuhe, Unterwäsche und dickere Socken werden in seinem Geschäft stärker nachgefragt. Denn Outdoor-Aktivitäten spielen sich derzeit nicht in unwegsamen Berggegenden ab, sondern eher im Umfeld. „Die Kunden gehen in den nahen Wäldern spazieren.“