Oberhausen. „Click & Meet“ heißt es bald im Handel: Nach Terminvereinbarung ist Shopping bei einer Inzidenz über 50 möglich. Eine gute Option für Oberhausen?
Die jüngsten Corona-Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz geben auch dem Oberhausener Einzelhandel eine neue Öffnungsperspektive. Möglich werden soll das Shopping im Centro und den Einkaufsstraßen bei einem Inzidenzwert zwischen 50 und 100, wenn Kunden vorher einen Termin vereinbaren. „Click & Meet“ nennt man das – nach der von vielen Händlern angebotenen Möglichkeit zum „Click & Collect“, dem Abholen von online eingekauften Artikeln, ein weiterer Schritt.
Marc Heistermann, Geschäftsführer vom Einzelhandelsverband Ruhr, glaubt, dass die Händler bereits gut auf „Click & Meet“ vorbereitet sind. „Das ist kein Hexenwerk, das man bis zum 8. März irgendwie herbeizaubern muss.“ Ohnehin seien über 80 Prozent der Händler trotz der Corona-Beschränkungen vergangener Monate mit ihren Kunden in Kontakt geblieben – über Facebook, Whatsapp, Instagram. Da sei auch die Terminabsprache kein Problem. Zusätzlich hätten bereits viele Geschäftsleute über „Click & Collect“ wichtige Erfahrung gesammelt.
Zudem glaubt Heistermann: Durch Corona seien auch ältere, digital weniger erfahrene Kunden inzwischen mit E-Commerce vertraut. Und sollte es doch schwierig sein, Kunden über soziale Medien zu erreichen, gäbe es da ja auch noch andere Möglichkeiten, zum Beispiel in gedruckter Form. „Jeder Händler kennt seinen Kundenstamm und weiß, wie er am besten mit ihm in Kontakt tritt.“
Was „Click & Meet“ für das Centro bedeuten könnte
Gleichzeitig betont Heistermann aber auch: „Click & Meet ist kein Allheilmittel.“ Für kleinere Textilhändler oder Möbelhäuser, die bei einem Kundentermin gleich eine ganze Küche verkaufen können, sei es zwar eine lohnenswerte Möglichkeit. „Aber wenn ich zum Beispiel an große Textilhäuser denke, die große Fixkosten haben, die von einem großen Warenumschlag und vielen Kunden leben, dann wird das Einkaufen nach Termin ein Tropfen auf dem heißen Stein sein.“
Centro-Manager Marcus Remark ist noch skeptisch und will sich erst konkret zu den Optionen für den Handel äußern, sobald eine neue NRW-Coronaschutzverordnung auf dem Tisch liegt. Aus seiner Sicht sind allerdings viele Händler nicht optimal darauf eingestellt, Termine fürs Shopping zu vereinbaren. „Wir sind gespannt, wie unsere Mieter ‚Click & Meet‘ organisatorisch umsetzen werden“, sagt Remarks. „Wir werden jedenfalls versuchen, sie dabei zu unterstützen.“ Auch Michael Grundmann, Handelsberater für die Stadt Oberhausen und ehemals langjähriger Centromanager, sieht Probleme. „Wie soll das für manche Händler zu realisieren sein?“, fragt er gerade mit Blick auf größere Geschäfte wie Elektrofachhändler. „Es wird für viele ein enormer organisatorischer Aufwand.“
Einkaufen per Termin: Was von Sterkrader Händlern zu erwarten ist
Robbie Schlagböhmer, Vorsitzender der Sterkrader Interessensgemeinschaft und Inhaber eines Reisebüros, rechnet damit, dass etwa Zweidrittel der Händler in Sterkrade „Click & Meet“ anbieten werden. „Wir haben hier viele kleinere, inhabergeführte Läden, für die das kein großes Problem sein wird.“ Gerade bei Textilwaren oder Geschenkartikeln müsse die Chance genutzt werden. „Wo Menschen mit den Händen einkaufen, wo Haptik eine große Rolle spielt, ist es wichtig, dem Kunden das auch zu ermöglichen.“ Klar sei aber natürlich auch: „Das Stöbern und Schlendern durch die Fußgängerzone funktioniert mit ‘Click & Meet“ natürlich nicht.“
Die genauen Regeln
Der Inzidenzwert in Oberhausen liegt aktuell zwischen 50 und 100, genauer bei 57,4. Damit dürfte mit vorheriger Terminvereinbarung eingekauft werden. Voraussetzung ist aber, dass sich auf 40 Quadratmetern nur ein Kunde aufhält.
Sollte der Inzidenzwert in Oberhausen auf unter 50 sinken, dann dürfte ab dem 8. März gar ein Kunde pro zehn bzw. 20 Quadratmeter Verkaufsfläche im Einzelhandel shoppen. Termine wären dann nicht mehr nötig.
Für sein Reisebüro stehe jedenfalls fest: „Wir werden Termine anbieten und haben die Hygienemaßnahmen bereits deutlich erhöht.“ Schlagböhmer hat nach eigener Aussage inzwischen Luftfilter, zweimalige Schnelltestung aller Mitarbeiter in der Woche, Hygieneprotokolle und eine Online-Terminvergabe bei sich eingeführt. „So wie ich das mit mit meinem Laden gemacht habe, haben es andere auch umgesetzt“, sagt er. Diese Geschäftsleute seien für die nächsten Öffnungsschritte gut vorbereitet.
Dennoch: Glücklich ist Schlagböhmer über die jüngsten Beschlüsse nicht: „Was jetzt von Bund und Ländern als große Lockerung verkauft wird, hilft dem Einzelhandel in Summe nicht.“ Dort müsse endlich verstanden werden, dass der Einzelhandel kein Infektionstreiber sei. Bis heute ist in seinen Augen nicht verständlich, warum die meisten Händler schließen mussten, Lebensmittelgeschäfte aber weiterhin Ware verkaufen dürfen, die nichts mit Lebensmitteln zu tun haben. Einzelhandelsverbandschef Marc Heistermann steht ihm bei: „Wir verstehen nicht, warum eine Öffnung des kompletten Einzelhandels hygienisch problematischer sein soll, als wenn sich zig Menschen im Non-Food-Bereichs eines Discounters knubbeln.“