Oberhausen. Wie läuft es über eine Woche nach Lockerungen an Oberhausener Schulen und Kitas? Klar ist: Trotz Erleichterungen sehen Eltern noch zig Probleme.
Anderthalb Wochen nach der teilweisen Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an Schulen in Nordrhein-Westfalen mahnt die Oberhausener Elternschaft, noch nicht zu viel von Familien zu erwarten. „Es liegt immer noch eine enorme Belastung auf vielen Eltern und Kindern“, sagt Nina Theilenberg, stellvertretende Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. Es gerate oft aus dem Blickfeld, das ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen eben noch nicht wieder normal unterrichtet wird und der Präsenzunterricht nur an vereinzelten Wochentagen stattfindet.
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Die Mutter von drei Kindern (7, 11, 13) sorgt sich zudem um die Perspektive für die Abschlussklassen. Zwar seien auch diese - genau wie die Grundschüler - trotz Maskenpflicht im Unterricht froh, endlich wieder gemeinsam lernen zu können. Allerdings bereite die Ankündigung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), das laufende Schuljahr voll zu werten und Versetzungsentscheidungen treffen zu lassen, vielen Kopfschmerzen. „Die jungen Erwachsenen stehen unter einem heftigen Druck“, sagt Theilenberg, die sich dagegen wehrt, das Schuljahr als reguläres Jahr zu betrachten.
Schulpflegschaft: Stoff mus nachgeholt werden
In manchen Klassen habe es in den Hauptfächern statt drei Klassenarbeiten nur eine gegeben. Und auch fernab des Lockdowns habe es aufgrund von Quarantäne und Corona-Verdachtsfällen genug Unterrichtsausfall gegeben. Deshalb müsse neben den dauerhaften Lockerungsdiskussionen endlich eine Debatte darüber geführt werden, wie der Stoff in den kommenden Schuljahren nachgeholt werden könne. „Was jetzt alles liegen geblieben ist, muss man ja irgendwie aufholen, etwa indem der Lehrplan entschlackt wird“, findet Nina Theilenberg. „Aber ich habe nicht den Eindruck, dass darauf politisch eingegangen wird.“
Neben der Freunde über die Öffnung herrscht auch bei den Erziehern und Tagesmüttern Sorge darüber, ob bisherige Entwicklungsdefizite der Kinder aufgeholt werden können. Da ist zum Beispiel der kleine Theo, der erst im Sommer mit acht Monaten zur Tagespflege „Lauselümmelbande“ an der Rolandstraße kam. „Und er kennt uns seit seinem zwölften Lebensmonat eigentlich nur noch mit Maske“, sagt Tagesmutter Iris Kerkenbusch. Er werde deshalb Probleme mit dem Sprechen bekommen, befürchtet sie.
Kita-Eingewöhnung: Kinder starten wieder ganz von neu
Auch hätten sich manche Kinder nach der langen Kita-Pause von Mitte Dezember bis Ende Februar längst schon wieder abgewöhnt, fremd betreut zu werden. „Bei zwei Kindern haben wir noch mal ganz von vorne angefangen, es war wie eine neue Eingewöhnung“, erzählt Iris Kerkenbusch. Die Eltern seien aber dennoch gleichsam froh über die lang ersehnte Entlastung wie verständnisvoll, dass der Betrieb noch nicht komplett normal läuft. „Wenn bei uns die große Hygiene ansteht und wir jeden Bauklotz desinfizieren, dann holen die Eltern ihr Kind auch mal früher ab.“
Impfung für Lehrer und Erzieher
In einem Erlass des Gesundheitsministeriums ist geregelt, dass die Stadt Oberhausen ab kommender Woche Impftermine für Mitarbeiter von Grundschulen und Förderschulen, Kitas und der Kindertagespflege anbieten soll.
Eine Impfung erfolgt dann mit dem Impfstoff Astrazeneca. Personen ab 65 Jahren erhalten Biontech. „Unter Federführung der Feuerwehr erfolgt in Abstimmung mit der Schul- und Jugendverwaltung die Koordination der Impftermine“, heißt es seitens der Stadt.
Nach Angaben der Stadt nutzen inzwischen zirka 76 Prozent der angemeldeten Kinder wieder das Betreuungsangebot bei Tageseltern oder in Kindertagesstätten. Wobei es in manchen Kitas wieder „richtig rappelvoll“ ist - so wie im Familienzentrum „Die Arche“ an der Danziger Straße. „Wir hatten während der letzten Wochen schon immer über die Hälfte der Kinder da, jetzt ist es wie im Normalbetrieb“, sagt Leiterin Regina Hausdorf.
Bislang ein Infektionsfall an einer Grundschule
„Größtmögliche Normalität“ - überhaupt ist das für Hausdorf aktuell das Mantra der Betreuung. „Die Abläufe bei uns sind alle gleichgeblieben“, sagt sie. Natürlich habe man den Spielkreis etwas angepasst, habe dort weniger musiziert und gesungen. Und natürlich sei das Team den Tag über nur noch mit Maske anzutreffen. „Aber für die Kinder ist das kein Fremdkörper mehr“, sagt die Leiterin.
Absehbar ist, dass sich die Stimmung in den Kindertagesstätten und Schulen auch mit dem dortigen Infektionsgeschehen schwanken wird. Bislang ist seit den Lockerungen vom 22. Februar nur in einer Grundschule ein Schüler positiv getestet worden, der zu einer Quarantäne von 14 weiteren Kindern führte. Weitere Fälle in Schulen oder Kindertageseinrichtungen hat es bislang nicht gegeben.