Oberhausen. Ab März geht es los. Der Bahnhof Sterkrade wird für fünf Jahre Dauerbaustelle. Den Auftakt macht der Abriss des ehemaligen Yesterday.
Voraussichtlich im März beginnt die Deutsche Bahn-AG damit, das Gebäude der ehemaligen Kult-Kneipe "Yesterday" an der Neumühler Straße abzureißen. Es wird der Auftakt für den großen Umbau des Bahnhofs Sterkrade sein. Christian Eickhoff, zuständiger Projektleiter bei der Bahn, und Ricarda Mauksch von der Stadt Oberhausen geben einen Ausblick.
Richtig losgehen kann es in Sterkrade erst, wenn die Bahn dort Baurecht bekommt. "Wir hoffen auf Mitte 2021", erklärte Eickhoff den Bezirksvertretern. Dann rechnet er mit dem sogenannten Planfeststellungsbeschluss. Bis dahin könne das Baugebiet aber von Grünbewuchs befreit werden, werde nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht und nach unterirdischen Leitungen.
90-Grad-Kurve wird entschärft
Sobald das "Yesterday" abgebrochen ist, können die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) im Sommer damit beginnen, davor einen neuen Kanal zu bauen. Die Neumühler Straße wird etwas verschwenkt, ihre 90-Grad-Kurve entschärft. Dafür sind die alten Häuser auf ihrer Westseite bereits um die Jahreswende abgerissen worden. Weil die Bahn für ihre Baustelle Platz benötigt, kann die Neumühler Straße erst ganz zum Schluss neu gebaut werden. Bis dahin wird eine Ersatzstraße für den Durchgangsverkehr angelegt.
"Wir sind in intensiven Gesprächen mit Stadt und WBO über die konkrete Gestaltung", erklärte Eickhoff zum Gesamtprojekt. So ist die künftige Länge des Bahnsteigdachs noch offen. Während der Bauarbeiten wird es für Passanten und Bahnkunden zu erheblichen Einschränkungen kommen. Die eigentliche neue Bahnunterführung wird nach heutigem Stand aber erst ab Juli 2023 gebaut. Dann wird es bis Frühjahr 2024 von Schwarze Heide aus überhaupt keinen direkten Zugang zu den Gleisen geben. 2026 soll der Umbau abgeschlossen sein.
Zuerst kommt das Regenrückhaltebecken
Bis 2023 entsteht zunächst neben der Westrampe ein Rückhaltebecken für das vom Bahnkörper ablaufende Regenwasser. Außerdem will die Bahn alle Leitungen, die bislang die Gleise unterqueren, in einem sogenannten Medientunnel bündeln. Der Tunnel kommt vor dem Rückhaltebecken aus.
Die eigentliche neue Bahnunterführung muss man sich nach dem vorgelegten Plan, anders als die alte, wie eine Verlängerung der Bahnhofstraße vorstellen. Sie verläuft also nicht mehr von Osten nach Westen, sondern von Nordosten nach Südwesten. Trotzdem wird die untertunnelte Strecke nicht länger.
Unterführung soll kein Angstraum mehr sein
2015 hatte die Stadt einen Planungswettbewerb aufgelegt. Sieger war das Duisburger Büro ST-Freiraum mit seinem Konzept "Lichtwelten". Sein Vorzug: Es beseitigt den bisherigen Angstraum Unterführung durch eine breite Öffnung nach Schwarze Heide hin. Außerdem bietet es einen Durchblick auf die andere Seite, den es in Gleishöhe wegen der Lärmschutzwände so nicht mehr geben wird. Und es bietet mit von innen beleuchteten Glaswänden viel Helligkeit. Rund zwölf Millionen Euro lässt sich die Stadt diese besondere Unterführung kosten.
Die Verlegung der Neumühler Straße macht es nach dem Abbruch des "Yesterday" möglich, einen großzügigen Bahnhofsvorplatz mit einer langgestreckten Treppe und flach geneigten Rampen anzulegen, wie es sie wegen des großen Busbahnhofs auf der Ostseite nicht geben kann. Die Linienbusse halten künftig direkt vor dem Bahnhofseingang. Auch die Anbindung der Heidstraße muss dazu geändert werden. Eine bislang verwilderte Grünfläche auf der Nordseite vom "Yesterday" wird zum "Kiss & Ride"-Parkplatz, also zum Absetzen oder Abholen von Bahnreisenden mit dem Pkw.
Kontroverse in der Bezirksvertretung
In der Bezirksvertretung Sterkrade stritten CDU und SPD darüber, ob die Stadt auf der Westseite auch noch ein Parkhaus errichten soll. Es ist dort vorgesehen, wo sich bislang der kleine Parkplatz am Westausgang befindet. Holger Ingendoh (CDU) stellte die Frage, ob das Parkhaus überhaupt noch benötigt wird, wenn die Verkehrswende bis dahin schon eingesetzt habe. Wenn also Car-Sharing (Stadtflitzer als Leihwagen, die beliebig benutzt und wieder abgestellt werden können) und ein besser ausgebauter öffentlicher Nahverkehr mehr Berufspendler auf den eigenen Pkw verzichten ließen.
"Das Parkhaus muss dringend geplant werden. Allerdings bezahlt uns das niemand", betonte dagegen Stadtverordneter Manfred Flore (SPD). Als Sprecher der Bürgerinitiative "Betuwe - so nicht" begrüßte er die Pläne. Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) erinnerte daran, dass im Erdgeschoss dieses Parkhauses Fahrradstellplätze, eine Fahrrad-Servicestation und Elektro-Ladesäulen geplant sind.
Info: Die Achse Niederlande - Italien
Der Umbau wird erforderlich, weil durch Sterkrade ein drittes durchgehendes Gleis verlegt werden muss. Es verläuft von Oberhausen bis zur niederländischen Grenze.
Die künftige Großbaustelle ist Teil der ersten von insgesamt zwei Eisenbahn-Ausbaustrecken entlang des Rheins. Mit ihnen leistet Deutschland seinen Beitrag zur Verbesserung des Verkehrs mit Güterzügen vom Hafen in Rotterdam über das Ruhrgebiet und durch die Schweiz bis nach Italien.