Oberhausen. Sterkrade erhält einen neuen Bahnhof. Dafür müssen ein neuer Kanal gelegt und eine Baustellenstraße geschaffen werden.

Große Ereignisse werfen in Sterkrade ihren Schatten voraus. Es geht um den Umbau auf der Westseite des Bahnhofs, in der scharfen Kurve der Neumühler Straße. Die Stadt trifft dort zur Zeit die Vorbereitungen dafür, einen neuen Kanal zu verlegen und anschließend eine Baustraße anzulegen. Denn das frühere Gebäude der Kult-Kneipe Yesterday wird abgerissen und der Bahnhofsausgang künftig völlig neu gestaltet.

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Ende Oktober hat Thomas Uphoff, der letzte Pächter vom Yesterday, seine Musik-Kneipe schließen müssen. Voraussichtlich ab März wird die DB Netz-AG, die das Gebäude erworben hat, mit dem Abbruch beginnen. Das teilt Frank Helling, Pressesprecher der Stadt, auf Nachfrage der Redaktion mit.

Bahnstrecke erhält zusätzliches Gleis

Dieser Abbruch steht damit in Zusammenhang, dass die Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Emmerich als sogenannte Betuwe-Linie durchgehend ein drittes Gleis bekommt. Die Gleisanlagen im Bahnhof Sterkrade müssen dafür verbreitert werden. Wo heute noch das Yesterday-Gebäude steht, verläuft künftig eine Lärmschutzwand. Auf der Fläche nördlich davon wird die Bahn außerdem ein Regenrückhaltebecken anlegen.

Aber das ist Zukunftsmusik, denn dafür gibt es noch kein Baurecht. Das sogenannte Planfeststellungsverfahren für den Streckenabschnitt, in dem der Bahnhof Sterkrade liegt, ist noch nicht abgeschlossen. Mit den entsprechenden Bauarbeiten rechnet die Stadt irgendwann im Zeitraum von 2022 bis 2025.

90-Grad-Kurve wird entschärft

Sie selbst ist aber mit im Spiel, wenn es gilt, den künftigen Bahnhofsvorplatz auf der Westseite des Bahnhofs neu zu gestalten. Dazu hatte die Stadt die Gebäude südlich der Einmündung der Heidstraße und entlang der 90-Grad-Kurve der Neumühler Straße erworben. Im Dezember hat sie damit begonnen, sie abzubrechen. Die Abbruchfläche ist inzwischen planiert.

Die Fläche soll in Zukunft zu zwei verschiedenen Zwecken genutzt werden. Einmal wird die scharfe Kurve entschärft, indem sie etwas zurückverlegt wird. Außerdem sollen die Linienbusse künftig gleich am Bahnhofsausgang bzw. gegenüber davon halten, damit die Wege von und zum Bahnhof kürzer werden. Die Bushaltestelle liegt bislang südlich der scharfen Kurve. Mit diesem Ausbau rechnet Frank Helling allerdings erst ab dem Jahr 2026, wenn die Bahn mit ihrem Umbau fertig ist.

Alte Bahnunterführung wird ersetzt

Die Stadt schafft ihrerseits aber zunächst die Voraussetzungen dafür, dass die Bahn überhaupt dort arbeiten kann. Dazu muss der Durchgangsverkehr vom Yesterday-Gebäude etwas verlagert werden. Bevor die entsprechende provisorische Fahrbahn dafür angelegt wird, wird die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen GmbH (WBO) im Juli damit beginnen, den künftigen Kanal unter der Neumühler Straße im Bereich von Bushaltestelle und entschärfter Kurve zu verlegen.

Um den Umbau des Bahnhofs selbst hatte es jahrelange Diskussionen gegeben, nicht nur wegen der Übernahme der Baukosten. Die Bahn hätte die alte Unterführung so ersetzt, wie sie heute beschaffen ist, nur eben entsprechend länger. Stadt und Bürgerinitiative "Betuwe - so nicht" wollten den Umbau der Bahnanlagen zum Anlass nehmen, Sterkrade dort städtebaulich aufzuwerten, zumal die Bahnstrecke den Stadtteil dort durchschneidet.

Ein Bahnhofsvorplatz auf der Westseite

Darüber wurde letztlich Einigung erzielt. Beim Umbau kommt der Entwurf eines Duisburger Architekturbüros zum Tragen. Er sieht nicht nur vor, dass die eigentliche Unterführung sogar verkürzt wird, sondern vor allem breiter ausfällt und mehr Licht bekommt. Das soll ihr den Charakter als Angstraum möglichst nehmen. Und um die Unterführung auch für Radfahrer sowie Passanten mit Kinderwagen oder Rollatoren anziehender zu machen, ist eine flach geneigte Rampe neben dem Treppenaufstieg vorgesehen.

Info: Betuwe - Teil einer Nord-Süd-Achse

Betuwe ist eigentlich die Bezeichnung für eine bereits seit 2007 fertiggestellte Eisenbahn-Neubaustrecke für den reinen Güterverkehr in den Niederlanden. Sie verläuft über rund 160 Kilometer zwischen dem Hafen von Rotterdam und Zevenaar nahe der deutschen Grenze.

Die deutsche Betwue-Linie von Oberhausen bis zur Grenze ist eigentlich nur die Zubringerstrecke dafür. Sie ist aber Teil eines europäischen Ausbauprojekts, das dazu beitragen soll, möglichst viel Verkehr von den beiden Seehäfen Rotterdam und Genua (Italien) in das jeweilige Hinterland auf die Eisenbahn zu verlagern.

Die beiden bedeutendsten Großprojekte waren der Bau des Lötschberg- und des Gotthard-Basistunnels in der Schweiz, die 2007 bzw. 2016 eröffnet wurden. Das größte deutsche Teilprojekt ist der Aus- bzw. Neubau der Bahnstrecke von Karlsruhe bis Basel. Dort haben, wie beim Betuwe-Zubringer am Niederrhein, die ersten Arbeiten begonnen.