Oberhausen. Deutsche Bahn legt Pläne für kurze „Billigvariante“ bei der Überdachung des Bahnsteigs vor. Bürger fragen: Hat die Stadt hart genug verhandelt?
Im Anhörungsverfahren zum Neubau des Sterkrader Bahnhofs im Rahmen der Betuwe-Linie widerspricht die Oberhausener Bürgerinitiative „Betuwe - so nicht“ den Planungen der Deutschen Bahn. Bereits im Juli vergangenen Jahres hatten die Bürgerinitiative und weitere Bürger schriftlich bei der Bezirksregierung Einspruch gegen die Planungen der Bahn erhoben, was die Länge der Überdachung am Sterkrader Bahnhof betrifft. „Weder die zuerst geplanten 40 Meter noch die jetzt zugesagten 47 Meter Überdachung reichen auch nur ansatzweise aus“, erklärt der SPD-Stadtverordnete und Sprecher der Bürgerinitiative, Manfred Flore.
Mit einer geplanten Bahnsteig-Länge von mehr als 200 Metern sei davon auszugehen, dass beim Halt langer Züge wesentliche Einstiegsbereiche nicht vom kurzen Dach geschützt würden, kritisiert die Bürgerinitiative.
Geplante Dachlänge geht der Initiative nicht weit genug
Auch interessant
Die jetzt vorgelegte Planung entspreche nicht den Ansprüchen eines komfortablen Reiseverkehrs, sei nicht im Sinne der Barrierefreiheit und erhöhe die Unfallgefahr in den nicht geschützten Bereichen. Erfahrungen etlicher Bahnkunden hätten zudem gezeigt, dass Fahrscheinautomaten, die schutzlos dem Wetter ausgeliefert sind, besonders im Winter anfällig für Störungen sind.
Bahnhöfe in Sterkrade und Holten werden erneuert
Der Ausbau der Betuwe-Linie ist ein Milliarden-Projekt, dass bereits seit einigen Jahren läuft. In den kommenden Jahren sollen mehr Züge über die Strecke fahren, um Güter zwischen Italien und dem Hafen Rotterdam zu transportieren.
Oberhausen ist Teil der Ausbaustrecke zwischen Sterkrade und Holten. Im Frühjahr 2017 begannen die umfangreichen Baumaßnahmen im Stadtgebiet.
Unter anderem soll der Bahnhof Sterkrade ein zusätzliches fünftes Gleis, einen verbreiterten Tunnel bekommen und barrierefreie Zugänge bekommen. Am Bahnhof Holten entsteht ein drittes Gleis und eine Fußgängerbrücke über die Schmachtendorfer Straße. Außerdem wird die Brücke über die A3 um ein drittes Gleis erweitert.
Die Stadt Oberhausen hatte zu Beginn der Anhörungsverfahren um den Betuwe-Ausbau den Standpunkt der Bürgerinitiative geteilt und erklärt, Verhandlungen mit der Deutschen Bahn aufzunehmen, um eine Bahnsteigüberdachung für mindestens 100 Meter zu erreichen. Kein Verständnis hat die Initiative nun dafür, warum die jetzigen Planungen eine Dachlänge von nur knapp 50 Metern – also der Hälfte der geforderten Länge – vorsehen. Sie fragt sich, ob die Stadt überhaupt das Gespräch gesucht hat.
Aktueller Sachstand bei der Stadt erfragt
Auch interessant
„Weder der Ausgang der Verhandlungen zwischen Stadt und Bahn noch ob sie überhaupt geführt worden sind, ist in der Politik bekannt“, erklärt Manfred Flore. In Form einer kleinen Anfrage an den Oberbürgermeister hat er nun den aktuellen Sachstand erfragt.
Die Bahnkunden litten schon seit Jahren unter den miserablen Zuständen am Sterkrader Bahnhof. Nun solle bei der Neugestaltung wenigstens „etwas Vernünftiges“ entstehen, so Flore weiter. Eine zu kurze Bahnsteigüberdachung wäre in den Augen der Bürgerinitiave „Betuwe - so nicht“ ein fatales Signal mit Blick auf den Klimaschutz und die wichtige Rolle des öffentlichen Personennahverkehrs.