Oberhausen. Ärzte haben in der Willy-Jürissen-Halle die ersten Senioren geimpft. Wir haben den verschneiten Start im Impfzentrum in Oberhausen begleitet.
Seit Mitte Dezember ist die Willy-Jürissen-Halle umgerüstet, nun legen die Ärzte los: Am Montag, 8. Februar 2021, konnten die ersten über 80 Jahre alten Senioren, die noch daheim leben, in der zentralen Impfstätte in Oberhausen ihre erste von zwei Corona-Schutzimpfungen in Empfang nehmen. Endlich.
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Die Schneeberge türmen sich links und rechts auf dem Parkplatz. Ja, sie haben hier geräumt. Doch der heftige Wintereinbruch hat die Anreise der Impfempfänger an diesem Schneemontag natürlich stark behindert. Die Shuttle-Busse vom Hauptbahnhof fahren nicht, so wie der gesamte Linienverkehr. Die Taxizentrale erhält viele Anfragen. Vermerk: Wichtig!
Obwohl es bitter kalter ist. Und er den Schal dicht ins Gesicht zieht, steht auch Hans-Dieter Gotthardt eine halbe Stunde vor dem Start vor den Türen. „14.07 Uhr“, sagt der Senior und deutet auf seine Impfbestätigung. Hans-Dieter Gotthardt ist damit einer der ersten Oberhausener, der den wichtigen Piks an diesem zentralen Ort erhält.
Senioren wünschen sich gemeinsame Impfung für Ehepaare
Seine Schwiegertochter hat den 80-Jährigen („…und ein paar Monate“) aus dem Sterkrader Norden zur Halle kutschiert. „Wir sind richtig früh losgefahren. Die Schneedecke ist schließlich dicht.“
Die Corona-Schutzimpfung ist für ihn eine klare Sache: „Das war gar keine Frage, dass ich das machen lasse. Ich hole mir auch regelmäßig meine Grippeschutzimpfung ab.“ Er wünscht sich aber, dass ältere Ehepaare zeitgleich geimpft werden. Seine etwas jüngere Frau müsse noch warten.
Die Nadel wird in der umgerüsteten Sporthalle nun doch täglich gezückt. Die über 80-Jährigen werden an jedem Wochentag, außer donnerstags, gepikst. Innerhalb von drei Wochen sollen knapp 2700 Personen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer versorgt werden, sagt Krisenstabsleiter Michael Jehn.
Ab Mittwoch, 10. Februar, kommt in Oberhausen der britisch-schwedische Impfstoff von Astra-Zeneca hinzu. Dieser wird beim Personal aus dem ambulanten Pflegedienst verimpft. Auch das Personal von Hospizen, der Tagespflege, Ärzte und Zahnärzte, die in stationären Einrichtungen arbeiten, Schwerpunktpraxen mit Corona-Patienten, onkologische Praxen und Dialysepraxen sowie Rettungsdienste sind Empfänger.
Für die ersten anderthalb Wochen stehen dafür zunächst 1500 Dosen bereit. Diese Impfungen werden im Impfzentrum donnerstags durchgeführt. Die Stadt übernimmt hier die Terminvergabe. Wer im privaten Umfeld eine ältere Person pflegt, muss sich dagegen noch gedulden. Eine Regelung stehe noch aus.
Langes Warten in der Hotline - und der perfekte Moment
Oberbürgermeister Daniel Schranz spricht von einem „besonderen Tag“, trotz der verschneiten Hindernisse. Die Impfungen gelten als „Game-Changer“, der die belastende Pandemie zum Guten verändern kann. Bis zum Sonntag zählt die Stadt bereits 10.000 Impfungen in den Alten- und Krankeneinrichtungen.
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Als die Senioren mit Impfeinladung Ende Januar ihre Termine buchen durften, konnte man allerdings nicht von einem holprigen Start sprechen. Es war schon ein handfester Rodeo-Ritt über eine mit Schlaglöchern versehene Buckelpiste. Ganz gleich, ob über das Internet oder die Telefon-Hotline. Viele, die dort angerufen haben, kennen sich jetzt mit Fehlermeldungen, abgestürzten Webseiten und Warteschleifen aus.
Hans-Dieter Gotthardt hatte offensichtlich den goldenen Moment, die entscheidende Lücke erwischt. „Die Warteschleife war tatsächlich kurz und schon hatte ich meinen Termin.“ Und das für den allersten Impftag. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt er.
Verpasste Schneetermine können Senioren nachholen
Genauso ergeht es 170 weiteren Senioren, die für den ersten Montag ihren Termin erhalten haben. Doch durch das Schneewetter rechnen die Organisationen von Stadt, Feuerwehr, Kassenärztlicher Vereinigung und Hilfsorganisationen mit weniger Impflingen.
Was geschieht, wenn jemand wegen der verschneiten Straßen nicht kommen konnte? „Der Termin kann am Folgetag zur gleichen Zeit nachgeholt werden“, erklärt Feuerwehr-Stabsleiter Jörg Brandenburg. Das Wochenende sollte dafür vermieden werden.
Die Terminbestätigungen samt Unterlagen müssen weiterhin mitgebracht werden. Da das Zentrum wegen des geringen Impfstoffes noch nicht unter Volllast steht, sei dies durch die Wetterausnahme noch möglich. Später funktioniere dies allerdings nicht mehr. Termine müssen dann eingehalten werden.
Ab 1. März kommen in der Willy-Jürissen-Halle neben den Erstimpfungen, die Zweitimpfungen hinzu. Dann verdoppelt sich die Piks-Anzahl auf rund 2.200 pro Woche. Das sind rund 315 am Tag.
>>> Zentrales Impfzentrum liegt neben der Anne-Frank-Realschule
Das zentrale Impfzentrum in Oberhausen haben die Organisatoren der Feuerwehr Oberhausen gemeinsam mit hiesigen Hilfsorganisationen in der Innenstadt aufgebaut. Dafür wurde die Willy-Jürissen-Halle umgerüstet. In der Sporthalle befinden sich nun drei Impfstraßen, in denen die Ärzte zeitgleich impfen können. Maximaler Durchlauf pro Tag: 750 Personen.
Die Willy-Jürissen-Halle befindet sich an der Lothringer Straße 75. Der Eingang liegt allerdings an der Goebenstraße. Wer mit dem Auto anreist, der kann von der Lothringer Straße über eine Zufahrt den Parkplatz vor dem Eingang erreichen. Linienbusse halten, wenn der Schnee nicht bremst, an den nahen Haltestellen Vincenzhaus und Anne-Frank-Realschule. Das Impfzentrum öffnet zunächst täglich von 14 bis 20 Uhr. Ab März in zwei Schichten von 7.30 bis 14.30 Uhr und von 13.30 bis 20.30 Uhr. Termine für Impfberechtigte sind nötig.