Oberhausen. 25 Räumfahrzeuge sind auf verschneiten Straßen in Oberhausen unterwegs. Dicke Eisschichten bereiten Probleme. Kinder genießen dafür das Rodeln.
Die Stimme der Mutter schießt hoch. „Nicht essen!“, ruft sie hastig ihrer kleinen Tochter zu, die das feine Schneegestöber am Straßenrand wohl für Puderzucker hält. Der Sonntag verwandelt Oberhausen in ein Winterwunderland. Mit allen Freuden und Tücken. Denn die Straßen und Gehwege sind oft gefährlich glatt.
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Schrabb! Kratz! Schepper! Der Soundtrack des Sonntagmorgens klingt zunächst ähnlich. Bullige Schneeschippen kratzen über die Bürgersteige und treffen am Untergrund auf ein kaum zu durchdringendes Hindernis. Denn: Dickes Eis liegt unter dem Schnee.
Dickes Eis liegt unter der Schneeschicht
Das merken auch die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO), die seit der Nacht mit voller Stärke ausrücken und stetig ihre Touren wiederholen. Schneeräumen alleine reicht diesmal nicht. Ein Salz-Sole-Gemisch fällt auf die Straßen und Wege. „25 Fahrzeuge sind im Einsatz“, sagt WBO-Sprecher Jan Küppers. Das sind große Streuwagen mit Räumschilden, Sprinter, Kleinfahrzeuge und Kastenwagen. Geräumt werde nach Prioritätsstufen. Am Sonntag zählen dazu Hauptverkehrswege, die Nahverkehrstrasse vom Hauptbahnhof nach Sterkrade sowie wichtige Straßen mit Busverbindungen.
Da der Schnee immer wieder nachfällt, könne man kleinere Straße noch nicht anfahren, erläutert Küppers die Misere. „Zunächst müssen aber die Hauptwege frei bleiben.“ Am Sonntagmittag sind viele Zufahrten noch bedeckt. Dichte Schneedecken lassen Bordsteine verschwinden. Und Passanten stochern ungelenk wie beim Anfänger-Tanzkurs über die weiße Pracht. „Am Hauseingang mussten wir aufpassen“, sagt Peter Lüpke, der mit Frau und Kind und Schlitten auf Tour ist.
Stoag stellt den Busbetrieb komplett ein
Den Wintereinbruch, und dann auch noch mitten im Winter, nimmt er sehr gelassen. „Zum Glück kann ich den Wagen stehenlassen. Zumindest bringt der Schnee vor der Haustür für unsere Tochter in Corona-Zeiten etwas Abwechslung.“
Am Osterfelder Bahnhof zeugen Schneeberge an der Bottroper Straße von ersten Räumdurchgängen. Spaziergänger blicken an der Bushaltestelle auf die digitale Anzeige. Fährt was? Fährt nix! Die Stadtwerke Oberhausen (Stoag) haben den Busbetrieb wie die Betriebe in den Nachbarstädten „vorübergehend eingestellt“. Stilleben! An Haltestellen mit elektronischen Schildern, wie am Osterfelder Bahnhof, wissen die Fahrgäste schnell Bescheid. Ohne Digitalanzeige, wie an der benachbarten Kampstraße, sieht das schlechter aus. Fährt was? Fährt nix! Och!
Müllabfuhr fällt am Montag aus
Was aber das Wort „vorübergehend“ in der Praxis bedeutet, ist noch völlig unklar. Es kann durchaus sein, dass am Montagmorgen die Busse und Bahnen weiter im Depot bleiben. „Problematisch ist weniger der Schnee, sondern die Eisschicht auf den Straßen. Ein Großteil der Haltestellen ist weder begehbar noch anzufahren. Die Trasse ist ebenfalls vereist“, begründet Stoag-Sprecherin Sabine Müller die drastische Maßnahme, den Linienverkehr einzustellen.
Was am Montag auf jeden Fall nicht klappen wird, ist die Müllabfuhr: Die WBO meldet bereits am Sonntagnachmittag, dass die Montag-Abholung der Abfalltonnen auf Samstag (13. Februar) verschoben wird. Nach aktuellem Stand gilt die Verschiebung vorerst nur für den Montags-Müllservice.
Auf den Straßen ist sowieso Schleichfahrt angesagt. Bis zum frühen Nachmittag vermelden Feuerwehr und Polizei aber überraschend keine besondere Unfalllage im Stadtgebiet: „Wenig Ausreißer bis jetzt!“
Kite-Drachen ziehen Schlitten - Eisfläche auf Aussichtsplattform
Ausreißer gibt es dafür im Olga-Park. In der schneebedeckten Osterfelder (Nicht-mehr-)Grünlage peitscht den Spaziergängern der Wind entgegen. Trotzdem sind recht viele Menschen unterwegs. Der Sonntagsspaziergang wird zum Abenteuerausflug. Familien in dicken Skianzügen kämpfen sich durch den Wind. Einige Plastikbobs hinterlassen linienartige Spuren im Schnee. Am Olga-Kanal hat dünnes Eis und darauf einsinkender Schnee den Kanal in Mokka-Ton eingefärbt. „Wie wäre es gleich mit einem heißen Kakao?“ Die Idee vorbeilaufender Spaziergänger klingt nicht schlecht.
Gute Ideen, schlechte Ideen. Aus dieser Kategorie gibt es am Schnee-Sonntag einige. Der Aussichtsturm im Olga-Park verspricht zwar einen guten Blick auf das Schneegestöber. Aber nach den ersten Treppenstufen wird klar: Die Zwischenetagen sind spiegelglatt und ähneln einer Eisbahn. Also: Statt hoher Aussichten lieber bodenständig bleiben!
Ihren Standpunkt verlassen dafür nebenan zwei Unerschrockene, die sich im Schneesturm von einem Kite-Drachen über die verschneite Wiese ziehen lassen. Der wohl leistungsstärkste Turbo-Boost für jeden Schlitten. Die Neugierde siegt beim Flockenwetter. Aber bitte ohne Auto. Am Kaisergarten stöbern Familien über die weiß überzogenen Wege und sinken auf Wiesen in der Schneedecke ein. Himmlisch. Der Schneeengel ist dabei inklusive.
Wandertouren nur mit guter Schuhsohle
Auf den Oberhausener Straßen waren am Sonntag vergleichsweise wenige Autos unterwegs. Dafür nutzten viele Spaziergänger die schneeweiße Kulisse für kurze Wandertouren. Allerdings war es sehr ratsam, dafür gutes Schuhwerk anzuziehen, denn natürlich waren längst nicht alle Bürgersteige geräumt. Durch den stetig nachfallenden Schnee sammelte sich die Pracht selbst an vor kurzem geräumten Stellen wieder recht schnell.