Oberhausen. Im Hotelgewerbe ist die Lage durch die harten Corona-Regeln dramatisch. Zwei Oberhausener Hoteliers beschreiben ihre heikle Situation.
Corona hat der gesamten Freizeit-, Unterhaltungs- und Veranstaltungsbranche in diesem Jahr einen schweren Schlag versetzt – vor allem auch den Hotels und Restaurants. Den Betrieben steht das Wasser bis zum Hals. Die Inhaber zweier Oberhausener Hotels bezeichnen ihre Lage als alarmierend.
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„Insgesamt ist das Buchungsverhalten äußerst zurückhaltend“, berichtet Michael Kaiser, einer der beiden Geschäftsführer vom Hotel und Restaurant Schmachtendorf am Buchenweg. Das Haus ist 2016 nach großem teuren Umbau neu an den Start gegangen, bietet insgesamt 23 Zimmer. Die Corona-Übernachtungs- und -Reiseeinschränkungen setzten dem Betrieb in diesem Jahr jedoch schwer zu. Übernachtungsangebote zu privaten Zwecken sind mit den härteren Corona-Schutzregeln nun sogar grundsätzlich untersagt. Damit bleiben nur beruflich veranlasste Übernachtungen zulässig.
Nur noch Reserven für ein halbes Jahr
„Wenn sich die Lage nicht bessert, können wir das erste Halbjahr 2021 noch durchhalten. Danach wird es haarig“, sagt Kaiser. Aufs ganze Jahr gerechnet beträgt der Rückgang an Einnahmen rund 25 Prozent. Das sei im Durchschnitt der Branche zwar wenig, bedeute für seinen Betrieb dennoch eine große Härte. Die staatlichen Hilfen seien nicht wirklich befriedigend.
Normalerweise gehen im Dezember branchentypisch Übernachtungen von Geschäftsreisenden ab Mitte des Monats zurück; dafür sorgen aber Weihnachtsmarkt-Touristen und Familienbesucher für eine gute Auslastung der Zimmer. „Die Absage des Weihnachtsmarktes am Centro bedeutet für uns ein Debakel“, sagt der Schmachtendorfer Hotelier. Übernachtungen von Gästen aus Belgien und den Niederlanden seien immer ein gutes Geschäft gewesen. Kaisers Hoffnung, dass sich die Verhältnisse vor den Feiertagen noch etwas bessern, ist nach den jüngsten politischen Beschlüssen dahin. Aus dem gemütlichen Wochenend-Trip mit Einkaufsbummel im Centro wird nichts mehr.
Soforthilfe: Ein Tropfen auf den heißen Stein
Die bei der ersten Corona-Welle gezahlte einmalige Soforthilfe war für das Hotel in Schmachtendorf nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie habe nur einen Bruchteil der laufenden Kosten gedeckt. „Ich habe alle Aushilfen entlassen müssen.“ Acht seiner 18 Festangestellten seien in Kurzarbeit. „Wir Betriebe müssen allerdings das Kurzarbeitergeld vorschießen und bevor jemand Kurzarbeit machen kann, müssen zunächst alle Urlaubsansprüche abgebaut werden.“
Hilfen nicht so spät auszahlen
Positiver sieht der Hotelier die Novemberhilfen, die es auch für Dezember geben wird. Danach werden pauschal 75 Prozent der Einnahmen aus beiden Monaten des Vorjahres vom Staat ausgezahlt. Dem stünden ja auch eingesparte Kosten gegenüber. Allerdings beklagt Thomas Kolaric, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein, dass diese Hilfen bedauerlicherweise mit sehr großer Verspätung ausgezahlt werden.
„Ich habe seit neun Monaten nichts verdient“, klagt Christina Antwerpen, rührige Inhaberin vom In Hostel Veritas an der Essener Straße im Knappenviertel. Ihre Gäste stammen zwar aus anderen Zielgruppen als die Gäste des Hotels Schmachtendorf, doch ihre Lage sieht noch dramatischer aus. Sie beklagt einen Rückgang der Einnahmen im gesamten Jahr um über 50 Prozent, in der Gastronomie sogar um 80 Prozent. Partygänger, Künstler mit Auftritten in Oberhausen, Vortragsreisende, Rucksacktouristen und Familien sind ihre Gäste. Mit dem Ausfall von Veranstaltungen und Tagungen bleibt der Großteil von ihnen weg. „Normalerweise bin ich um diese Zeit mit Weihnachtsmarkt-Besuchern ausgebucht“, sagt Antwerpen. Selbst für die Feiertage habe sie nur eine einzige Buchung. Und die stehe noch unter dem Vorbehalt der Stornierung.
Mehrbettzimmer nicht mehr vermietbar
Weil viele ihrer 50 Betten in Zwei- und Mehrbettzimmern liegen, sind sie wegen Corona seit dem Frühjahr nicht mehr vermietet. Der ganze Betrieb hängt seitdem an der Belegung jener fünf Doppelzimmer mit eigenen Bädern.
Antwerpen gibt unumwunden zu, dass die erzwungene Hilflosigkeit auch an ihrem Selbstwertgefühl nagt. „Ich bin ja nicht Unternehmerin geworden, um dann total vom Staat abhängig zu sein“, sagt sie. Die Sorgen um die Zukunft des Hostels seien groß. Als drückend empfindet sie auch die Verantwortung für die Mitarbeiter. „Ich habe tolle Mitarbeiter. Die möchte ich behalten“, sagt Antwerpen. Eine ihrer Aushilfen beschäftigt sie mit der Betreuung ihrer Internet-Auftritte. Den Festangestellten in Kurzarbeit könne sie immerhin dank des staatlichen Coronabonus’ das Gehalt für November und Dezember auf 100 Prozent aufstocken.
Zwar müsse sie zur Zeit nur die halbe Miete aufbringen. Aber der Rest sei nur aufgeschoben, nicht erlassen. Antwerpen häuft also Mietschulden in fünfstelliger Höhe an. Außerdem würden die Nebenkosten weiterlaufen. „Man glaubt gar nicht, wie teuer die Versicherungen sind“, sagt die Hostel-Chefin. Jedenfalls ist sie bereits an ihre Reserven gegangen. „Wirtschaftlich hängen wir alle am Fliegenfänger.“