Oberhausen. Das Oberhausener „In Hostel Veritas“ ist 15 Jahre alt. Mittlerweile ist es viel mehr als nur eine günstige Unterkunft. Hier wurden Träume wahr.

  • Das „In Hostel Veritas“ an der Essener Straße feiert in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag
  • Der Anfang war schwer, aber das Konzept ist aufgegangen, die Schulden sind getilgt
  • In den kommenden Wochen stehen Renovierungsarbeiten in den Zimmern an

Sie könne auch gleich ein Sonnenstudio auf Mallorca aufmachen. „Hat den gleichen Effekt“, hat man ihr gesagt. Aber wenn Christina Antwerpen etwas will, dann will sie es ganz und gar. Und kriegt es in diesem Fall auch: das erste Hostel Oberhausens. 15 Jahre ist es her, dass das „In Hostel Veritas“ im ehemaligen Torhaus der Zeche Oberhausen an der Essener Straße eröffnete. Die anfänglichen Unkenrufe sind mittlerweile verstummt: Das Hostel ist im Lauf der Jahre gewachsen, ist so viel mehr als nur günstige Unterkunft für Reisende mit wenig Budget.

Christina Antwerpen hat als „jüngste Herbergsmutter Deutschlands“ 2015 das Oberhausener Hostel mit eröffnet.
Christina Antwerpen hat als „jüngste Herbergsmutter Deutschlands“ 2015 das Oberhausener Hostel mit eröffnet. © Gerd Wallhorn

Da schiebt der Geschäftsmann seinen silberfarbenen Rollkoffer durch den Biergarten, während die Gruppe junger Rucksack-Touristen den Tag bei Bierchen, Pommes und Currywurst ausklingen lässt. Familien feiern im Wintergarten die Einschulung ihrer Kinder, Firmen das Jubiläum, Paare die Hochzeit. Mit der Gretel ist ein kleines aber sehr feines Fachgeschäft für „artgerechte“ Mode hinzu gekommen. Neben den hosteltypischen Mehrbettzimmern gibt es zudem auch längst die Luxusvariante mit eigenem Bad. Und wenn das Team einmal im Monat zum beliebten Quiz-Abend lädt, platzt die Bude aus allen Nähten.

Schuldenfrei seit 2015

Wie konnte das nur passieren? Christina Antwerpen lacht. Sie erinnert sich noch gut an den Start vor 15 Jahren. 250 000 Euro hat sie mit ihrer damaligen Hostel-Partnerin Verena Breuckmann investiert. „Nur, um eröffnen zu können“, stellt sie klar. Laufende Kosten wie die Miete nicht mitgerechnet. Und dann geschah etwas, das sie bis heute nicht richtig fassen kann: Die damals „jüngsten Herbergsmütter Deutschlands“ sind durch alle Medien gegangen. Nach einem Pressebericht in dieser Zeitung wurden Magazine auf das Hostel aufmerksam, Fernsehteams kamen vorbei. „Ich war in der Cosmopolitan! Kannst du dir das vorstellen?!“

Das Hostel hat im ehemaligen Torhaus der Zeche Oberhausen eine Heimat gefunden.
Das Hostel hat im ehemaligen Torhaus der Zeche Oberhausen eine Heimat gefunden. © Gerd Wallhorn

Das Geschäft kam in Gang. „Seit 2015 sind wir schuldenfrei“, sagt Christina Antwerpen. Selbstverständlich sei das nicht, „vor allem die Winter sind finanziell hart“, sagt Christina Antwerpen. Vielleicht haben sich die Banken vor 15 Jahren mit der Kreditvergabe deshalb so schwer getan. Aber sie kann es verstehen: Da hat so ein Bankmanager zwei junge Frauen vor sich sitzen, Anfang 20, kaum Erfahrung, mit dem Wunsch, für 250 000 Euro ein Hostel in Oberhausen aufmachen zu wollen.

Im Gram schaut sie deshalb nicht zurück. Ganz im Gegenteil: Christina Antwerpen teilt ihr Glück. Sie arbeitet mit dem Zontaclub zusammen, hat bei der großen Geburtstagssause fast 4000 Euro für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS zusammenbekommen, setzt auf faire Produkte und unterstützt lokale Händler. Sogar mit dem Gang zum Klo tut man im Hostel Gutes: Mit dem Kauf des Toilettenpapieres unterstützt Antwerpen die Welthungerhilfe und den Bau von Sanitäranlagen in Entwicklungsländern.

Apropos: Klos putzt im Hostel auch die Chefin persönlich. „Bei uns müssen alle alles machen“, erklärt die Oberhausenerin. Denn eines ist ihr besonders wichtig: „Dass mein Team wertgeschätzt wird. Das sind hier keine Putzen oder Saftschubsen.“ Man stelle sich nur mal vor, es gebe niemanden mehr, der Klos putzt. „Dann würden die feinen Damen und Herren aber schön blöd gucken.“

>>> GEWINNE WERDEN INS HOSTEL GESTECKT

Vor 15 Jahren haben Christina Antwerpen und Verena Breuckmann das „In Hostel Veritas“ gemeinsam eröffnet. Verena Breuckmann ist mittlerweile ausgestiegen.

Die Gewinne steckt Christina Antwerpen wieder ins Hostel: Im Januar sollen die Zimmer renoviert werden, die Betten bekommen Trennvorhänge und einen USB-Anschluss, neue Aufenthaltsräume und eine Selbstversorgerküche sind geplant.

Auch ein neuer Mittagstisch ist auf dem Weg. Auf der Speisekarte steht „ehrliche Küche“, sagt Christina Antwerpen: Möhreneintopf, Königsberger Klöpse, Grünkohl.