Oberhausen. Eine gefährliche Entwicklung für die Gesellschaft setzt sich in Oberhausen fort: Die Not der von Armut bedrohten Menschen wird immer größer.

Die Schere zwischen Arm und Reich wird in Oberhausen immer größer. Menschen, die ohnehin finanziell besser gestellt sind als viele andere, müssen sich immer weniger Sorgen ums Geld machen. Die Nöte der ohnehin von Armut bedrohten oder in Armut lebenden Menschen werden dagegen größer. Das geht aus dem neuen Sozialbericht der Stadt hervor.

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Wenig überraschend wird darin einmal mehr das starke Nord-Süd-Gefälle der Stadt deutlich. Die Experten haben den aktuellen Status Quo einzelner Stadtbezirke und darüber hinaus auch deren dynamische Entwicklung betrachtet. Größtes Sorgenkind ist die Oberhausener Innenstadt: Den aktuellen Status bewerten die Macher des Sozialberichtes als ohnehin „sehr niedrig“; der Trend geht zudem nach unten, heißt: Das Armutsrisiko steigt weiter an.

Armutsrisiko im Norden sinkt

Das komplette Gegenteil im Norden der Stadt: Holten, Barmingholten und Schmachtendorf haben sowohl einen hohen Status als auch einen positiven Trend: Die Gefahr für die dort lebenden Menschen, in die Armut abzurutschen, sinkt. Klosterhardt, Königshardt, Tackenberg-West und Walsumermark haben einen ähnlich hohen Status, das ohnehin geringe Armutsrisiko bleibt stabil gering. Einen Negativtrend verbucht, anders als im Süden der Stadt, kein einziger der nördlichen Stadtteile.

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Die soziale Spaltung zwischen den einzelnen Sozialquartieren in Oberhausen hat zugenommen. In der Innenstadt steigt die Zahl der Hartz-IV-Familien. Auch die Zahl der armen Kinder ist hoch, bei den nichtdeutschen Kindern steigt sie zudem stetig an. Festgestellt haben die Analytiker auch, dass es in den vergangenen Jahren nur wenige deutliche Veränderungen in den einzelnen Sozialquartieren gegeben hat. Dabei hatte die Stadt bereits 2018 einen Sozialbericht vorgelegt, der die Probleme der Stadt deutlich zutage förderte.

Sozialpolitik muss wirksamer werden

Was hat die Stadt seitdem unternommen? Mittlerweile gibt es sechs Quartiersbüros für Senioren, die Stadt wirbt bei ärmeren Familien, mehr Fördermittel zum Beispiel für Bildungsangebote zu beantragen. Sie will im Rahmen eines bundesweiten Programmes mehr Langzeitarbeitslose in Jobs vermitteln, sie hat Angebote der Familienzentren erweitert.

Wie geht’s nun weiter? Die Stadt will Strategiepapiere für die jeweiligen Sozialräume entwickeln und plant eine Veranstaltungsreihe mit Experten – mit dem Ziel, konkrete Handlungsempfehlungen zu formulieren. Im Wohnpark Bebelstraße soll ein Workshop organisiert werden. Durch gezielte Investitionen soll die Oberhausener Sozialpolitik insgesamt wirksamer werden.

Probleme haben sich verschärft

Den ersten Sozialbericht hat die Stadt vor zwei Jahren veröffentlicht. Erstmals hatten die Experten der Verwaltung darin soziale Problemfelder der einzelnen Sozialquartiere umfassend analysiert. Die statistische Auswertung soll der Stadt helfen, Hilfsangebote gezielter einzusetzen.

Überraschungen gibt es in der nun vorliegenden Aktualisierung nicht: Damals wie heute stachen die Bezirke Innenstadt und Lirich-Süd mit schlechten Sozialdaten hervor. Nun geht die soziale Schere weiter auseinander, die Probleme haben sich also noch einmal verschärft.

Es gibt zudem einen weiteren, bislang in diesem Zusammenhang wenig beachteten Bereich, der die ungleichen Lebensbedingungen in Oberhausen verdeutlicht: die Umwelt. Aus dem Sozialbericht geht hervor, dass Menschen im Süden der Stadt nicht nur mit einem höheren Armutsrisiko, sondern auch einem erhöhten Gesundheitsrisiko leben. Sie haben einen schlechteren Zugang zu Grünflächen, leiden im Sommer, weil sich in der Innenstadt Hitzeinseln bilden.

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Auch damit müssen sich die Lokalpolitiker nun auseinandersetzen. Der Sozialbericht soll ihnen als Entscheidungsgrundlage dienen. Er liefert Daten, auf deren Grundlagen sie diskutieren können. Mit ihm sollen sich auch weitere Förderanträge begründen lassen.