Oberhausen. Beim Weihnachtsleuchten in Oberhausen setzen die Macher auf den Wechsel aus Video-Animation und Lichtstimmung. Leere Läden werden eingebunden.
Die vorher noch eintönige Häuserfassade sieht plötzlich aus, als wäre Andy Warhol in der Weihnachtsbäckerei versackt: Zuckerstangen, Törtchen, Dauerlutscher und Geschenkebeutel strahlen an der Marktstraße in poppigen Farben – fein säuberlich in Rechtecke einsortiert. Das erste „ Oberhausener Weihnachtsleuchten “ animiert das Fest mit 200 LED-Spots und vier Videoprojektionen.
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„Ein bisschen Wehmut verspüren wir schon“, sagt auch Oberbürgermeister Daniel Schranz, der sich die seit Freitag leuchtenden Animationen und Lichtstimmungen bei einem Spaziergang anschaute . Damit meint der erste Bürger der Stadt den Weihnachtmarkt , der eigentlich auf dem Altmarkt öffnen sollte. Doch die Corona-Pandemie lässt Glühwein-Runden und duftende Waffeln nicht zu. Also planten die Innenstadtakteure um.
Weihnachtsleuchten: OB Daniel Schranz wie einst Willy Brandt
Die Kreativagentur Sensitive Colours und die Veranstaltungsfirma Evelution organisierten schließlich die Lichterwelten. 14 erhellende Stationen haben sie mit einem künstlerischen und technischen Konzept versehen.
Bis zum Sonntag, 20. Dezember, werden die Lichtspiele zwischen 17 und 21 Uhr eingeschaltet. Die Intention dabei: „Auch im derzeit so dunklen Alltag soll zumindest etwas weihnachtliche Stimmung aufkommen.“
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Da wird auch OB Schranz am Lichtschalter gerne zum Strahlemann. Vor der Herz-Jesu-Kirche darf er auf den roten Start-Button drücken – und greift tief in die geschichtliche (Geschenke-)Kiste. „Ich fühle mich ein wenig wie Willy Brandt, als er auf den Startknopf fürs Farbfernsehen drückte.“
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Tatsächlich betätigt Schranz, so wie Brandt im August 1967 noch als Vizekanzler, kraftvoll einen großen roten Button. Und plötzlich wird alles bunt. Das Gotteshaus bekommt einen neuen Anstrich – aus Licht und Effekt.
Weihnachtsleuchten: Lichter bringen Gebäude zum Einsturz
„Die Videoinstallationen sind die größte Herausforderung“, erklärt Sven Hoffmann von Evelution. Schließlich reicht es nicht, die Animationen einfach nur an die Hauswand zu projizieren. „Das Gesamtwerk muss immer an die baulichen Begebenheiten der Fassade angepasst werden.“ Daher sind vorher umfangreiche Probeläufe auf freien Flächen nötig – und zum Start umfangreiche Recherchen, welche Häuser in Frage kommen.
Auf der Langemarkstraße ist den Machern gegenüber dem Eingang zum Bert-Brecht-Haus ein Volltreffer gelungen. Hier bringen die Lichter das Gebäude zum Einsturz – oder sagen wir: fast.
Die Videosequenzen sind so programmiert, dass man glauben könnte, die Fassade bröckelt plötzlich ab. Der Effekt ist ein Hingucker – und natürlich erscheint anschließend nicht der Abrissbagger, sondern es folgt ein festlicher Anstrich samt virtuellem Tannenbaum.
Weihnachtsleuchten: Friedensplatz wie ein Fest für Hobby-Fotografen
Vom Altmarkt führt die leuchtende Route über die Marktstraße. An den Hausnummern 45, 49, 50, 52, 96, 102, 132 und 196 stehen Installationen unter Strom.
Einige leerstehende Ladenlokale haben die Macher mit einbinden können. Neben dem neuen Art Hotel Ana, dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude , leuchtet eine Art überdimensionales Gewirr aus riesigen Mikadostäbchen.
Künstler wie Stefan-Reinhard Becker-Schmitz, Alexx Marrone und Gert Neumann haben Werke platziert. So füllt das Licht auch den Leerstand aus – zumindest dort, wo sich die Ladenbesitzer für die Idee begeistern konnten.
Leuchten ohne Rahmenprogramm
Ein Rahmenprogramm gibt es beim ersten „Oberhausener Weihnachtsleuchten“ nicht. Der Mund-Nasen-Schutz ist beim Spaziergang durch die Oberhausener City vorgeschrieben. Auch die Personenabstände müssen wegen der Corona-Regeln eingehalten werden.
Die Lichter werden täglich zwischen 17 und 21 Uhr eingeschaltet. Am Sonntag, 20. Dezember, können Besucher der Innenstadt zum letzten Mal beim Leuchten zuschauen.
An der Pyramide neben dem Netto-Discounter an der oberen Marktstraße kämpft sich eine Lichtinstallation durch das Geäst, der dort am Gitter wachsenden Sträucher. Und auch am Friedensplatz werden die schon vorhandenen Pflanzen in die Lichterschau mit eingebunden. Die in grüner und violetter Farbe illuminierten Platanen dürften sich zum beliebten Motiv für Hobby-Fotografen mausern. Das Strahlen dürfte besonders lohnen, weil hier deutlich weniger Umgebungslicht als an anderen Orten vorhanden ist.