Oberhausen. Zwei Jugendliche aus Oberhausen entwickeln eine Liefer-Plattform für Gastronomen. Sie ähnelt dem Branchenriesen Lieferando – ist aber gratis.

Und wieder stehen Oberhausener Restaurants und Imbissbetriebe vor einer riesigen Herausforderung: Seit mittlerweile drei Wochen dürfen sie ihren Gästen kein Essen mehr servieren. Lediglich einen Liefer- oder Abholservice dürfen sie wegen des „Lockdown light“ anbieten. Zwei Jugendliche aus Oberhausen wollen helfen – und entwickeln eine Internet-Plattform, um hungrige Oberhausener und Gastronomen zusammenzubringen. Gratis.

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Das Grundprinzip ist nicht neu: Häufig werden die Bestellungen per Telefon in den Restaurants angenommen. Amir Benjamin Balde und Tobias Klein hatten schon vor Monaten die Idee, dies zu vereinfachen. Die gerade einmal 16 und 19 Jahre alten Oberhausener Jungs gründeten die Bestellplattform „ lokal-essen.com “, um Bestellungen einfacher per Internet aufzugeben – und als Gastronom anzunehmen. Der Clou: Die Nutzung ist für Restaurantbesitzer kostenlos.

Hohe Provision bei Branchenriesen wie Lieferando

Ganz anders als bei Branchen-Riesen wie der Liefer-App Lieferando zum Beispiel. Bei großen Anbietern müssten Restaurant- und Imbiss-Betreiber Provisionen von bis zu 30 Prozent bezahlen, wissen die Jugendlichen zu berichten. „Bei uns zahlen sie keine Provision“, sagt der 16-jährige Tobias Klein. „Seit wenigen Tagen sind wir am Start und haben schon sechs, sieben Restaurants aus Oberhausen dabei.“

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Die Jugendlichen haben ihr Programm so entwickelt, dass die Gastronomen ihre Kunden auf dem Laufenden halten können – mit Zusätzen wie „in Zubereitung“ oder „fertig“. Zudem könnten die Restaurants selbst die Gerichte, Preise und Öffnungszeiten jederzeit anpassen, erläutert Tobias Klein, Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums.

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Tobias Klein war es auch, der die Initialzündung für die Entwicklung der Plattform gab, wie sein Freund Amir Benjamin Balde erzählt: „Wir haben immer mal wieder Essen über verschiedene Anbieter bestellt, Tobias hat sich dann aber über die allgemeinen Prozesse und die Provisionen aufgeregt. So haben wir dann nach den ersten Ideen im Internet geschaut und anschließend die Umsetzung gestartet. Wir halten Gebühren bei Bestellplattformen für ein überholtes Modell.“

Schüler pflegt Internetseite seines Gymnasiums

Die Umsetzung der ersten Idee hat dann zunächst ein paar Monate gedauert. Im Juli wurde die Domain, also der Name der Internetseite, registriert, im August war der erste Prototyp fertig. „Seit sechs Jahren bringe ich mir den Aufbau von Internetseiten selbst bei“, erzählt Tobias Klein. „Dieses spezielle Fachwissen lernt man nicht in der Schule“. Apropos Schule: Für das „Heine“ pflegt der 16-Jährige auch die schuleigene Homepage.

So funktioniert’s

Sowohl hungrige Besteller als auch interessierte Imbiss- und Restaurantbetreiber öffnen zunächst die Internet-Seite lokal-essen.com . Anbieter können sich dort kostenlos anmelden und dann ihre Gerichte auf der Plattform anbieten.

Für Kunden öffnet sich ein Bestell-Feld. Dort kann man seine Adresse eingeben und dann Essen nach Hause kommen lassen oder vorbestellen, um es später selbst abzuholen. Benötigt wird nur ein internetfähiges Gerät: Smartphone, Tablet oder PC. Kleiner Tipp für die Nutzung am PC: Für die Bestellung öffnet sich auf der rechten Bildschirmseite das entsprechende Fenster.

Kleins Geschäftspartner Amir Benjamin Balde, der in diesem Jahr sein Abitur gemacht hat, erläutert Näheres zum Konzept der Internetseite, die nicht nur auf die Coronazeit und den Lockdown ausgerichtet ist, sondern auch danach weiter genutzt werden soll. „Wir haben vor, Restaurants und Imbisse in den Nachbarstädten wie Duisburg und Bottrop von unserem Konzept zu überzeugen. In Essen wird das schwieriger, weil dort Lieferando sehr etabliert ist. Aber erste Gespräche laufen bereits“, ergänzt Tobias Klein.

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Grundsätzlich könne sich jedes Lokal auf der Plattform anmelden, egal ob kleiner Imbiss oder gehobenes Restaurant. Eines der ersten Lokale, die dabei waren, war der türkische Imbiss „K’bap“ auf der Marktstraße. „Damit haben wir nun endlich eine digitale Bestellmöglichkeit, die wir in der aktuellen Zeit sehr brauchen“, freut sich Inhaber Cihan Öztürk. Positive Resonanz erhielten die beiden Startup-Gründer bisher größtenteils von Kunden, die den neuen Service bereits nutzen. Schwieriger war es eher, die Restaurants zu überzeugen. Doch als junges Unternehmen haben sie dafür auch noch ein bisschen Zeit.