Oberhausen. 25 an Corona erkrankte Mitarbeiter im EKO, Aufnahmestopp an der St. Marien-Klinik: Die Oberhausener Krankenhäuser erreichen die Belastungsgrenze.

Die Arbeitsbelastung in den Oberhausener Krankenhäusern ist enorm. Die Anzahl der Corona -Patienten in den Kliniken ist auf 73 geklettert, davon liegen 15 auf den Intensivstationen. Acht müssen beatmet werden (Stand: 18. November, 11 Uhr). Zeitgleich stecken sich immer mehr Mitarbeiter mit dem Virus an. Da bislang Signale aus der Politik fehlen, dass die Kliniken für das Verschieben geplanter Operationen eine Entschädigung erhalten, läuft parallel oft der Normalbetrieb weiter. Folge: Überlastungsanzeigen von Ärzten und Pflegekräften, die seit Wochen weit über ihr Limit gehen.

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Im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) werden aktuell rund 30 Covid-19-Patienten behandelt, sieben davon auf der Intensivstation. Dazu kommen weitere zwölf Patienten, bei denen gerade abgeklärt wird, ob sie sich infiziert haben. Als wäre das nicht schlimm genug, sind auch noch 25 EKO-Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt.

Immer mehr Corona-Fälle unter den Mitarbeitern gibt es allerdings auch an allen anderen Krankenhäusern der Stadt. „Der extreme Anstieg des Inzidenzwertes in Oberhausen macht uns Sorgen“, sagt EKO-Geschäftsführer Peter Quaschner offen. „Ebenso wie die Ausfälle, die wir aufseiten unserer Mitarbeiter haben.“ Aktuell liegt der Inzidenzwert in Oberhausen bei 208,3. Nur weil die Teams so engagiert seien und füreinander einspringen würden, habe das EKO die Situation noch im Griff. Aber für wie lange?

Behandlungen und Operationen werden bereits verschoben

Peter Quaschner, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Oberhausen, macht sich Sorgen wegen der hohen Corona-Fallzahlen in der Stadt.
Peter Quaschner, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Oberhausen, macht sich Sorgen wegen der hohen Corona-Fallzahlen in der Stadt. © FUNKE Foto Services | Oliver

„Wir prüfen täglich unsere Intensivkapazitäten bezüglich verfügbarer Betten und Personalsituation“, erläutert Quaschner. „Je nach Situation müssen Behandlungen verschoben werden, wenn die Versorgung nicht mit Sicherheit gewährleistet werden kann und wir noch Betten für weitere Covid-19-Patienten freihalten müssen.“ Bislang sei dies zum Glück nur in Einzelfällen nötig gewesen. Quaschner betont deshalb: „Die Oberhausener können sich darauf verlassen, dass das EKO weiter für akute Notfälle bereitsteht.“

Aufnahmestopp von Patienten hieß es dagegen bereits für die Intermediate Care Station (IMC) des Ameos Klinikums St. Marien. „Auf der IMC werden pflege- und überwachungsbedürftige Patienten engmaschig versorgt“, erklärt Ameos-Sprecherin Annette Kary. Intensiv-Patienten würden dagegen am Ameos-Standort St. Clemens behandelt.

Die Abmeldung von der Versorgung sei durch Covid-19-Infektionen einer Patientin und einer Mitarbeiterin nötig gewesen. Bei allen Mitarbeitern und Patienten in Osterfeld seien unverzüglich Corona-Tests durchgeführt worden. Knapp 20 Patienten der Abteilungen für Innere Medizin und Geriatrie (Altersmedizin) seien davon betroffen gewesen. Das Gesundheitsamt der Stadt ist eingeschaltet. „Die Testergebnisse liegen vor, wir haben den Regelbetrieb soeben wieder aufnehmen können.“ Auch die Notaufnahme in Osterfeld ist wieder erreichbar.

Ein Personalpool gleicht Engpässe aus

Kary räumt ein: „Leider haben auch wir darüber hinaus einige an Corona erkrankte Mitarbeiter.“ Die Ausfälle seien aber noch überschaubar und ließen sich im pflegerischen Bereich durch einen Personalpool ausgleichen. Die betroffenen Mitarbeiter befänden sich in häuslicher Quarantäne.

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Vier Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung (zwei davon auf der Intensivstation) werden derzeit in der Helios St. Elisabeth Klinik behandelt. „Noch haben wir genug Mitarbeiter, um unserem Versorgungsauftrag gerecht zu werden“, sagt Klaus Findt, Ärztlicher Direktor des Hauses. Doch auch in der Helios-Klinik ist die Lage bereits angespannt. „Sollte die Anzahl intensivpflichtiger Covid-19-Patienten weiter stark ansteigen, sehen auch wir uns vor personellen Herausforderungen.“ Bei Helios würden bereits überwiegend planbare Eingriffe durchgeführt, bei denen kein Bedarf für eine Intensivtherapie besteht.

Alle Mitarbeiter des Johanniter Krankenhauses schreiben ein Gesundheits-Tagebuch

Auch das Johanniter Krankenhaus Oberhausen bestätigt Corona-Fälle unter seinen Mitarbeitern. „Wir gehen dem in jedem einzelnen Fall mit unserer eigenen Hygiene-Abteilung und den Behörden sehr sorgfältig nach“, versichert Andreas Sander, medizinischer Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein, zu dem das Johanniter Krankenhaus gehört. Außerdem seien alle Mitarbeiter verpflichtet, ein Tagebuch über ihren Gesundheitszustand zu führen.

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Das Krankenhaus stellt seit Beginn der Pandemie eine speziell für die Aufnahme und Behandlung von Corona-Patienten vorgesehene Station zur Verfügung. „Daneben werden am Standort 17 Intensivplätze vorgehalten, die teilweise auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten genutzt werden.“ Sander schätzt die Lage in Oberhausen inzwischen als ernst ein, „weil die Anzahl der Patienten höher ist als im Frühjahr“. Die Kapazitäten seien zwar noch nicht erschöpft, aber die Belastung sei grenzwertig und „das Personal überdurchschnittlich stark belastet“.

Krankenhaus-Vertreter fordern einen zweiten Rettungsschirm

EKO-Geschäftsführer Peter Quaschner hofft darauf, dass die Bundesregierung für die Krankenhäuser wie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr einen erneuten Rettungsschirm einrichtet. „Die Versorgung der Patienten muss sichergestellt werden können, ohne dass Kliniken in eine finanzielle Notlage kommen.“

Auch Andreas Sander (Johanniter Krankenhaus) fordert schnellstmöglich eine klare Positionierung der Politik auf Bundes- und auf Landesebene – „einschließlich einer klaren Strategie für die absehbaren Finanzierungsprobleme der Krankenhäuser“.

Und Klaus Findt (Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen) begrüßt dagegen grundsätzlich alle Initiativen der Politik, Kliniken in Zeiten der Corona-Krise zu unterstützen, „zum Beispiel auch, um Lieferengpässe bei Medizinprodukten zu vermeiden“.