Oberhausen. Ein Stadtrundgang am Wochenende: Viele Menschen in Oberhausen verhalten sich trotz strenger Regeln unbekümmert. Kontrolliert wird kaum.
Ein Herbsttag, wie er kaum schöner sein könnte - und er lockt viele Menschen auf die Dabei ist die zweite Corona-Welle da, schlimmer als die erste. Aber die Regeln sind andere als im Frühjahr. Das öffentliche Leben ist nicht komplett heruntergefahren, sondern nur eingeschränkt. Dafür gilt auf der Marktstraße Maskenpflicht .
Die vereinzelten Schilder, die darauf hinweisen, fallen aber kaum auf, anders als in Sterkrade. Wer will sie auch montieren, wo sich die Regeln laufend ändern? Und so läuft etwa jeder zehnte Passant , Männer wie Frauen, ohne Mundschutz herum oder mit der Maske unter der Nase oder am Kinn.
Kontrolleure nicht in Sicht
Kontrolleure sind an diesem Samstagnachmittag weit und breit nicht in Sicht. „Die kommen, wenn es wenig zu kontrollieren gibt: sonntags“, lästert eine Geschäftsfrau, die mit Namen nicht genannt werden möchte. Sie muss es eigentlich wissen, wohnt sie doch auch an der Marktstraße .
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„Ich halte die Maskenpflicht für sehr wichtig“, erklärt ein vermummter Mann (71) aus Alstaden. Er will ebenfalls anonym bleiben. Er verstehe die Leute nicht, die keine Maske tragen oder nicht richtig. Auch sei ihm schon vor Tagen aufgefallen, dass dies eigentlich kaum jemand kontrolliere. Dabei wäre eine Strafe von mindestens 50 Euro fällig . „Man braucht in den großen Läden auch keine Einkaufswagen mehr“, wundert er sich. Sie sollten im Frühjahr auf Abstand halten.
Lockerer Einlass in die großen Geschäfte
Vor dem „Netto“ an der Ecke Paul-Reusch-Straße hatten sich im Frühjahr noch lange Schlangen gebildet. Der Einlass wurde kontrolliert. An diesem Tag ist drinnen nicht weniger los als damals. Aber alle gelangen sofort hinein. Mit Mundschutz natürlich. So ist es auch wenig später beim Kaufland im Bero-Zentrum . Dort gibt es zwar keine Maskenmuffel. Aber es wird nur noch grob darauf geachtet, dass sich nicht mehr als rund 600 Kunden gleichzeitig drinnen aufhalten. Ein Sicherheitsdienst ist nicht mehr engagiert.
Zurück zur Markstraße. Bepin Berdica vom Eiscafé Venezia trägt einen Mundschutz, als er heraustritt. Er kann nur noch Straßenverkauf machen. „Es ist eh keine Zeit mehr für Eis“, sagt er. Die Mitarbeiter seien alle in Kurzarbeit. Der August sei allerdings gut gewesen, auch der September. „Wir warten auf neue Fördergelder. Das regelt alles der Chef.“
Nicht nur die Gastronomie leidet. Im Schaufenster eines Reisebüros hängt ein Schild: „Nur Flugauskunft: 10 Euro. Wird bei Buchung verrechnet.“ Gegenüber hat ein Imbissbetreiber sein Lokal verrammelt: „Vom 12. bis 30. November sind wir geschlossen“, steht angeschrieben.
Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr Maskenmuffel fallen auf. Selbst einer der beiden Männer, die für die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen die Papierkörbe leeren, kommt ohne aus. Der Spielplatz ist verwaist.
Café-Personal in Kurzarbeit
Einsam ist es auch bei Konditormeister Jochen Bauer, der nur noch hinter der Theke verkaufen darf. Sein Café musste er dicht machen, die Stühle sind im Keller gestapelt. Samstags hat er um diese Zeit sonst gut zu tun. „Wir können durch den Verkauf nicht auffangen, was im Café wegbricht“, sagt er hinter seiner Schutzmaske. Die halbe Belegschaft vom Café Bauer : in Kurzarbeit.
Es gehe nicht darum, es den Friseuren nicht zu gönnen, dass sie geöffnet haben dürfen. „Ich bin sehr dafür, denn es passiert ja offenbar nichts“, argumentiert er. Aber in seiner Branche gebe es keinen so nahen Kontakt zum Kunden wie dort. Außerdem habe er jeden zweiten Tisch aus dem Saal geräumt. „Wir hoffen, dass wir das Café im Dezember wieder öffnen können.“
Kein Hochbetrieb im Kaisergarten
Es geht in den Kaisergarten. Anders als auf der Marktstraße herrscht hier trotz des schönen Wetters kein Hochbetrieb. Das Tiergehege ist halt geschlossen. Nur auf dem Spielplatz und auf dem kleinen Karussell nebenan ist Betrieb. Aber es trägt fast niemand Mundschutz. Dabei ist er auch hier vorgeschrieben - für Schulkinder und Erwachsene.
Christine Töns aus Rheinhausen hat ihn nur abgenommen, um etwas zu essen. Sie ist mit ihren drei Kindern gekommen. Das Baby schläft im Kinderwagen. Eigentlich ist sie umsonst hier. Auf der Internetseite des Tiergeheges steht zwar, dass es seit dem 2. November geschlossen ist - aber offenbar nicht plakativ genug. „Ich habe nichts gefunden“, sagt sie. Auch wundere sie sich, dass kaum jemand eine Maske trägt. Das sei schließlich eine Frage der Solidarität. „Man schützt sich ja gegenseitig.“ Allerdings rätselt sie, wie sie ihrer Tochter (8) erklären soll, dass die beim Toben auf dem Spielplatz eine Maske braucht, ihr kleiner Bruder (5) dagegen nicht. Ob das überhaupt kontrolliert wird, steht dagegen auf einem anderen Blatt.