Oberhausen. Circus Busch ist in Oberhausen gestrandet - und leidet stark unter dem Lockdown. Wie man den 30 Kamelen, Pferden, Lamas und Artisten helfen kann.
Das große Zelt steht noch, die bunte Wagenstadt auch. Draußen weiden Kamele, Lamas, die kleinen Ponys, schottische Hochland- und Watussi-Rinder. Hunde warten ebenso wie die Pferde, in Zelt-Boxen untergebracht, auf ihre tägliche Auslaufzeit. Doch es ist gespenstisch ruhig auf dem großen Platz am Brammenring am Centro, wo Circus Busch gestrandet ist.
Seit gut anderthalb Wochen ist das Familienunternehmen Opfer des so genannten zweiten Lockdowns , hat Spielverbot. „Wir wären jetzt eigentlich in Göttingen“, sagt Geschäftsführer Henry Frank. Die Katastrophe, die er befürchtet hatte, ist eingetreten. Und doch hat er noch Hoffnung, die unfreiwillige Zeit ohne Vorstellungen und Einnahmen bis Ende November überleben zu können.
Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft verpufft
„Alle reden vom zweiten Lockdown, wir befinden uns noch im ersten“, sagt Frank. Denn die Vorstellungen – seit August mit enormen Einschränkungen in NRW wieder möglich – hätten nicht ausgereicht, um das Defizit aus dem Frühjahr wieder auszugleichen. „Besser als nichts war stets unser Motto“, sagt Henry Frank. Besonders die Hoffnung auf ein besseres Geschäft durch den Weihnachtszirkus habe das Engagement des Artistenteams aber am Leben gehalten.
Nichts ist jetzt. Der Zirkus ruht und kostet - Platzmiete, Strom- und Wasserkosten hat er gestundet bekommen, doch für die Tierhaltung fallen täglich 250 Euro an. „Pflege- und Futterkosten, da darf keiner krank werden“, sagt Frank. Er sagt auch: „Ich würde meinen letzten LKW verkaufen, wenn meine Tiere hungern müssten“.
Gestrandet am Centro: Circus Busch hofft auf Spenden durch passierende Familien
Wer sie anschaut, sieht auch als Laie, dass das bislang keineswegs der Fall ist. Die Felle sind dicht und gut gepflegt, alle Tiere sehen gesund und prächtig aus, und sie sind unglaublich zutraulich, lassen sich streicheln. „Weil sie Menschen gewohnt sind“, erklärt Frank, im Zirkusteam der Kamelflüsterer. 1500 Kilogramm bringt ein ausgewachsenes männliches mongolisches Steppenkamel wie Ivan auf die Waage, seine Gefährtinnen, Tamara und Samila, die neugierig herankommen, wenn Frank Ivan krault, sind etwas leichter. Das jüngste Kamel wurde vor vier Monaten im Zirkus geboren.
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Frank wurde, wie alle seine Mitstreiter ins Zirkusleben hineingeboren. Höhen und Tiefen hat er mitgemacht, heiße Sommer , die das Gras trockneten und in der Folge die Heupreise extrem steigen ließen zum Beispiel. Doch der Lockdown übertrifft alles, was er bisher erlebt hat. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt er. „ Der Circus darf nicht sterben “, steht auf einem Schild, das Circus Busch am Zaun angebracht hat. „Artisten und Tiere bitten um Ihre Unterstützung“. Damit sind Geld- und Futterspenden gemeint. „Für jeden kleinen Beitrag sind wir dankbar“, sagt Frank. Und dass am Platz am Brammenring viele, die durchs Centro fahren, vorbeikommen, „vielleicht mit Kindern, die die Tiere sehen möchten“, lässt ihn hoffen, dass der Aufruf Erfolg hat.
„Schade, wenn dieser Zirkus nicht überleben würde“
Wie bei Nicole Bayer, die mit ihrer Tochter Laura vorbeigekommen ist. Möhren hat sie mitgebracht in großen Tüten und Äpfel. Nach Absprache mit Frank darf Laura die Ponys und die Kamele mit den Leckerchen füttern. Damit, dass ihre Oma Schaustellerin war, erklärt Nicole Bayer ihre Liebe zum Zirkus und dass sie mit Laura sehr gern eine Vorstellung besuchen würde, „wenn wir dürften“. Sie findet, dass jeder ein bisschen tun könnte. „Am Wochenende geben Läden einen Salatkopf für 19 Cent ab.“
Werbung dafür, den Zirkus zu unterstützen, macht Julia Gotthard, seitdem sie mit ihrem kleinen Sohn in der vorletzten Vorstellung war, die Circus Bush noch vor dem Lockdown gab. Einen Ballen Heu hat sie bei Bauer Hagedorn bestellt, „und der hat noch einen umsonst obendrauf gegeben. Man kann was erreichen, wenn man fragt“, sagt sie. Es sei „einfach schade“, wenn dieser Zirkus nicht überleben würde. „Ich fand’s toll und mein Kind auch“, kommentiert sie die Vorstellung. „Wenn ich sähe, dass es den Tieren nicht gut ginge, würde ich das Veterinäramt rufen.“
Weihnachtsgeschäft bringt 80 Prozent des Umsatzes
Für Menschen gibt es Hilfen zum Lebensunterhalt, für Tiere nicht. Und zu einem traditionellen Zirkusunternehmen gehören sie einfach dazu, findet Henry Frank. Eine kulturelle Tradition , die in Politik und Gesellschaft zuletzt immer wieder kritisch diskutiert wurde - aber durch Corona ohnehin verschwinden könnte.
Wenn Circus Busch bis Dezember durchhält, kann er es schaffen. Denn: „Der Weihnachtszirkus bringt in normalen Zeiten 80 Prozent unseres Umsatzes ein.“ Der ist für Magdeburg geplant. Und wenn die Vorstellungen auch nur mit begrenztem Publikum möglich sein würden, so sei das „wenigstens mehr als nichts“.
„Wir können nicht alle retten, aber wenn dieser Zirkus nun mal bei uns gestrandet ist, sollten wir ihm helfen als Oberhausener“, ist Julia Gotthard überzeugt.