Gelsenkirchen/Bochum/Oberhausen. Wut und Frust bei vier Revier-Intendanten über zweiten Corona-Lockdown: So reagieren das MiR, die Theater in Bochum und Oberhausen und die NPW.
Drei Häuser und ihre Intendanten einen der Frust und die Enttäuschung in der neuerlich verordneten Corona-Zwangspause: Das Schauspielhaus Bochum, das Theater Oberhausen, das Musiktheater im Revier (MiR) und die Neue Philharmonie Westfalen (NPW) richten sich mit einem offenen Brief an ihr Publikum – Adressaten sind natürlich auch Politik und Behörden.
„Kulturräume in einem Handstreich zum zweiten Mal geschlossen“
„Es macht uns ratlos und wütend, tatenlos zusehen zu müssen, wie die Kulturräume in einem Handstreich ohne hinzusehen, ohne gehört zu werden und ohne parlamentarisches Mandat trotz aller erfolgreichen Anstrengungen zum zweiten Mal geschlossen wurden.“
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++
Den Kultur- und Theaterschaffenden fehle inzwischen das Verständnis für den Entzug des „Lebensmittels“ Theater für die Gesellschaft, der Streichung kultureller Teilhabe und „der bloßen Degradierung des Theaters auf verzichtbare Publikumsbespaßung, der gleichzeitigen Nennung mit Bordellen in einem Atemzug“, erklären Intendant Johan Simons für das Haus in Bochum, Generalintendant Michael Schulz und Generalmusikdirektor Rasmus Baumann für MiR und NPW sowie Florian Fiedler, Intendant in Oberhausen.
Mit dabei: Gelsenkirchener Musiktheater und Neue Philharmonie Westfalen
Die Intendanten hätten sich „politischen Gestaltungswillen gewünscht, welcher der zunehmenden Vereinsamung alles entgegensetzt, was entgegenzusetzen ist: einen wichtigen Ort der Lebendigkeit.“ Natürlich, heißt es in dem offenen Brief, „werden wir mit all unseren Möglichkeiten und Kräften auch im Lockdown an Teilhabe für Kunst und Kultur arbeiten und Angebote schaffen. Allerdings stellt die Online-Präsenz keine Alternative zum analogen Erleben von Vorstellungen und Miteinander dar.“
„Von den Theatern im Ruhrgebiet geht keine Gefahr aus“
Sorgfältig ausgeführte Hygiene- und Abstandskonzepte wurden in den Kulturbetrieben umgesetzt, 100-prozentige Nachverfolgbarkeit aller Kontakte realisiert, stellen die Intendanten fest. All das habe dazu beigetragen, „dass von den Theatern im Ruhrgebiet keine Gefahr“ ausgehe.
Umso größer scheint nun die Enttäuschung, dass all das nicht vor einer weiteren Schließung der Betriebe geschützt hat. Resignation ist dennoch keine Alternative: „Wir alle arbeiten weiter und bereiten alles vor, um im Dezember wieder für Sie zu spielen!“, kündigen Schulz, Baumann, Simons und Fiedler an. Zudem, so Schulz, solle der Austausch der Häuser untereinander intensiviert werden. „Wir überlegen, was in dieser Situation auch gemeinsam möglich wäre.“
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook