Oberhausen. Mitarbeiter der Stadt Oberhausen kritisiert fehlende Mülltrennung am Arbeitsplatz. Geht ausgerechnet das Rathaus mit schlechtem Vorbild voran?
Der benutzte Kaffeefilter landet im Mülleimer auf einem Stapel Papier. Oben drauf landet eine Plastiktüte. Und der nächste schmeißt die Reste des Döners aus der Mittagspause mit dazu. So anschaulich schildert ein Rathaus -Beschäftigter ein in seinen Augen großes Ärgernis: Während die Oberhausener Bürger angehalten sind, möglichst Verpackungs- und Restmüll voneinander zu trennen, Papier und Glas separat zu entsorgen und im besten Fall auch noch die braune Tonne für den Bioabfall zu nutzen, finde ausgerechnet in den Dienstgebäuden der Stadt keinerlei Mülltrennung statt.
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„Die Bürger würden im Dreieck springen, wenn sie wüssten, dass ausgerechnet die Stadtverwaltung keinen Müll trennt“, heißt es in einer E-Mail. Der oder die Schreiber/in möchte anonym bleiben. „Man weiß ja nie, wer nachher beleidigt ist.“ Die Person wolle ihren Arbeitgeber nicht in die Pfanne hauen. „Stattdessen würde mich freuen, wenn bei der Stadtverwaltung durch Mülltrennung ein bisschen umweltfreundlicher gehandelt würde.“ Es sei dem Mitarbeiter „Tag für Tag ein Graus“, alle oben beschriebenen Müllsorten aufeinander werfen zu müssen.
Komposthaufen für Kaffeefilter
Ganz so drastisch schildert die Stadt die Lage nicht. Denn immerhin: „In einigen Verwaltungsbereichen, so zum Beispiel im Technischen Rathaus, wird Papiermüll, Verpackungsmüll und Restmüll getrennt erfasst.“ Außerdem könnten die Mitarbeiter umliegende Glascontainer für leere Flaschen nutzen. „In einigen Bereichen“ – heißt im Umkehrschluss aber auch: lange nicht in allen Bereichen. „Leider findet eine flächendeckende Mülltrennung tatsächlich noch nicht statt“, heißt es aus dem Rathaus.
Respekt, wer’s sauber hält
Die Zeitung von gestern ins Altpapier, die Milchverpackung in die Gelbe Tonne, den Kaffeefilter in die Biotonne: „Mülltrennung kennt in Oberhausen fast jedes Kind“, heißt es auf der Internetseite der Oberhausener Initiative „Respekt, wer’s sauber hält“.
Fünf verschiedene Müllarten kann der Oberhausener Bürger getrennt voneinander entsorgen: Restmüll kommt in die Hausmülltonne, Verpackungen in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack, Obst- und Gemüsereste und anderer Bio-Abfall in die braune Biotonne, Papier in die blaue Tonne oder den Papier-Container, Glas in die dafür vorgesehenen Sammelcontainer.
So offenbar auch am Arbeitsplatz des anonymen Schreibers. Dort hätten die Beschäftigten „überhaupt nicht die Möglichkeit, Müll zu trennen. Und die Reinigungskräfte haben nur einen Müllbehälter dabei und werfen daher alles zusammen. Wie bei McDonald’s.“ Allein wenn er oder sie an die vielen Kaffeefilter denke, die Tag für Tag anfallen, „könnte die Verwaltung ja eine Art Muster-Komposthaufen anlegen, um so die Notwendigkeit von Recycling und Nachhaltigkeit zu demonstrieren“.
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Der anonyme Schreiber merkt zudem einen Ratsbeschluss an: Tatsächlich hat die Politik die Verwaltung im vergangenen Jahr damit beauftragt, zu prüfen, wie sichergestellt werden kann, dass in allen Dienstgebäuden eine Mülltrennung stattfindet. „Dafür ist den Mitarbeitern ein entsprechendes Abfalltrennsystem zur Verfügung zu stellen“, heißt es in dem Beschluss. „Ferner ist Sorge dafür zu tragen, dass dem jeweils beauftragten Reinigungsservice Möglichkeiten des getrennten Einsammelns in den Büros und der zentralen Entsorgung zur Verfügung stehen.“ Dafür sollten, wenn nötig, die bestehenden Reinigungsverträge angepasst werden.
Nach anderthalb Jahren noch kein Bericht
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Der Beschluss wurde am 20. Mai 2019 auf Antrag der Grünen gefasst. Was ist draus geworden? „Nix!“, beklagt der Insider. Und tatsächlich: Anderthalb Jahre nach dem beschlossenen Prüfauftrag befindet sich der Berichtsentwurf noch immer in der Abstimmung „und soll in einer der nächsten Beratungsfolgen diskutiert werden“, so ein Sprecher der Stadt.