Oberhausen. Das Coronavirus rückt den Oberhausener Schulen immer mehr auf die Pelle. Wie die Betroffenen damit umgehen und wie es weitergehen könnte.
Mit der wachsenden Zahl der Corona-Fälle an Oberhausener Schulen wächst, so scheint es, auch die Verunsicherung bei Schülern, Eltern und Lehrern. Und so manche Schulleitung, die bisher keine Infektionsfälle in Kollegium oder Schülerschaft zu beklagen hatte, musste sich nun auch dem Prozedere stellen: Gesundheitsamt informieren. Klären, wer war wann wo. Schüler und Eltern informieren. Abwarten, was die Behörde anordnet. Quarantäne ja, aber für wie viele und wen?
„Das ist nicht einfach für Eltern, wenn Sie bei uns anrufen müssen, um uns mitzuteilen, dass ihr Kind positiv auf Corona getestet wurde“, berichtet ein Schulleiter im Gespräch mit der Redaktion. Neben der Sorge um die Tochter oder den Sohn wissen die Anrufer ja, was das auch für die anderen in der Klasse oder im Kurs bedeuten kann, was dies auslöst. Der Gefühlsmix aus Sorge, Unsicherheit und Peinlichkeit führe dann auch schon mal zu Tränen am Telefon. Zumindest die Unsicherheit, wie sich Familien im Falle des Falles zu verhalten haben, kann schnell genommen werden: Betroffene erhalten zunächst von den Schulen einen vorformulierten Brief des Gesundheitsamtes, in dem schon mal das Wichtigste zu Corona und Quarantäne erklärt wird. Dann gibt es weitere Info-Blätter und die Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt.
Schüler in Quarantäne erhalten zu Hause Aufgaben
Von den rund 25.000 Schülern in Oberhausen musste das Gesundheitsamt alleine am Donnerstag (5. November) bei 300 Schülerinnen und Schüler Kontakt-Ermittlungen aufnehmen – sowie bei 53 Lehrkräften. Am Freitag (6. November) hat die Stadt keine neuen Corona-Fälle in Schulen bekannt gegeben, insgesamt standen am Freitag 1289 Bürger in Oberhausen unter Quarantäne – Rekord.
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Schüler, die laut Anordnung des Gesundheitsamtes ihr Zuhause für zehn bis 14 Tage nicht verlassen dürfen (über die Aufhebung der Quarantäne entscheiden die Mitarbeiter in der Behörde), haben dann aber nicht frei – sofern sie nicht tatsächlich am Coronavirus erkrankt sind. „Für die Dauer der Quarantäne erhalten die Schüler*innen Aufgaben zur häuslichen Bearbeitung“, heißt es auf der Internetseite der Gesamtschule Osterfeld. Wie das geschieht, ist von Schule zu Schule, von Lehrer zu Lehrer verschieden. Aber viele arbeiten mittlerweile mit der Plattform I-Serv, die den Oberhausener Schulen seit diesem Jahr – und durch Corona beschleunigt – von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde. „Morgens um 8 Uhr sollen die Schüler die Aufgaben für den Tag dort finden“, erklärt ein Schulleiter. Die Kommunikation von Lehrern und Schülern erfolgt über I-Serv, Aufgaben können hochgeladen, Ergebnisse der Präsenzstunden dort für die Schüler in der Quarantäne eingestellt werden. Möglich wären auch Videokonferenzen über die Plattform.
Abrücken vom Präsenzunterricht?
Einen solchen Fortschritt wünschen sich einige, wenn man Diskussionen bei Facebook verfolgt, oder nach Solingen blickt, wo Stadt und Schulen sich gegen das Mantra von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) wehren („Die Schulen müssen geöffnet bleiben“). Solingen will Klassen trennen und so vom allgemeinen Präsenzunterricht abrücken und geteilten Distanzunterricht einführen – was das Schulministerium untersagt hat. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) bedauert, dass das Land das Solinger Modell verboten hat und fordert mehr Spielräume für Kommunen.
Solche Stimmen sind aus dem Oberhausener Rathaus bisher nicht zu vernehmen und auch die Oberhausener Schulen halten sich hier bisher bedeckt. Obwohl es auch deutliche Signale aus Schulen gibt, dass die Gebauer-Linie auf Dauer schwierig durchzuhalten sein könnte. So schreibt Doris Sawallich, Leiterin der Gesamtschule Weierheide, auf der Schul-Homepage: „Mit unseren langzeiterkrankten Kolleg*innen, einigen fehlenden Kolleg*innen der Risikogruppe, Kolleginnen im Mutterschutz und Erziehungsurlaub und den Kolleg*innen mit Erkältungssymptomen standen gestern [2. November, Anm. d. Red.] 20 Kolleg*innen nicht zur Verfügung. Wir bemühen uns nach Kräften, Unterrichtsangebote vor Ort zu gewährleisten. Ich weiß nicht, wie lange uns dies noch gelingt.“
Alle husten wegen der kalten Räume
Auf Facebook fragen sich Nutzer, warum nicht schon längst an allen Schulen auf Distanzunterricht umgestellt wurde: „Es war doch jetzt genug Zeit, sich auf vernünftige Online-Unterrichte einzustellen! Wenn wenigstens die Klassen kleiner wären! Jetzt ist zwar eigentlich wieder Schule, aber Unterricht fällt auch ständig aus! Mehr Aufgaben waren zu erledigen, als Online-Unterricht war! Und alle husten rum wegen der kalten Räume“, schreibt eine Leserin auf der Social-Media-Plattform. Andere halten dagegen: „Und dann wieder Homeschooling? Wie sollen das die berufstätigen Eltern denn machen…. erst recht die Alleinerziehenden? Das wird kein Chef erneut mitmachen!“
Vor der Schule ohne Maske?
Auf der Facebook-Seite der Oberhausener WAZ wird unter Artikeln auch über die Maskenpflicht an Schulen diskutiert. So wollen einige beobachtet haben, dass Schüler zwar in der Schule ihre Schutzmasken vorbildlich tragen, dafür aber vor dem Schulgebäude ohne Abstand und ohne Maske unterwegs wären.
„Wenn Ihr Eure lieben Schüler und Schülerinnen sehen würdet, wie sie auf dem Schulweg mit den Masken und dem Abstand umgehen, dann wüsstet ihr, warum sich auch in Schulen und Kitas das Virus verbreitet“, schreibt ein Nutzer. „Es kann ja nicht sein, dass man in der Schule aufpasst und draußen nicht mehr. Wen wundert es auch, wenn nicht mal Erwachsene Rücksicht nehmen können.“
Auf die Erwachsenen zielt auch ein Elternbrief von Schuldezernent Jürgen Schmidt, der diese bittet, sich doch vor den Schulen an die Corona-Regeln (Abstand, Maske) zu halten.
Masken und Lüften seien das A und O betont die Schulministerin immer wieder. Die Schulen will sie so lange wie möglich aufhalten, um die Benachteiligung von Schülern zu verhindern und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten. Das haben auch anscheinend die meisten Schulleitungen, Lehrer und auch Schüler bisher so gesehen („Besser Schule mit Maske als gar keine Schule“) – aber das könnte sich mit weiter steigenden Corona-Fallzahlen an Schulen ändern.