Oberhausen. Ein letztes Bier oder Steak vor dem Lockdown. In Oberhausen hatten Kneipen und Restaurants viel zu tun. Auch das milde Wetter spielte eine Rolle.

Sie murmeln etwas von „Kaum zu glauben“ und ziehen sich den Pullover aus. Das milde Wetter drückt dem Ausgehverhalten am Samstag, dem vorletzten Tag vor dem Teil-Lockdow n, seinen Stempel auf. Etliche Besucher suchen sich in Oberhausen schon am frühen Nachmittag einen Platz in Kneipen und Restaurants. Ein Bild, das sich bis in den späten Abend hält. Besonderes begehrt: Außen-Sitzplätze.

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Vor dem Louisiana an der Centro-Promenade schauen Besucher durch die Plexiglasscheiben. „Da vorne. Da hinten. Nein, doch nicht.“ Es ist früher Abend, die Mall hat noch geöffnet und alle verfügbaren Tische an der frischen Luft sind tatsächlich belegt. Auf den Fernsehern, die hier im Biergarten vor der Eingangstür stehen, flackert Fußball-Bundesliga. Ein letztes Steak. Ein letztes Frischgezapftes. Die Kellner haben zu tun.

Centro: Außenplätze bei Gästen besonders begehrt

Viele Polizei-Fahrzeuge waren am Samstag in der Stadt unterwegs – wie hier auf der Centro-Promenade.
Viele Polizei-Fahrzeuge waren am Samstag in der Stadt unterwegs – wie hier auf der Centro-Promenade. © FFs | Michael Dahlke

Drei junge Frauen beraten sich noch vor dem Eingang. „Das ist wohl die letzte Chance auf unseren Mädelsabend“, sagt Laura Hütter. Durch die ab Montag einsetzende Zwangspause für Kneipen und Restaurants hat das Trio das Treffen um eine Woche vorverlegt. Zum Schnacken. Quatschen. „Was man halt so macht.“

Woanders, das gleiche Bild. Vor allem draußen sind die Gäste in Gespräche vertieft. „Normalerweise wären wir bei einer Halloween-Party“, sagt Dennis Pottbach und deutet auf seine Freundin Nicole. „Aber das geht ja jetzt nicht. Darum suchen wir uns einen Tisch.“ Etwas essen, etwas trinken. Den nahen Teil-Lockdown kann er, ganz wie der Name sagt, nur zum Teil verstehen.

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„Viele treffen sich privat. Oder hängen irgendwo in Gruppen ab. Da kann einem die Gastronomie schon leidtun.“ Kostüme sieht man trotz Halloween nicht. Das Pärchen zupft nur an der aufgesetzten Mund-Nasen-Maske. Aber am frühen Abend ist das auf der Centro-Promenade offenbar keine Selbstverständlichkeit. Was in der Mall meist funktioniert, ist auf der Schlemmermeile in diesem Moment anders. Etliche laufen ohne Maske an den Hinweistransparenten vorbei.

Centro: Dicht gefüllte Busse irritieren Fahrgäste

Gut zu tun, aber alles entspannt: Im Gdanska fragten die Gäste nicht nur nach kalten Getränken, sondern auffällig oft nach der Speisekarte.
Gut zu tun, aber alles entspannt: Im Gdanska fragten die Gäste nicht nur nach kalten Getränken, sondern auffällig oft nach der Speisekarte. © FFs | Michael Dahlke

Kunden schlendern nach ihrer absolvierten Einkaufstour ins Freie, während Gäste in den Kneipen einkehren. Sogar das beleuchtete Riesenrad dreht sich und ist ein beliebtes Fotomotiv.

Der Abreiseverkehr läuft an der Haltestelle „Neue Mitte“ in Richtung Oberhausen Hauptbahnhof unterdessen auf Hochtouren. Das merkt man in den Bussen. „Unangenehm voll“, meint ein Fahrgast, der einsteigt. Im Linienbus stehen die Leute später dichter zusammen.

Polizei sieht man am Halloween-Abend viel im Stadtbild. Auch über die Centro-Promenade fahren Streifenwagen, die sich nach einem Regenschauer allerdings sichtbar leert.

Corona- Lockdown für Gastronomie – das sagen die WirteIn der Innenstadt haben die Gastronomen ebenfalls gut zu tun. Im Uerige Treff am Friedensplatz klönen die Gäste an ihren Tischen vom Wintergarten bis in den hinteren Saal auf Abstand. Vor dem Extrablatt an der Marktstraße sind Biergarten und Innenraum auch noch später gut gefüllt. Auf Tabletts balancieren Kellner Speisen und gefüllte Gläser.

Innenstadt: Viele Paare treffen sich zum Essen

Letzte Runde vor dem Lockdown: Das Skat-Trio Martin Herzog, Ulrich Kamp und Thorsten Keil traf sich am Samstag zu einem „Last-Minute-Spiel“ – früher als üblich.
Letzte Runde vor dem Lockdown: Das Skat-Trio Martin Herzog, Ulrich Kamp und Thorsten Keil traf sich am Samstag zu einem „Last-Minute-Spiel“ – früher als üblich. © FFs | Michael Dahlke

Das Gdanska am Altmarkt meldet um kurz nach 19 Uhr sogar: ausgebucht. Doch die Lage ist entspannt, die Tische sind entzerrt platziert. „Viele Gäste sind sehr früh erschienen“, sagt Eike Grumpe vom Gdanska, der gerade eine Vierergruppe mit einem Winken auf Entfernung verabschiedet. Seit der Teil-Lockdown am Mittwoch angekündigt wurde, haben sich im Kultur-Restaurant die Anfragen für die letzten Tage spürbar erhöht. „Vor allem Stammgäste haben noch einmal reserviert.“

Auch Martin Herzog, Ulrich Kamp und Thorsten Keil sitzen kurz vor der Gastro-Pause an ihrem rustikalen Lieblingstisch. Wann sie ihren Stammplatz in Sichtweite zur Theke wiedersehen, ist nicht wirklich klar. Dass es länger dauern könnte als nur den November über, befürchten nicht nur sie. „Da müssen wir wirklich abwarten.“

Restaurants stellen auf Außer-Haus-Service um

Zum ersten Corona-Lockdown im Frühjahr stellten einige Restaurants auch in Oberhausen ihr Speisenangebot auf einen Liefer- oder Abholservice um. Diese Variante des Verkaufs soll auch ab Montag für die Gastronomie wieder möglich sein.

Während Gastronomen wie der Klumpen Moritz in Sterkrade den Außer-Haus-Verkauf im November wieder anbieten möchten, haben andere Besitzer, wie das Gdanska am Altmarkt, darüber noch nicht entschieden.

Das Skat-Trio trifft sich einmal im Monat. Die Sperrstunde hat ihren Rhythmus durcheinandergewirbelt. „Normalerweise fangen wir um 19 Uhr an. Heute war es anderthalb Stunden eher.“ Um 23 Uhr müssen die Zapfhähne schließlich geschlossen bleiben. Beim Philosophieren über das richtige Blatt stört es schon, wenn der Uhrzeiger die Hand hetzt. „Darum dauern unsere Treffen sonst auch mal bis Mitternacht.“

Was Eike Grumpe auffällt, ist an diesem Abend kein Einzelfall: „Viele Paare haben sich getroffen. Die Tische waren oft mit zwei Personen belegt.“ Und außerdem: „Fast alle haben nicht nur Getränke bestellt, sondern auch etwas gegessen.“ Wer früh erscheint, bleibt aber nicht zwangsläufig bis zum Zapfenstreich. „Meist lag die Verweildauer bei zweieinhalb Stunden. Ab 21 Uhr wurde es etwas leerer.“