Oberhausen. Sie ist eine tödliche Gefahr: Lungenembolie. Zum Welt-Thrombose-Tag klären Oberhausener Mediziner rund um diese tückische Erkrankung auf.
Sie verlaufen lautlos, manchmal unbemerkt – und enden unbehandelt nicht selten tödlich: Der Welt-Thrombose-Tag am 13. Oktober will auf die Gefahren durch venöse Gefäßverschlüsse aufmerksam machen. Grund genug dafür gibt es, meinen die Oberhausener Gefäßspezialisten Klaus Heim und Siamak Pourhassan. Denn obwohl in Deutschland nach Angaben des „Aktionsbündnis Thrombose“ jährlich 40.000 bis 100.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie sterben, wird diese Erkrankung noch immer unterschätzt.
„Die Lungenembolie ist damit nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung“, betont Heim. An einer Thrombose erkranken in Deutschland noch entsprechend weit mehr Menschen. Genaue Zahlen dazu liegen bislang nicht vor.
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„Wir sprechen von einer Thrombose, wenn ein Blutgerinnsel ein Gefäß, eine Vene, akut verstopft“, erläutert Heim. Solche Verschlüsse seien vor allem in den tiefen Bein- und Beckenvenen sehr gefährlich. „Löst sich dort ein Teil des Gerinnsels ab, wird es mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge verschleppt.“ Dort verschließt es die für die Atmung lebenswichtigen Adern „und es kommt zur lebensbedrohlichen Lungenembolie“. Thrombose und Lungenembolie seien somit nicht unbedingt Folgen einer chronischen Gefäßkrankheit, sondern könnten durch bestimmte Umstände auch akut auftreten.
Symptome sind nicht einfach zu deuten
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Nicht immer aber seien die Symptome einer Thrombose einfach zu deuten. „Ich hatte gerade einen Patienten hier, der nur festgestellt hatte, dass irgendetwas mit seinem Bein nicht stimmt“, erzählt Pourhassan. Das Bein war nicht rot, schmerzte nicht, war einfach nur geschwollen. Doch dem niedergelassenen Gefäßchirurgen war gleich klar: „Schwellungen entstehen, wenn der Blutabfluss behindert ist.“ Sein Verdacht auf eine Thrombose bestätigte sich.
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Meist ist das linke Bein betroffen, zu Thrombosen könne es aber auch im Bauchraum und im Arm kommen. Das Alter spiele eine entscheidende Rolle. „Während einer von 1000 über 70 Jahren an einer Thrombose erkrankt, ist es bei den rund 25-Jährigen nur einer von 10.000“, erläutert Pourhassan. Damit sei aber auch klar: „Es trifft Jung und Alt.“ Manchmal tritt eine Thromboseneigung familiär gehäuft auf. „Acht Prozent leiden an einer angeborenen Gerinnungsstörung“, sagt Pourhassan. Hellhörig werden sollten deshalb etwa auch Frauen, die immer wieder Fehlgeburten erleiden.
Bewegungsmangel und Alter spielen eine Rolle
Meist aber komme es durch Bewegungsmangel zu den tückischen Verschlüssen: „Nach einer Operation kann das passieren, deshalb gibt es vorsorglich die Thromboseprophylaxe-Spritzen“, führt Heim aus. So bewährt diese seien: „Einen hundertprozentigen Schutz bieten sie leider nicht.“ Immer mit einem gewissen Risiko verbunden bleibt auch der Gipsverband. „Vor allem, wenn man sich dann zu Hause nicht an die Anweisungen seines Arztes hält und mal eine Spritze weg lässt.“
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Gibt es allerdings keinen offensichtlichen Anlass für eine Thrombose sollten Mediziner hellhörig werden. „Bei bis zu 20 Prozent aller Thrombosefälle ist eine Tumorerkrankung der Auslöser“, wissen die Spezialisten. Auch seltene Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem plötzlich den eigenen Körper attackiert, können sich durch Thrombosen äußern. Gleiches gelte für Herzerkrankungen, Erkrankungen von Lunge oder Leber.
Früh erkannt – gut behandelt
Früh erkannt, lassen sich Thrombosen gut behandeln. „Eine spezielle Ultraschalluntersuchung verschafft uns ein klares Bild“, sagt Pourhassan. Seit den 1990er Jahren reiche eine ambulante Behandlung aus. In vielen Fällen sogar bei einer Lungenembolie. „Vor allem bei Patienten, die stabil sind und keine Luftnot haben.“ Wer aber bereits blass und kurzatmig in die Praxis komme, werde natürlich sofort ins nächste Krankenhaus eingewiesen.
Ein Schutz gegen blutende Wunden
Ein Thrombus entsteht durch Blutgerinnung – ein Vorgang, der eigentlich ein Schutzmechanismus ist. Nach einer äußeren Verletzung schützt das Gerinnungssystem den Körper vor dem Verbluten. Dazu verklumpt das Blut und verschließt so die Wunde. In den unverletzten Blutgefäßen aber soll das Blut ungehindert fließen. Hier ist ein Gerinnsel ein störendes Hindernis für den Blutstrom und als Quelle für eine Lungenembolie gefährlich. (Quelle: risiko-thrombose.de)
Die Post Praxisgemeinschaft Oberhausen Sterkrade, in der Siamak Pourhassan und Klaus Heim tätig sind, richtet alle zwei Jahre das Westdeutsche Gefäßsymposium aus. In Oberhausen treffen sich außerdem regelmäßig Gefäßmediziner aus dem Umkreis zum Gefäßarbeitskreis, auch da ist die Praxis Gastgeber. Sie wurde jetzt zum dritten Mal von der Zeitschrift Focus für die Behandlung in puncto „Periphere Arterielle Verschlusskrankheit“ ausgezeichnet.
Bewegung sei bei einer Thrombose in vielen Fällen das beste Mittel. Kompressionsverbände helfen bei der Entstauung der anfänglichen Beinschwellung, später kommen Kompressionsstrümpfe und blutverdünnende Medikamente dazu. Hier habe sich in den letzten Jahren viel getan, neue Medikamente hätten das Spektrum erweitert. Die Behandlung sei viel individueller als früher, vor allem die Dauer der blutverdünnenden Therapie aber erfordere entsprechende Spezialkenntnisse.
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Zwei Drittel der Thrombosen heilen, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert werden, ohne Folgen ab. 30 Prozent der Patienten entwickeln später ein relevantes Postthrombotisches Syndrom, unter anderem mit offenen Wunden, heißt es in Fachkreisen. Doch Heim und Pourhassan halten dagegen: „Wir hatten hier in 13 Jahren nicht einen solchen Fall bei Patienten, die regelmäßig zur Nachsorge erscheinen.“ Beide setzen auf Aufklärung und darauf, dass ihre Patienten bei der Behandlung mitziehen. Eigentlich hatten die Mediziner auch aus diesem Grund anlässlich des Welt-Thrombose-Tages eine Infoveranstaltung für alle Oberhausener geplant. Doch die muss Corona-bedingt nun ausfallen.
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