Oberhausen. Oberhausener Mediziner ärgern sich über unzuverlässige Patienten. An einem Tag kamen gleich sechs Angemeldete nicht in die Sprechstunde.
Die Zahl der Patienten steigt, die sich über die Terminservice-Stelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) kurzfristig einen Arzttermin vermitteln lassen. Allein im zweiten Halbjahr 2018 waren es nach KV-Angaben bis zu 20.000. Fakt ist aber auch: Rund 15 Prozent dieser Termine werden dann gar nicht wahrgenommen. In Oberhausen ärgern sich immer mehr Mediziner über geplatzte Termine.
Der schnellere Zugang zu Arztterminen für gesetzlich Versicherte ist Kern des „Gesetzes für schnellere Termine und bessere Versorgung“ von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er sieht nun sogar eine Ausweitung der Sprechstundenzeiten von 20 auf 25 Stunden wöchentlich vor.
Den ganzen Freitag frei gehalten
Der Oberhausener Gefäßchirurg Dr. Siamak Pourhassan hat längst umgesetzt, was die Politik will und ist enttäuscht. Dabei hat Pourhassan nur auf die Klagen über viel zu lange Wartezeiten reagiert und bietet schon seit längerem schnelle Termine am Dienstagnachmittag sowie am Freitag an. „Den Freitag halten wir dafür sogar extra frei.“ Dazu kommt: „Wir planen gerade für Patienten, die zum ersten Mal zu uns kommen, rund 20 Minuten ein“, erläutert der Oberhausener.
Immer mehr Patienten nutzen zwar sein Angebot, kurzfristig einen Termin zu bekommen. Doch viele erscheinen dann gar nicht – und das, ohne abzusagen. „Der Gipfel war an einem Freitag erreicht, als gleich sechs Patienten hintereinander ohne Absage nicht kamen“, ärgert sich der Mediziner.
Während ältere Patienten ihre Termine zuverlässig einhielten, gebe es oft Probleme mit den 20- bis 50-Jährigen. „Vor allem, wenn sie vorher noch nie bei uns waren.“
Die Erfahrungen bestätigt D
Dr. Stephan Becker, Vorsitzender der Kreisstelle Oberhausen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „Vor allem für Fachärzte sind geplatzte Termine ein zunehmendes Problem“, meint der Allgemeinmediziner. „Da werden Geräte eingesetzt, jede Untersuchung dauert. Kommt ein Patient nicht, legt das den ganzen Betrieb lahm.“
Zum Hausarzt gehen
Die Sprechstundenzeiten auf 25 Stunden zu erhöhen, gehe am eigentlichen Problem vorbei, meint Becker. „Genauso wie viele andere Kollegen arbeite ich schon jetzt mehr als 42 Stunden pro Woche.“ Sinnvoller wäre eine bessere Steuerung der Patienten durch ihre Hausärzte.
Denn viele vereinbarten gleich mehrere Facharzttermine hintereinander. „Weil sie gar nicht wissen, was los ist, aber auch nicht in ihrer Hausarztpraxis um Rat fragen.“ Nur ein Beispiel: „Wer Schmerzen am Knie hat, ist oft beim Orthopäden gut aufgehoben.“ In manchen Fällen aber sei der Gefäßchirurg der bessere Ansprechpartner. „Wie soll ein Laie das entscheiden?“