Oberhausen. Amtsinhaber Daniel Schranz (CDU) hat sich bei der Stichwahl durchgesetzt. Wie Gewinner und Verlierer auf das Ergebnis reagiert haben.
28.456 Oberhausener wollen, das Daniel Schranz (45) für weitere fünf Jahre Chef im Rathaus bleibt und als Oberbürgermeister die Stadt repräsentiert. Damit hat der Amtsinhaber bei der OB-Stichwahl die Mehrheit der Stimmen in den 29 Wahlbezirken errungen: 62,08 Prozent der Stimmen entfielen auf ihn, 37,92 Prozent auf SPD-Kandidat Thorsten Berg (17.381 Stimmen). Knapp 160.000 Bürger in der Stadt waren zur Wahl aufgerufen.
Geringe Wahlbeteiligung
In der ersten Runde der Oberbürgermeister-Wahl am 13. September wurde Daniel Schranz von 30.150 Bürgern gewählt (45,5 Prozent), am Sonntag hatte er damit absolut weniger Stimmen als beim ersten Durchgang. Die gleichwohl deutliche Mehrheit bei der Stichwahl ermöglicht es ihm nun, bis 2025 die zweite Amtszeit als Oberbürgermeister anzutreten. Mit 29,02 Prozent lag die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl deutlich niedriger als bei der OB-Wahl vor zwei Wochen (42,1 Prozent). Eine Stichwahl war notwendig geworden, weil keiner der sieben Kandidaten für den Rathaus-Chefposten beim ersten Urnengang die absolute Mehrheit für sich verbuchen konnte.
Um 19.16 Uhr betritt Wahlsieger Daniel Schranz am Sonntagabend den großen Saal des TZU. Riesenapplaus, rhythmisches Klatschen und Daniel-Rufe begleiten diesen minutenlang gefeierten Einzug des wiedergewählten Oberbürgermeisters, der wenig später eine kurze Ansprache hält: „Ein großer Dank an die Wählerinnen und Wähler für dieses übergroße Vertrauen!“ Dieses Wählervotum, so Schranz weiter, sei auch eine Absage an einen populistisch geprägten Wahlkampf, wie ihn SPD-Konkurrent Thorsten Berg zuletzt beim Thema Rotlichtviertel geführt habe.
In der Stunde zuvor hatte CDU-Kreisgeschäftsführer Christian Benter immer wieder die aktuellen Ergebnisse aus den Wahlkreisen und Stadtteilen vorgestellt, stets begleitet von großem Applaus. „Ich bin stolz, dass Daniel Schranz die Wiederwahl erreicht hat“, sagt CDU-Urgestein Walter Paßgang, der 1999 selbst als OB-Kandidat antrat. CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr zeigt sich ebenfalls begeistert vom Ausgang der Stichwahl: „Wir freuen uns riesig! Wir haben einen Super-Oberbürgermeister! Auf dieser Grundlage können CDU-Fraktion und Stadtspitze weiterhin eng und erfolgreich zusammenarbeiten.“
Enttäuschung bei der SPD
SPD-Oberbürgermeister-Kandidat Thorsten Berg tritt um kurz nach 19 Uhr in der Schlosserei im Zentrum Altenberg vor die Genossen: „Dies ist ein Moment, an dem man enttäuscht sein darf. Ich habe vorher gesagt, dass ich nicht für einen Achtungserfolg antrete.“
Die Gesichter schauen schon vorher skeptisch zur Anzeigetafel, auf der die Wahlergebnisse einlaufen. „Beim ersten Wahlgang war es für uns erfreulich, dass wir den amtierenden Oberbürgermeister in die Stichwahl gezwungen haben. Das ist nun nicht der Ausgang, den wir uns erhofft hatten. Es ist kein desaströses Ergebnis, aber auch nichts, was einen glücklich macht“, sagt Oberhausens SPD-Chef Dirk Vöpel. „Darum bleibt nur übrig, dem amtierenden und zukünftigen Oberbürgermeister alles Gute zu wünschen.“
Tiefer in die Ursachenforschung gehen
Mit Schnellanalysen möchte sich Vöpel zurückhalten. „Wir wollen uns Zeit lassen, die wir brauchen.“ In einer Woche soll es eine Klausurtagung des Unterbezirksvorstandes der SPD Oberhausen geben. „Es ist nicht die erste Wahl, die in Oberhausen verloren gegangen ist. Wir wollen tiefer in die Ursachenforschung gehen.“ Den für die SPD schlechten Bundestrend möchte Vöpel nicht allein gelten lassen.
Der zuletzt hart geführte Wahlkampf, nach der Flugblatt-Aktion der Sozialdemokraten zur Bordellverlagerung samt empörter CDU-Reaktion, hat offensichtlich deutlichere Furchen hinterlassen als gedacht. Berg deutlich: „Wir haben einen sauberen Wahlkampf geführt – und werfen nicht mit Dreck.“ Zugleich gratuliert er seinem Kontrahenten zum Wahlsieg: „Ich wünsche Herrn Schranz, dass er unsere Stadt gut führt und gute Entscheidungen zum Wohle von Oberhausen trifft.“
Bereit Aufgaben zu übernehmen
Wie es für den vor der Oberbürgermeister-Wahl parteipolitisch nicht in Erscheinung getretenen Familienvater weitergeht, darüber war im Vorfeld spekuliert worden. Die Richtung scheint deutlich zu sein: „Die Genossinnen und Genossen entscheiden, ob sie mich an einer anderen Stelle sehen möchte“, sagt Thorsten Berg. „Einen Schritt zurückzutreten, liegt nicht in meinem Naturell. Ich bin bereit, Aufgaben zu übernehmen.“
Von den Genossen im Zentrum Altenberg gibt es langen Applaus. SPD-Fraktionschefin Sonja Bongers, die sich für einen engagiert geführten Wahlkampf beim Spitzenkandidaten bedankt, ergänzt: „Du wirst bleiben. In welcher Position auch immer.“
Daniel Schranz kann also nun seine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister antreten. 2015 gelang es dem Christdemokraten erstmals nach 60 Jahren, in denen die SPD den obersten Posten im Rathaus besetzt hatte, das Amt für die CDU zu gewinnen. 52,5 Prozent der Stimmen (31.400 Wähler) gingen vor fünf Jahren auf das Konto von Schranz, der damit im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit gegenüber Mitbewerber Apostolos Tsalastras (37,7 Prozent) errang. Damals war keine Stichwahl notwendig.