Oberhausen. Kurze Wege zwischen Polizei und Sozialarbeitern sollen im „Haus des Jugendrechts“ dafür sorgen, dass aus Jugendlichen keine Intensivtäter werden.
Die Stadt Oberhausen hat in der Innenstadt das „Haus des Jugendrechts“ eröffnet – eine Anlaufstelle für junge Straftäter. Im Gebäude der „Alten Post“, in direkter Nähe zum Hauptbahnhof, arbeiten nun 40 Polizisten, Sozialarbeiter und andere Experten daran, Jugendliche möglichst schnell von der schiefen Bahn zu holen.
Um schneller Maßnahmen für die Täter in die Wege zu leiten, arbeiten Mitarbeiter der städtischen Jugendgerichtshilfe, des Kriminalkommissars 12 sowie der Staatsanwaltschaft Duisburg auf über 1500 Quadratmetern Bürofläche zusammen. Am Freitag, 4. September, wurde die die Einrichtung offiziell von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) eröffnet. „Es ist wichtig, dass wir uns dieser jungen Menschen rechtzeitig annehmen und ihnen Perspektiven aufzeigen, um sie vom Pfad der Kriminalität abzubringen. Denn die Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen von morgen“, sagte Biesenbach.
Kurze Dienstwege
Jessica Majchrzak, Sozialarbeiterin der Jugendgerichtshilfe, konnte in dieser Woche ihr neues Büro beziehen. Die Pädagogen der Jugendgerichtshilfe, die zuvor in der Danziger Straße arbeiteten, kümmern sich um die jugendlichen Straftäter und bringen soziale und erzieherische Aspekte in die Strafverfahren ein.
Die Vorteile der neuen Einrichtung habe Majchrzak direkt in der ersten Arbeitswoche erlebt: „Wir hatten jetzt das beste Beispiel. Es wurde jemand von meinen Klienten festgenommen und dann bin ich einfach direkt zur Polizei gekommen. Die Wege sind viel kürzer. Das vereinfacht die Arbeit ungemein.“ Sobald ein Jugendlicher eine Straftat begeht, wird die Jugendgerichtshilfe informiert. Dann überlegen die Mitarbeiter, welche Maßnahmen in Frage kommen. Die Jugendgerichtshilfe bietet beispielsweise ein Drogen-Projekt oder ein Training für soziale Kompetenzen an.
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Eine schnelle Reaktion auf die Straftat sei insbesondere bei Jugendlichen unter 21 wichtig, erklärt Michael Mende, Leiter von Kriminalkommissariat 12 (Jugendkriminalität und Gewaltdelikte). „Wenn ein Jugendlicher erst in einem Jahr Bescheid bekommt, nimmt er uns nicht erst.“ Durch schnellere Reaktionen könne man verhindern, dass Jugendliche erneut straffällig werden und zu Mehrfach- oder Intensivtätern werden. Im „Haus des Jugendrechts“ sollen allen Beteiligten die Informationen unbürokratisch zur Verfügung stehen, wenn es für den Jugendlichen eng wird oder eine mögliche Inhaftierung droht.
Konferenzraum für Fallbesprechungen
Vorbild war Pilotprojekt in Stuttgart
Derzeit existieren schon vier solcher Häuser in NRW: in Köln, Paderborn, Dortmund und Essen. Das erste „Haus des Jugendrechts“ wurde in den 1990er Jahren in Stuttgart konzipiert. In Nordrhein-Westfalen wurde das Projekt 2009 eingeführt.
Die „Alte Post“ wurde innerhalb von sieben Monaten für rund 2 Millionen Euro umgebaut. Die Jahresmiete beträgt warm 265.000 Euro. Davon tragen 109.500 Euro die Stadt Oberhausen, 147.050 Euro die Polizei und 8.150 Euro die Staatsanwaltschaft.
Informationen des Jugendamts, über den jugendlichen Beschuldigten, seine Familie sowie über die Möglichkeit seiner Unterbringung in einem Heim der Jugendhilfe als Alternative zur Untersuchungshaft werden ebenso eingebracht wie die Erkenntnisse von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Mehr Sicherheit für die Bürger der Stadt
Für Polizeipräsident Alexander Dierselhuis wirkt sich die verbesserte Zusammenarbeit sowohl auf die jungen Menschen als auch auf die Sicherheit in der Stadt aus: „Polizei, Justiz und Stadt haben die gemeinsame Aufgabe für die Sicherheit in Oberhausen zu sorgen. Das nun ins Leben gerufene Haus des Jugendrechts ist ein wichtiger Baustein, um dieser Herausforderung gerecht zu werden“. Das werde zum einen durch die Verfahrensbeschleunigung möglich als auch die Verbesserung der präventiven Arbeit. Neben Oberhausen sollen in Zukunft auch in Münster und Düsseldorf solche Einrichtungen entstehen.
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