Oberhausen. Die Umgebung des Centros kennenzulernen, dazu machten sich Interessierte mit Gästeführer Ingo Dämgen erstmals auf Elektrorollern auf den Weg.

Vor etwa einem Jahr waren sie der Renner, sollten in den Städten einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten, zum Verzicht auf das Auto. Bis nach Oberhausen haben es die E-Scooter als Leihfahrzeuge aber nicht geschafft. Nur die OWT, die Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung, hat welche angeschafft, elf Stück. Mit den Elektrorollern werden künftig geführte Erkundungsfahrten angeboten. Bei der ersten Ausfahrt am vergangenen Samstag mit Gästeführer Ingo Dämgen und sechs Interessierten war die Redaktion dabei.

Start mitten im Centro

In einem Kellerraum am Centro sind die Roller abgestellt. Dort, an der Sheffieldstraße, war auch der Treffpunkt. Drei Paare waren gekommen, um sich die Umgebung des großen Einkaufszentrums zeigen zu lassen. Bei angenehmem Wetter machten sie sich mit dem Gästeführer auf eine dreistündige Tour.

Strommast mit Hüftschwung: das Kunstwerk
Strommast mit Hüftschwung: das Kunstwerk "Der Zauberlehrling" bei Haus Ripshorst. © FUNKE Foto Services | Foto: Olaf Fuhrmann

Das erforderte von ihnen Stehvermögen. Denn die kleinen Flitzer bieten ja keine Sitzmöglichkeit. Auch erforderte das Fahren einige Eingewöhnung. So bremsen sie ziemlich abrupt und auf dem Vorderrad. Bei der Fahrt im Gefälle ist also Vorsicht geboten. Und die Vollgummibereifung ist zwar pannensicher, aber beim Fahren über abgesenkte Bordsteine nicht elastisch, so dass man auch dabei aufpassen muss.

Bis zu 19 km/h schnell

Den Ausflüglern am Samstag passierte aber nichts. Sie waren vielmehr flott unterwegs, mit bis zu 19 km/h, und erlebten das Freizeitleben in der Stadt an einem typischen Spätsommer-Wochenende.

Über den Platz der Guten Hoffnung am Centro und an der Nahverkehrstrasse entlang ging es zunächst zum Gasometer. Dort gab Ingo Dämgen den kurzen Hinweis, dass nicht etwa der kürzlich verstorbene Verpackungskünstler Christo erneut dort zu Gast war, um den riesigen Stahlbehälter in einem letzten künstlerischen Akt zu verhüllen, sondern vielmehr darunter staubige Sandstrahlarbeiten durchgeführt werden. „Das künftige Ausstellungsprogramm ist bislang Geheimsache“, erklärte er.

Zur geführten Tour mit C-Scootern gehörte auch ein Abstecher in die Siedlung Eisenheim, hier mit ihren alten Stallungen.
Zur geführten Tour mit C-Scootern gehörte auch ein Abstecher in die Siedlung Eisenheim, hier mit ihren alten Stallungen. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Mengedoht

Ein Schloss als Namensgeber

Durch die denkmalgeschützte Beamtensiedlung Grafenbusch ging es weiter zum Schloss Oberhausen. Dabei erfuhren die Elektromobilisten, dass „Beamter“ früher für „Manager“ gestanden hat, hier für die frühere Gutehoffnungshütte (GHH). Und dass die Stadt ihren Namen dem Schloss verdankt, weil sich 1846, beim Bau der Köln-Mindener-Eisenbahn, einzig dieses Bauwerk anbot, um der benachbarten Bahnstation einen Namen zu geben.

Im angrenzenden Kaisergarten tummelten sich die Menschen wie vor Corona. Für die seltsame Senke am östlichen Rand des Parks hatte Dämgen eine interessante Erklärung: Hier sei früher die noch nicht zum Kanal umgebaute Emscher geflossen. Obwohl das Gelände 50 Meter über dem Meeresspiegel liege, befände es sich zugleich 15 Meter unter dem Grundwasserspiegel. Nur permanentes Abpumpen lasse es nicht absaufen – die Ewigkeitsschäden des früheren Bergbaus.

Kilometerlange Emscherinsel

Zu Fuß ging es über die nach ihrem Erbauer Tobias Rehberger benannte Brücke im Stil einer Spiralfeder auf die Nordseite des Rhein-Herne-Kanals und damit auf die etliche Kilometer lange Emscherinsel. Dabei konnten die kleinen E-Scooter schön ausgefahren werden. Einarmiges Lenken wäre dabei sehr gefährlich.

Eines von drei alten Herrenhäusern in Oberhausen: Burg Vondern.
Eines von drei alten Herrenhäusern in Oberhausen: Burg Vondern. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Vor der Kulisse von gleich drei teilweise ineinander verschachtelten Eisenbahnbrücken lotste Ingo Dämgen seine Gäste über Serpentinen hinauf auf den Radschnellweg zum Olga-Gelände der Landesgartenschau 1999, der Fläche der früheren Zeche Osterfeld. Auch dabei waren die kleinen Elektrofahrzeuge in ihrem Element. Es gab einen Abstecher in die Siedlung Eisenheim, der ältesten Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet, die ab 1846 gebaut wurde. Auf dem ruppigen Pflaster der Fuldastraße spürten die Ausflügler die Schwächen der Vollgummireifen.

Die Stadt neu entdeckt

Unter dem Fördergerüst der Zeche Osterfeld hindurch ging es zurück zum Rhein-Herne-Kanal. In Höhe Haus Ripshorst machte die Gruppe einen weiteren Abstecher über die Emscher zur Burg Vondern. Und auf dem Rückweg zum Centro wies Dämgen auf den „Zauberlehrling“, den Hochspannungsmast mit dem Hüftschwung, und auf die seltenen Mammutbäume im Gehölzgarten Ripshorst hin.

„Hat Spaß gemacht. Eine ganz andere Art der Fortbewegung“, lautete das Fazit eines Paares aus Mülheim an der Ruhr. Der Mann gestand aber, nach über drei Stunden Fahrt im Stehen genug zu haben. „Man lernt die eigene Stadt noch einmal ganz anders kennen“, stellte ein Paar aus Oberhausen fest.

Eine kleine oder eine größere Tour zur Wahl

Bis Ende Oktober bietet die OWT jeden Samstag von 16 bis 18 Uhr eine geführte Tour mit den E-Scootern rund um das Centro an, außerdem sonntags ab 11 Uhr einen dreistündigen Ausflug. Teilnehmer müssen mindestens 14 Jahre alt sein.

Treffpunkt ist stets das Parkhaus 7 an der Sheffieldstraße. Nähere Informationen gibt es unter oberhausen-tourismus.de oder 0208-86 90 84 04.