Oberhausen. Der Gehölzgarten Ripshorst dokumentiert die Entwicklung der Baumvegetation in Mitteleuropa

Gleich links neben der Abzweigung von der Osterfelder in die Ripshorster Straße beginnt der Gehölzgarten Ripshorst. Wer hier spaziert, hat in wenigen Minuten den hektischen Straßenverkehr zwischen Autobahn und Centro vergessen. Und er kann sich auf eine Reise durch die Geschichte der Vegetation in den letzten 60 Millionen Jahren machen. Dazu wurde der Gehölzgarten vor über 20 Jahren angelegt.

Zwei Kilometer lang und 60 Meter breit ist das Gehölzband seitlich der Ripshorster Straße. Rund 6000 Pflanzen aus drei bedeutenden Epochen der Vegetationsgeschichte sind hier angesetzt worden. Große Schautafeln zeigen dabei an, in welchem der drei Pflanzabschnitte man sich befindet. Zahlreiche Bänke laden zum Rasten ein.

Der älteste Baum der Welt

Gleich hinter der Osterfelder Straße beginnt der erste Abschnitt, der Tertiärwald. Benannt ist er nach der erdgeschichtlichen Epoche, die von 66 Millionen bis 1,7 Millionen Jahre vor Christi dauerte. Damals gab es schon seit 280 Millionen Jahren den Gingko, den ältesten Baum der Welt. Er war weltweit verbreitet und bot leichte Kost für Dinosaurier, liest man auf den Infotafeln. Wir bringen ihn heute mit Ostasien in Verbindung, weil er von dort 1712 zurück nach Europa kam.

Zu den Bäumen der Voreiszeit gehört auch der Mammutbaum, der ursprünglich auch von Nordamerika bis Afrika verbreitet war, heute aber nur noch in Kalifornien heimisch ist. Weil seine Rinde wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, ist er gegen Waldbrände resistent.

Lebenserwartung bis zu 4000 Jahre

Die maximal möglichen Höhen von 100 Metern haben die jungen Exemplare hier nicht. Sie sind ja auch keine 4000 Jahre alt. Eine Frau kommt mit ihrem Partner vorbei. „Ich erfreue mich an den ausgefallenen Gehölzen, die man nicht überall sieht“, sagt Sabine Plohmann aus Alt-Oberhausen. Ei­ne Nachbarin gab ihr den Tipp, hier zu flanieren..

Bis 12.000 vor Christus versank Nordeuropa unter einer Eisdecke. Die Alpen bilden bis heute den damals entstandenen Pflanzenriegel. Erst von da an bildeten sich die bis heute bei uns heimischen Gehölzarten. Sie sind im mittleren Abschnitt, nach der ersten Überquerung der Ripshorster Straße, zu sehen, stehen für die Epoche der Wiederbewaldung: die schnell wachsenden und sich leicht vermehrenden Birken auf den neben dem Läppkes Mühlenbach „hochwasserfrei“ angelegten Inseln zum Beispiel.

Und die Weiden in den (theoretisch) feuchten Senken, die das sich zurückziehende Eis überall hinterlassen hat. Nur sucht man recht mühsam nach den kleinen Schildern, die die verschiedenen Bäume erklären. Von der Wald-Kiefer erfährt man darauf auch nur, dass sie in Europa, Nord- und Vorderasien verbreitet ist.

Ein Strauß aus Wildblumen

Wo die Ripshorster Straße zum zweiten Mal gekreuzt wird, da beginnt der dritte Abschnitt mit den von Menschen gezüchteten und veredelten Bäumen, meist Obstbäumen. Zusammen mit dem hüfthohen Gras bilden sie hier ein Paradies für Insekten.

Dirk Welter ist mit einer Gruppe von Segway-Fahrern unterwegs. „Der Bewuchs ist hier zu jeder Jahreszeit interessant“, sagt er, genießt aber auch das gleichmäßige Fahren auf den geschwungenen Wegen.

Angela, Mutter von drei Töchtern aus Stadtmitte, pflückt mit ihren Mädchen einen Strauß aus Wildblumen. „Wenn uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, heißt es immer: raus nach Ripshorst“, erzählt sie. „Nur beim Laufen entspannt man“, lautet ihre Erfahrung.

Viele Hundefreunde sind nahe der Sühlstraße mit ihren Vierbeinern unterwegs. Auch ein Herr von der Dellwiger Straße dreht mit zwei Hunden seine Runde durch den Park. Er ist seit Jahren hier unterwegs. „Die Stürme der letzten Zeit haben leider doch schon bleibende Spuren hinterlassen“, sagt er.