Oberhausen. Lärmschutz-Maßnahmen am vorhandenen Autobahnkreuz Oberhausen fordern auch die Grünen. Den Ausbau des Verkehrsknotenpunktes lehnen sie aber ab.
Auf dem Luftbild präsentiert sich das Autobahnkreuz Oberhausen wie in Wald gebettet. Trotzdem kam am Samstagnachmittag, beim Spaziergang der Grünen im Sterkrader Wald, keine Wald-Idylle auf. Zu dominant war der Autobahnlärm. Norbert Axt, grüner Oberbürgermeisterkandidat, zeigte einem Kreis von zehn Interessierten, wie viel Wald dort noch verloren geht, wenn die Pläne zum Ausbau des Autobahnkreuzes in einigen Jahren umgesetzt werden. Die Grünen sind strikt dagegen.
Der Spaziergang führte vom Wanderparkplatz an der Hiesfelder Straße zunächst auf die Brücke über die Autobahn. Von dort kann man das Kreuz einsehen. Der ganze Umbau dient dazu, den Lkw-Verkehr von und nach den Niederlanden mit dem Pendlerverkehr von und zum Niederrhein in Einklang zu bringen. Damit ist das Kreuz heute überlastet. Der Verkehr staut sich.
275 Millionen Euro Baukosten veranschlagt
Nicht nur die Überführung der Hiesfelder Straße muss demnach verlängert werden. Unter ihr nehmen künftig zwei ganz neue Abbiegespuren ihren Anfang. Sie werden von dort in einer langen Linkskurve auf einer Brücke zunächst die Abbiegespur nach Süden, auf die A 516 in Richtung Alt-Oberhausen, überqueren, sodann die A 2/3 selbst. Anschließend tauchen sie in einen 70 Meter langen Tunnel ein. Darin unterqueren Hollandfahrer künftig die A 516 und die künftig ebenfalls zwei Abbiegespuren, die aus Richtung Bottrop in Richtung Dinslaken angelegt werden.
In Gegenrichtung ist kein so großer Aufwand erforderlich. Auch dort wird die Abbiege-Beziehung aus Richtung Dinslaken in Fahrtrichtung Alt-Oberhausen auf zwei Fahrspuren ausgebaut.
„Es geht um wenige Stunden Stau in der Woche. Dafür ist der Aufwand einfach zu hoch“, erklärte Norbert Axt. 275 Millionen Euro sind für den Umbau veranschlagt. Fünf weitere Brücken müssen dabei verbreitert, Vorkehrungen für die Ableitung größerer Mengen an Regenwasser von den Fahrbahnen getroffen werden. Auch wird ein später achtspuriger Ausbau bis zu den Anschlussstellen Königshardt und Dinslaken-Süd gleich mit vorbereitet.
Mehr Lärmschutz nur bei Ausbau
Einzig der umfangreiche Lärmschutz, den das Kreuz künftig erhält, ist aus Sicht der Grünen lobenswert. Er ist bei einem solchen Ausbau gesetzlich vorgeschrieben. Allein Flüsterasphalt soll den hohen Lärmpegel um etwa fünf Dezibel(A) verringern, Lärmschutzwände werden für weitere Minderung sorgen. Wo das nicht genügt, sind für die betroffenen Gebäude zum Beispiel dreifach verglaste Fenster und Lüfter für das Schlafen bei geschlossenen Fenstern vorgesehen. Diesen Lärmschutz gebe es eben nur wegen der Ausbauplanung, informierte Axt. Anders als für Bahnstrecken gibt es nach Auskunft des OB-Kandidaten kein freiwilliges Programm des Bundes für zusätzlichen Lärmschutz an bestehenden Autobahnen.
Vor der Unterführung des Bürgermeisterswegs unter der A 3 hindurch verdeutlichte Axt, dass die gesamte Böschung auf der Westseite für den Damm zur Verbreiterung der Autobahn benötigt werde. Der heutige parallel verlaufende Wanderweg werde zur Baustraße. Die Unterführung werde geschlossen. Auf die Ostseite des Sterkrader Waldes komme man künftig 250 Meter weiter nördlich in Höhe des Sportplatzes Buchenweg.
Am massivsten ist der Eingriff in den Wald auf der Ostseite der Unterführung des Bürgermeisterswegs. Insgesamt drei zusätzliche Fahrspuren gehen dort laut Axt zu Lasten eines rund 100 Meter breiten Waldstreifens. Es handelt sich teilweise um Naturschutzgebiet. Axt rechnet damit, dass die Naturschutzverbände eine Klage gegen die Planung vor Gericht darauf stützen werden.
Standstreifen bei Stau freigeben
„Und dafür wird dann in Wesel Ersatz gepflanzt“, ärgerte sich eine Bürgerin. „Leider ja, weil es in Oberhausen gar keine Waldflächen mehr gibt, die erweitert werden könnten“, erwiderte ihr der grüne OB-Kandidat.
Nach Ansicht der Grünen sollten die Staus im Autobahnkreuz aufgelöst werden, indem bereits vorhandene Standstreifen zu den Stau-Zeiten freigegeben werden. „Vielleicht wirkt sich ja auch das Homeoffice künftig verkehrsmindernd aus“, sagte eine Spaziergängerin. Hoffnung darauf, den Ausbau politisch noch verhindern zu können, machte Norbert Axt den Bürgern nicht. Dafür müsste es schon ganz massiven Widerstand geben. Die meisten Bürger wollten halt verständlicherweise unbedingt den Lärmschutz.
Bürgerbeteiligung ist angelaufen
Um Baurecht für den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen zu schaffen, wird ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Die einzelnen Schritte sind gesetzlich geregelt. Sie werden von der Bezirksregierung Köln durchgeführt. Einer dieser Schritte ist die Bürgerbeteiligung. Auf ihrer Internetseite sind die Pläne bis einschließlich 21. Juli einsehbar.
Zeitgleich liegen die Pläne aber auch bei der Stadtverwaltung Oberhausen aus. Wegen Corona müssen aber Besuchstermine vereinbart werden. Das geht entweder per E-Mail an verkehrsplanung@oberhausen.de oder unter 0208-825-2748/-3257.
Vier Wochen länger, bis 21. August, haben Bürger Gelegenheit, Einwendungen gegen die Planung zu äußern. Sie müssen entweder per E-Mail oder schriftlich an die Bezirksregierung Köln oder an die Stadtverwaltung Oberhausen gerichtet werden.
Ziel des Planungsverfahrens ist es, berechtigte Einwände auszuräumen und möglichst breite Zustimmung für den Ausbau zu gewinnen.